Die morgendlichen Anthroposophiestunden beginnen bei Martin Schlüter draußen. Ob diesig-kalt, im farbenfrohen Sonnenaufgang oder in milder Sommerstimmung, die Studierenden der Waldorfpädagogik versuchen, das Wettergeschehen vom Hügel aus wahrzunehmen. Martin Schlüter ist Dozent für Naturwissenschaften und Anthroposophie am Institut für Waldorfpädagogik Witten/Annen.
Was beobachtet man eigentlich, wenn man das Wetter beobachtet?
Im Wettergeschehen kommt das lebendige Zusammenspiel der vier Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer zum Ausdruck. Auf diese zu achten, heißt, das Wesentliche in den Blick zu nehmen. Daher sprach Goethe vom «Bändigen und Entlassen der Elemente» im Witterungsgeschehen. Im Wandel der atmosphärischen Bilder kann eine Art Atmen entdeckt werden, das Atmen der Erde.
Gehört das Wetter zur Landschaft?
Umgehend zeigt sich, dass sich das Wettergeschehen der Erde – wie auch der Jahreslauf – immer stärker differenziert und landschaftsbedingt abwandelt.
Wieso beobachten Sie das Wetter mit Ihren Studenten am Institut für Waldorfpädagogik?
Die Atmosphäre bildet die Mitte zwischen Himmel und Erde und vermittelt zugleich zwischen ihnen. Das geschieht in Wettergeschehen und Jahreslauf. Für gewöhnlich erleben wir dieses Geschehen nur unterschwellig, träumend mit. So liegt es verhältnismäßig nahe, es durch gesteigerte Aufmerksamkeit und auf methodisch sinnvolle Weise deutlicher ins Bewusstsein zu heben, um in ihm schlummernde Geheimnisse zu erlauschen. Durch das Erkunden dieses ‹objektiven› seelischen Lebens im körperlichen (Wetter) und seelisch-geistigen (Jahreslauf) Atmen der Erde eröffnen sich ganz neue, pädagogisch bedeutsame Perspektiven auf das Seelenleben des Menschen.
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WETTER, KLIMA, UMWELT
Gedicht und Zustandsbericht
Die Stadt ist uns lieb und teuer,
doch zu heiß wird’s im Gemäuer,
wenn Sonne scheint ohn‘ Unterlass,
und weit und breit kein kühles Nass.
Für die Städter ein Härtetest,
Tropennächte geben den Rest.
Das Klima hat sich gewandelt,
höchste Zeit, dass die Stadt handelt.
Die Betonwüste braucht Oasen,
Wasserstellen und grünen Rasen,
Bäume, die uns Schatten spenden.
Die Bodenversiegelung beenden!
Tornados, Hitze, Wassernot;
Feuer wüten in Wald und Flur.
Das Wetter gerät aus dem Lot,
Klimawandel zieht seine Spur.
Borkenkäfer in der Kiefer,
auch zur Fichte zieht Geziefer.
Statt sattes Grün und Waldeslust,
kranke Bäume und Förster’s Frust.
Profitgier lässt Wälder schwinden,
fördert weltweit Umweltsünden.
Die grüne Lunge des Planeten
in Gefahr, da hilft kein Beten.
Jeder Baum, der zum Opfer fällt,
macht etwas ärmer uns’re Welt.
Wenn’s mit dem Wald zu Ende geht,
stirbt letztlich der ganze Planet.
Den Niedergang abzuwenden,
liegt in unser aller Händen.
DER MENSCH IM ANTHROPOZÄN
Der Mensch macht sich die Erde Untertan,
getrieben vom ewigen Wachstumswahn.
Autos werden größer, Straßen breiter,
die Wälder dagegen schrumpfen weiter.
Es ist höchste Zeit für uns, zu handeln,
endlich uns’ren Lebensstil zu wandeln.
Was nützt uns Wohlstand und alles Geld,
wenn am Ende kollabiert die Welt?
Man produziert und produziert,
plündert Ressourcen ungeniert.
Gewinnmaximierung ist Pflicht,
die intakte Natur zählt nicht.
Börsenkurse steh’n im Fokus,
Umweltschutz in den Lokus.
Plastikflut und Wegwerftrend,
man konsumiert permanent.
Nur unser ständiges Kaufen
hält das System am Laufen.
Unser westlicher Lebensstil
taugt nicht als Menschheitsziel.
Die Jagd nach ewigem Wachstum
bringt letztlich den Planeten um.
Das oberste Gebot der Zeit
muss heißen Nachhaltigkeit.
Statt nur nach Profit zu streben,
im Einklang mit der Natur leben.
Zu viele Buchen und Eichen
mussten schon der Kohle weichen.
Retten wir den herrlichen Wald,
bewahren die Artenvielfalt.
Kämpfen wir für Mutter Erde,
dass sie nicht zur Wüste werde.
Der Mensch, dieses kluge Wesen
kann im Gesicht der Erde lesen
Er sieht die drohende Gefahr,
spürt die Erwärmung Jahr für Jahr.
Homo sapiens muss aufwachen,
seine Hausaufgaben machen.
Wir alle stehen in der Pflicht,
maßvoll leben ist kein Verzicht.
Teilen und Second Hand der Trend,
Repair vor Neukauf konsequent.
Bei allem etwas Enthaltsamkeit,
nehmen wir uns die Freiheit.😉
Die Umwelt schützen, Raubbau beenden,
das Anthropozän zum Guten wenden.
Ökonomie und Ökologie im Verein,
der blaue Planet wird uns dankbar sein.
HEISSER SOMMER
Ist das Klima oder Wetter?
So fragen schwitzende Städter.
Der Beton wirkt hier als Therme,
heizt sich auf und speichert Wärme.
Für Gesundheit und Wohlergeh’n,
lasset steh’n Bäume und Alleen.
An allen Straßen soll es blüh’n,
unsere Städte brauchen Grün.
Wetter ist himmlische Wahrheit,
der Wetterbericht bringt Klarheit
mit der Isobarenkarte,
Heiligtum der Wettersparte.
Ob im Osten oder Westen,
das Wetter ist nicht vom Besten.
Die Sommer trocken und zu heiß,
im Winter fehlen Schnee und Eis.
Azorenhoch und Islandtief,
der Wettergott treibt’s intensiv.
Die Omega-Wetterlage
macht Sommertage zur Plage.
Von Meck-Pomm bis nach Baden
wird die Sonne uns kräftig braten.
Ob nun Wetter oder Klima,
öfters mal Regen wär‘ prima.
Rainer Kirmse , Altenburg
Herzliche Grüße aus Thüringen