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Zuschriften

Thomas Stöckli zu den aktuellen Entwicklungen am Goetheanum und der AAG, Zuschrift von Herbert Schliffka zum ‹Goetheanum› Nr. 9 vom 2. März 2018, Zuschrift von Christian Fey zum Artikel ‹Die gespaltene Erde› von Ilse Wellershoff-Schuur im ‹Goetheanum› Nr. 24 vom 1. Juni 2018, Zuschrift von Karl-Reinhard Kummer zum neuen Leitsystem im Goetheanum.


Den Dialog nicht nur mit Gleich­gesinnten führen

Thomas Stöckli zu den aktuellen Entwicklungen am Goetheanum und der AAG

Noch nie waren die Verhältnisse so vielversprechend wie jetzt! Dies mag angesichts der aktuellen Berichterstattung und den Diskussionen und Emotionen im Kontext der letzten GV naiv-optimistisch oder für einige gar etwas lächerlich tönen. Aber ich meine es wirklich ernst aufgrund meiner jahrzehntelangen direkten Wahrnehmungen, was ‹am und im Goetheanum› vor sich geht. Als aktiver Anthroposoph, der in Dornach seit Jahrzehnten arbeitet (Lehrerausbildung AfaP, Publizist), liegt mir nicht nur der ‹Bau› am Herzen, sondern auch alle Menschen, die in dessen Umfeld tätig sind. Und als Schweizer bin ich dankbar, dass wir eine Kultur der Demokratie entwickelt haben, in der sich Menschen immer wieder neu finden müssen, um zu einem Konsens zu kommen, unter Eingrenzung von Macht. Natürlich bin ich mir der Problematik bewusst, was eine GV mit Abstimmung zur Entscheidungsfindung für eine aag bedeutet. Aber das scheint mir nicht die Priorität zu sein, um zu beurteilen, ob aktuell eine heilsame Entwicklung geschieht.

Ich kenne seit 35 Jahren (ganz aus der Nähe) nichts anderes als solche Diskussionen, Fraktionsbildungen und Auseinandersetzungen in der AAG. Aber jetzt ist es eher positiv aufweckend als negativ. Nicht nur, dass im Vergleich zu früheren Fronten die jetzigen immerhin miteinander sprechen, und wo das schwierig ist, sich zumindest nicht mit Anwälten rechtlich bekriegen. Sondern es lebt auch – trotz allem – eine Bereitschaft, es unter neuen Vorzeichen ‹zusammen weiter zu versuchen›.

Was will man mehr: Es gab ein klares Signal von vielen Mitgliedern, die sich eine Kurs­korrektur wünschen und dies anhand einer ‹Nichtbestätigung› der leitenden Köpfe im Vorstand in einer GV-Wahl kundgetan haben. Da gibt es andererseits den Wunsch der erweiterten ‹Goetheanumleitung›, dass sie die laufenden Verantwortungen im Sinne einer gesunden Kontinuität wahrnehmen möchten und gleichzeitig offen sind für Veränderungen. Als positives Zeichen sei hier das verstärkte Zusammenwirken von Goetheanum/AAG-Vorstand und Schweizer Vorstand mit konstruktivem Austausch an gemeinsamen Sitzungen zu nennen oder der Ita-Wegman-Campus u.a.m.

Wenn ich zurückdenke an frühere Konflikte, in denen die Verhärtung so groß war und man ‹den Gegner› so fundamental ablehnte, dass man auch den Gang zum Gericht nicht scheute oder sich gegenseitig radikal boykottierte, suchen doch nun alle Beteiligten einen Weg, um zusammen nach vorne zu gehen und trotz aller unterschiedlichen Überzeugungen das Mögliche individuell beizutragen, damit die Anthroposophie in die Welt hinaus ausstrahlen kann.

Sicher, es wird Zeit und Geduld brauchen, dass neue Entwicklungen und geistige Impulse, die angesichts der Nöte der Zeit nun gefordert sind, sich genug formieren können. Und die Bereitschaft, sich zu öffnen, für die geistige Welt, aber auch für die Umwelt, innerhalb der aag und auch für Menschen ‹außerhalb›, die ‹michaelisch› in der Welt heute wirken. Die Voraussetzungen stehen gut, wenn wir uns nicht gegenseitig blockieren, sondern gegenseitig stärken, wertschätzen, füreinander meditieren, aber auch offen und ehrlich-direkt einander mitteilen, was einen bewegt, sodass ein Dialog nicht nur mit Gleichgesinnten gepflegt wird.

Die Voraussetzungen stehen gut, wenn wir uns nicht gegenseitig blockieren, sondern gegenseitig stärken …


Kompliment mit Wermutstropfen

Zuschrift von Herbert Schliffka zum ‹Goetheanum› Nr. 9 vom 2. März 2018

Die Beiträge von Christiane Haid, Jaap Sijmons, Detlef Hardorp, Martin Basfeld haben in folgender Hinsicht eine sehr hohe Qualität – Hochschulqualität –, da sie in ihrem Fachgebiet, soweit ich das beurteilen kann, sowohl an dem Wissensstand der Main­stream-Wissenschaft anknüpfen, aber in einer leicht nachvollziehbaren Art so darüber hinausgehen, dass die Impulse aus der anthroposophischen Geisteswissenschaft Erkenntnisfortschritte im Bereich der Erforschung der Sinne ermöglichen, die sie verständlich mitteilen. So erfüllt die Wochenschrift eine der Aufgaben, zu der sie der Name ‹Goetheanum› verpflichtet: Erkenntnisse, die aus der Forschungstätigkeit der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft gewonnen werden können, ihrer Leserschaft mitzuteilen.

Mit der Veröffentlichung des Textes ‹Stereotypen 2› von Johannes Thiele erfüllt das ‹Goetheanum› eine weitere Aufgabe. Mit dem Hinweis auf das Buch der früheren ard-Korrespondentin in Moskau, Gabriele Krone-Schmalz, wird der Wille gezeigt, der «stereotypen Dämonisierung Russlands» durch die Mainstream-Medien etwas entgegenzusetzen. In unserem Arbeitszusammenhang des Achberger Instituts haben wir schon vor zwei Jahren während einer Tagung diese Ansprache zur Kenntnis genommen und uns damit befasst. Als einen kleinen Wermutstropfen empfinde ich die Formulierung «Die sogenannte Annexion der Krim …». Damit bleibt die Gedankenführung – von der Wortwahl her – der üblichen anklagenden Aussage verbunden, auch wenn «sogenannt» hinzugefügt ist. Das ermöglicht dem Leser nicht, die Vorgänge gemäß den Ereignissen zu denken, die Reinhard Merkel in seinem FAZ-Artikel ‹Die Krim und das Völkerrecht› vom 7.4.2014 beschreibt. Er zeigt in diesem Artikel auf, dass es sich bei diesen Vorgängen nicht um eine Annexion gehandelt hat, sondern um eine Sezession der Krim von der Ukraine. Sie war von der autonomen Republik Krim durch Volksentscheid herbeigeführt worden und nach dem Unabhängigkeitsreferendum erfolgte der Beitritt zur Russischen Föderation.


Zuschrift von Christian Fey zum Artikel ‹Die gespaltene Erde› von Ilse Wellershoff-Schuur im ‹Goetheanum› Nr. 24 vom 1. Juni 2018

Vielen herzlichen Dank für Ihren außerordentlichen Artikel im ‹Goetheanum›. Dass ein Mensch mit wenigen Worten so viel Licht in eine höchst verworrene Angelegenheit bringen kann, ist wunderbar. Ich fühle mich mit viel Einsicht und Zuversicht beschenkt.


Zuschrift von Karl-Reinhard Kummer zum neuen Leitsystem im Goetheanum

Als Tagungsteilnehmer erfreuen im Goetheanum nicht nur die neu gestalteten, hellen, lichtdurchfluteten Räume. Wohltuend sind auch die dezenten, den Bau schmückenden Wegweiser, etwa zu den Toiletten. In der grafischen Klarheit sind sie kleine Kunstwerke. Vielen Dank!


Zeichnung: Philipp Tok

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