Zünder

Georg Darvas inszeniert am Goetheanum und in den Metallwerken in Dornach das Stück ‹Zünder›. Im Gespräch mit dem Regisseur.


Wie kam der Autor Patrick Tschan zu dem Stoff?

Georg Darvas Er war in den Metallwerken zuständig für die Zwischennutzung des Industrieareals und wollte aus der ehemaligen Kantine einen Kulturraum schaffen. Ich war Präsident der Fachkommission ‹Tanz und Theater› des Kantons Solothurn und verhandelte mit ihm darüber. Da haben wir uns kennengelernt. Er erzählte mir, dass er von der Kantine hinauf zum Goetheanum geblickt und sich gefragt habe, wie das für die Metallarbeiter damals gewesen sein muss, als dieser Doppelkuppelbau entstand, während sie Munition für den Krieg produzierten. ‹Schweizer Neutralität› bedeutete damals, dass man beide Kriegsparteien belieferte. Dieses Thema hat den Autor und Historiker Tschan beschäftigt. Welch ein Gegensatz: Unten arbeiten 1000 für den Krieg und oben 800 fürs Goetheanum. Dann kam er zu mir mit der Idee eines Bühnenstückes darüber. So kamen wir zusammen.

Zu der äußeren Geschichte dichtete er eine Liebesgeschichte?

Ja, die Begegnung von Serge, einem Metallwerker von ‹unten› aus dem Elsass, mit der adligen, den Geist suchenden Kleopha, einer Eurythmie-Interessierten von ‹oben›, daraus machte er die Geschichte.

Da konntest du ihm als Eurythmist helfen?

Ja, wobei Regina Leitner, die die Freundin von Kleopha spielt, selbst in Eurythmie ausgebildet ist.

Mit Xenia Assenza als Kleopha und Ilja Baumeier als Serge hast du Kunstschaffende mit reicher Filmerfahrung gewinnen können.

Sie haben eine Beziehung zum Neuen Theater in Dornach, das ich begründet habe, und beide haben die Waldorfschule besucht und sind deshalb mit dem Thema vertraut.

Wie wird die Inszenierung laufen?

Die erste Szene spielt draußen vor dem Goetheanum, dann geht es in die Schreinerei, die ja weitgehend so aussieht wie damals. Dorthin wird das Publikum vom Dornacher Bahnhof mit BLT-Linienbussen via die Metallwerke gebracht. Für den zweiten Teil geht es dann per Bus in die Metallwerke. Hier spielen intime Szenen zwischen den Hauptdarstellenden. Sie kulminieren in einem Essen, an dem dann auch das Publikum teilnimmt. Dann geht es per Bus in die Metallwerke, in eine riesige Werkhalle. Da ist die Unterwelt. Die beiden Frauen besuchen dort die Arbeiter und kommen in eine turbulente Situation, denn da erscheinen französische Kontrolleure, um die Munitionsfertigung zu prüfen. Das ist dramaturgisch eine ziemliche Fallhöhe, auch in Bezug auf den Inszenierungsstil. Oben – unten. Holzwelt – Metallwelt. Frieden – Krieg. Ja, es wird ein Theaterereignis, denke ich.


Die Fragen stellte Wolfgang Held.


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