Die Corona-Zeit gab den Anstoß. Die Schwarzbubenjodler fragten am Goetheanum, ob man im großen Saal einen Festabend für Jodlerensembles veranstalten könne.
Aus dem Ja wird spätestens nach dem Konzert im Oktober eine Tradition. Jetzt erklang die alpine Musik zum dritten Mal mit 700 Menschen im Publikum. Was in den Bergen und Festzelten der Täler zu Hause ist, findet im Goetheanum eine neue konzertante Heimat. 150 Sängerinnen und Sänger, ein Kinderchor aus dem Appenzell, ein Ensemble kleiner und großer Mundharmonikas und die Schwarzbubenjodler als lokaler Gastgeber stimmten den Bau in den vokalischen Jubel dieses archaischen Gesangs. Was hinzugehört, sind die schwarz-rot-weißen Trachten, ist der Halbkreis, in dem man einander und nicht dem Publikum zugewandt ist, sind die Hände in den Taschen, ist das ausgelassene Fest nach der Musik. Kaum Text, keine Gebärde, kein Timbre oder Ausdruck, keine Emotion oder Vibrato gibt oder nimmt dem Gesang etwas, es ist der reine Jubel aus mal 10 und mal aus fast 100 Kehlen, ein urwüchsiger Zauber, der die fernen Berge direkt in den Saal holt. «Hier hörst du einen Abend lang nur Dur, denn der Jodelgesang folgt der Obertonreihe. Die einzigen Mollklänge lieferte die Darbietung eines Mundharmonikaensembles», so Stefan Hasler. Als das Konzert zu Ende war und es in der Wandelhalle eine Stärkung gab, ging der Gesang bis über Mitternacht weiter, nun im Erdgeschoss. Der Abend war ein besonderer Ritterschlag, der dokumentiert, dass das Goetheanum in der Nordwestschweiz zu Recht seine Heimat hat. Eine Besucherin, die zum ersten Mal das Goetheanum besuchte, äußerte sich zu dessen Erbauer: «Ich habe gemerkt, es ist ein friedlicher Ort. Der Steiner hat schon was hergebracht.» Herbst 2024 laden die Schwarzbubenjodler zum nächsten Jodelabend ein und hoffen wieder auf großes Publikum.
Foto Stefan Hasler