Die Pfingsttagung vom 18. bis 21. Mai ist mit Beiträgen zu Geschichte, Philosophie, Dichtung, Wirtschaft, Recht, Religion, Kultur und Politik der inneren Suchrichtung ‹Wohin Europa?› gewidmet.
Schon im Mythos über Europa treffen zwei Gestalten aus unterschiedlichsten Welten aufeinander: die phönizische Königstochter Europa und der in Stiergestalt erscheinende griechische Göttervater Zeus. Phönizien lag am östlichen Ufer des Mittelmeers, dem heutigen Syrien, Libanon und Israel. Die Prinzessin wird von Zeus geraubt und nach Kreta entführt, wo sie ihm drei Kinder zur Welt bringt. In diesem Bild ist schon die Spannung veranlagt, die mit der Entstehung Europas verbunden ist: die Berührung unterschiedlicher Welten und Kulturströme, die nach einem Ausgleich suchen. Dieser bedeutet jedoch nicht die Dominanz des einen über den anderen oder seine Abweisung und Ausbeutung, sondern enthält als Aufgabe die Bildung einer neuen Gemeinschaft. Das pfingstliche Bild der Feuerzungen, die sich unter dem Brausen eines mächtigen Windes auf die Jünger niedersenkten, mag ein treffendes Bild für die Zukunftshoffnung sein, die mit Europa verbunden ist, auf der Suche nach einer spirituellen Identität als Grundlage eines brüderlichen Wirtschaftslebens und rechtlicher Gleichheit.