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Wirksame Persönlichkeiten

Am 23. November findet in Südtirol die pädagogische Tagung ‹Mut zur Erziehung – durch Selbsterziehung› statt – ein zentrales Thema der Waldorfpädagogik. Der Verleger Stephan Wunderlich ist verantwortlich für die inhaltliche Organisation der Tagung.


Was bedeuten Selbsterziehung und Erziehung heute?

Unseren Kindern wird heute viel Bildung, Unterhaltung und Freizeitgestaltung geboten; eine Erziehung erhalten sie damit noch nicht. Auch das viel gerühmte Regeln-Aufstellen und Grenzen-Setzen berührt noch nicht das Gebiet der Erziehung. Nach dem Referenten Heinz Grill bedeutet Selbsterziehung «die eigene kraftvolle Bemühung um Reinheit, Rationalität, positive Ausstrahlung und geistige Vollkommenheit». So werden Erwachsene zu einer überzeugenden, anziehenden Lehrer- oder Erzieherpersönlichkeit. Für den Referenten Othmar Asam ist es das Kind, das sich selbst erzieht, wenn das entsprechende Umfeld dafür geschaffen wird. In jedem Fall sind sich Erzieher heute in der Frage, was der Erzieher konkret tun kann, wo er eingreifen muss und wo er freilassen sollte, nicht mehr so sicher. Auch über die Bemühungen, die im Sinne der Selbsterziehung möglich und sinnvoll sind, besteht eine gewisse Unsicherheit: Ist damit gemeint, sich beispielsweise schlechte Gewohnheiten, wie Zigarettenrauchen, Naschen von Süßigkeiten oder übertriebenen Fernsehkonsum, abzugewöhnen oder geht es nicht vielmehr um geistige Erkenntnis- und Entwicklungsfragen?

Wie kann die Waldorfschule unter den heutigen Umständen wirken?

Ich kenne die Waldorfschule nur als Besucher und Betrachter von außen. Ich denke aber, dass die Waldorfschule die zukunftsweisendste Schulform darstellt. Sie ist die einzige mir bekannte Schulform mit einem derart ausgeformten, praktisch anwendbaren und bewährten Menschenbild und einer guten Unterrichtsmethodik. Dennoch ist auch die Waldorfpädagogik nur so gut wie ihre Pädagogen. Deshalb spielt auch hier die Selbsterziehung eine wesentliche Rolle. Die Tatsache, dass die Waldorfpädagogik, nach 100 Jahren ihres Bestehens, immer noch derart scharf in den Medien angegriffen wird, deutet für mich darauf hin, dass auch heute noch eine relativ große spirituelle Wirksamkeit und Kulturkraft von ihr ausgeht. Schulen allgemein können heute sehr viel bewirken, weniger durch reine Wissensvermittlung als vielmehr durch das soziale Umfeld in der Schule und durch die Persönlichkeit des Lehrers, die der Schüler erlebt. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Schulen eine gewisse Unabhängigkeit von politischen und wirtschaftlichen Zwängen bewahren können.


Mehr zur Tagung erfahren Sie hier.

Bild: Tagungsflyer ‹Mut zur Erziehung – durch Selbsterziehung›

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