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Wir wollen ‹Faust› zeigen!

Nächstes Jahr im Sommer wird am Goetheanum wieder ‹Faust 1 und 2› von Johann Wolfgang Goethe gespielt. Die Startfinanzierung ist inzwischen gesichert, sodass der Neuinszenierung nichts mehr im Wege steht. Erste Einblicke in ‹Faust am Goetheanum› gaben Andrea Pfaehler (Regisseurin und Schauspielerin), Eduardo Torres (verantwortlich für die Eurythmie), Stefan Hasler (Intendant) und Nils Frischknecht (Bühnengeschäftsführer) bei einer Infoveranstaltung am 20. Februar 2019 am Goetheanum.


Es wird nicht der einzige Abend sein, versprach Stefan Hasler zu Beginn. Es werde immer wieder Gesprächsrunden geben, um zu erfahren, «was beim ‹Faust› läuft». Er schilderte, dass es sich als unmöglich herausstellte, die bestehende Inszenierung unter der neuen Leitung weiterzuentwickeln. Man wolle prinzipiell auf eine neue ungekürzte Fassung des ‹Faust› hinarbeiten, zugleich wolle man aber nicht viele Jahre warten, bis solch eine Unternehmung wieder möglich sei. Anstatt sich auf ‹Faust I› zu beschränken, habe die Projektgruppe deshalb beschlossen, für 2020 als Entwicklungsschritt eine gekürzte Fassung des ganzen ‹Faust› zu spielen. Aufbauend auf der Inszenierungstradition am Goetheanum wolle man die Frage ‹Was heißt Faust für uns heute?› gründlich stellen. Mit einem kleineren Ensemble wolle man, so Stefan Hasler, am Zusammenspiel von Eurythmie, Schauspiel und Sprachgestaltung arbeiten und dabei die Kosten erst einmal tief halten, was Kostüme und Bühnenbild anbelangt. Er betonte außerdem, dass es keine Verstärkung der Sprache geben werde. Wöchentlich treffe sich nun eine Entwicklungsgruppe für den ‹Faust›, bestehend aus Andrea Pfaehler (Regie), Isabelle Fortagne (Regieassistenz), Eduardo Torres (Eurythmie), Nils Frischknecht (Bühnenbild), Christiane Haid und Stefan Hasler (Goetheanumleitung). Mit Georg Darvas (Dramaturgie) gehört auch jemand zu dem Kreis, der mit den ‹Faust›-Inszenierungen am Goetheanum der letzten 30 Jahre verbunden war. Für die Sprachgestaltung sei nun Agnes Zehnter zu dem Kreis gestoßen. Die Beleuchtung liege bei Klaus Suppan, Julia Strahl habe die Schneiderei unter sich. Dann kam Stefan Hasler auf die interessante Frage der Kürzung zu sprechen. Der gesamte Entwicklungsbogen des ‹Faust› stehe dabei im Vordergrund. Da die Kürzungen noch nicht feststehen, konnte er nur allgemein ankündigen, dass zentrale Szenen ungekürzt gespielt, manche Szenen gestrichen und schließlich weitere gekürzt werden. Wenn 2020 die Inszenierung erfolgreich laufe, so Justus Wittich, und weitere Schenkungen in das Projekt flössen, dann könne man auf die ungekürzte Fassung zugehen.

Andrea Pfaehler beschrieb, es sei für sie ein großer Moment, dass sie die Aufgabe der Regie übertragen bekommen habe. Dabei stehe sie nun an einem Kreuzungspunkt, denn die Goetheanum-Bühne sei der Ort, wo Goethe und Rudolf Steiner sich künstlerisch begegnen. Es sei ein Ort, an dem zu arbeiten eine Ehre sei, an dem zu arbeiten viel Kraft verlange. Eduardo Torres beschrieb, dass seine Mitarbeit im Eurythmieensemble bei der letzten ‹Faust›-­Inszenierung im Bühnenbild von Walter Roggenkamp zu den wichtigsten Schätzen seines eurythmischen Lebens gehöre. Dass er nun in dieser Verantwortung zum ‹Faust› zurückkehre, sei etwas ganz Besonderes. In Zusammenarbeit mit dem Eurythmeum ch starte im Herbst ein Bühnenkurs, aus dem dann die eurythmischen Szenen des ‹Faust› entwickelt werden. Anders als früher sollen nun feste Sprecherinnen und Sprecher in dieser Arbeit dabei sein. Eduardo Torres und Andrea Pfaehler erhoffen sich von dieser sprachlich-eurythmischen Zusammenarbeit eine stärkere Ausdruckskraft der beiden Künste. Nils Frischknecht, verantwortlich für das Bühnenbild, nannte daraufhin zwei Größen: Man wolle die Inszenierung auf 8 von bisher 17 Stunden bringen, mit einem Budget von 1 Million Franken. Bedenkt man, dass die Produktion unter Wilfried Hammacher über 10 Millionen Franken gekostet hatte und die letzte Inszenierung 3 Millionen Franken, mag man ermessen, wie ehrgeizig dieser Rahmen ist.

Auf Rückfrage betonte Stefan Hasler, die Goetheanumleitung habe ihm die künstlerische Verantwortung übertragen. Agnes Zehnter, im Team für die Sprachgestaltung verantwortlich, will im Inszenierungsprozess den Sprechenden und Spielenden ihr Ohr schenken und dabei erreichen, dass die Sprache der Inszenierung zu einem Guss werde. Zu den Gesichtspunkten des Kürzens gab es einige Rückfragen. Darauf Andrea Pfaehler: «Wenn wir nur einen Teil des ‹Faust› spielen, dann ist das eine Interpretation, aber wir wollen nicht etwas ‹an Faust› zeigen, sondern wir wollen ‹Faust› zeigen. Damit das schon nächstes Jahr möglich ist, haben wir uns für diesen Weg entschieden.» Zu diesem Weg, das wurde mehrfach betont, werden weitere solche Gespräche mit dem zukünftigen Publikum gehören.

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