Ein Gespräch mit dem Konflikt- und Friedensforscher und Mediator Friedrich Glasl zum Jahrestag des Angriffskrieges in der Ukraine. Das Gespräch führte Wolfgang Held.
Jetzt jährt sich der Angriff Russlands gegen die Ukraine und der Krieg, das Sterben halten an. Was ist Ihr aktuelles Resümee?
Friedrich Glasl Wo bleibt die Diplomatie? Es ist zum Haareraufen! Es wird allein in militärischer Logik gedacht. Ich spreche der Ukraine absolut nicht das Recht ab, sich zu verteidigen, und appelliere doch an die Alternative, die es gibt. Dass die Weltgesellschaft diesem Töten und Sterben so zuschaut, es geschehen lässt, ist unfassbar. So viele Länder sind ja abgesehen von den ethischen und moralischen Fragen als Stakeholder vielfach involviert, betroffen. Der Konflikt flimmert nicht nur in unsere Wohnzimmer, wir alle sind weltweit auch wirtschaftlich, sozial, politisch und ökologisch betroffen. Er wirkt sich auf die ganze Welt aus. Die Einengung des Blicks, die Verkürzung des Zeithorizonts ist deshalb so schwer begreifbar. Wir folgen den Nachrichten, wer wo einen kleinen militärischen Sieg errungen hat, wo jetzt das ‹Z› und wo man wieder ‹blau-gelb› sieht. Es ist wie in einem Kriegsfilm – mit dem Unterschied, dass es nicht Fiktion ist, sondern Wirklichkeit.
Woran liegt es, dass es nicht gelingt, in die Diplomatie einzusteigen?
Es sind viele Länder beteiligt, haben ein Verhältnis zu der einen oder anderen kriegführenden Partei und müssen fürchten, dass sie als unparteiliche, neutrale Seite nicht ernst genommen werden. So zum Beispiel Österreich: Es ist völkerrechtlich neutral, hat sich aber mit den Sanktionen der EU solidarisch erklärt. Das hat zur Folge, dass das Land bei Gesprächsversuchen abblitzt. Ich habe auch erlebt, dass Politikerinnen und Politiker, nachdem sie einmal oder zweimal erfolglos aus Moskau, Washington, Brüssel oder Kiew zurückgekehrt sind, um ihr Prestige fürchten. Ich erinnere mich an die Häme, die die internationale Presse über den österreichischen Bundeskanzler Nehammer ausschüttete. Er war ja nach Moskau gereist, hatte Putin in seiner Datscha besucht und kehrte erfolglos zurück. Gleichwohl war ich damals froh über seine Initiative, weil man nichts unversucht lassen sollte. Und jetzt? Ich glaube, wir haben uns an die Bilder gewöhnt, daran gewöhnt, dass alle auf militärische Entscheidung setzen, dass fortwährend die Drohkulisse aufgerichtet wird, man dürfe keinen Keil in die westliche Allianz treiben. Sobald jetzt ein EU-Mitglied mit einem eigenen Impuls aktiv wird, setzt es sich dem Vorwurf aus, sich nicht abzustimmen.
In der Schuldfrage des Krieges werden immer wieder die gegenseitigen Vertragsbrüche zwischen Russland und dem Westen erwähnt.
Ja, so wird häufig angezweifelt, dass es ein mündliches Versprechen gab, keine NATO-Osterweiterung zuzulassen, ohne Zustimmung Russlands. Es gibt genügend Zeugnisse, dass es mündliche Zusagen gab, aber nichts vertraglich festgelegt wurde. Das weiß ich auch aus diplomatischen Kreisen. Das hat das Ende des Kalten Krieges begründet. Die Lager, die Feindbilder lösten sich auf, es gab sogar Kooperationen. Denken wir an die Partnerschaft für den Frieden und an all die Verträge wie Open Skies oder eben das Budapester Memorandum von 1994, mit dem die vormaligen Satellitenstaaten der Sowjetunion Moskau das Verfügungsrecht über die Atomwaffen geben, dafür aber Sicherheitsgarantien von Russland und vom Westen bekommen. Schon ab 1991 beginnt die Eskalation, als sich die Ukraine mit der Auflösung der Sowjetunion gegen den Führungsanspruch von Moskau wendet. So war die Ukraine auch kein Mitglied des Comecon, des Rats für gegenseitige Wirtschaftshilfe. Die Ukraine war nur assoziiert. Die Ukraine suchte Souveränität und näherte sich dem Westen an.
Mit den Protesten auf dem Maidanplatz eskalierte es dann. Kam der Protest aus dem Land oder war er westlich inszeniert?
Es spricht vieles für eine Inszenierung. Ich berufe mich dabei auf einen Schweizer Diplomaten, mit dem ich befreundet bin. Es gab Hinweise, dass Scharfschützen eingesetzt wurden, um die Situation gewaltsam eskalieren zu lassen. Ich denke, ohne die Schützenhilfe des Westens wäre das ganze rechtspopulistische Lager vielleicht nicht so an die Macht gekommen und der Putsch wäre nicht so gelungen. Dann folgten verhängnisvolle Entscheidungen wie das Abschaffen von Russisch als Amtssprache und das nicht anerkannte Referendum in der Krim. Das hat die Polarisierung auf beiden Seiten vertieft, wobei ein Nato-Beitritt damals kein Thema war. Die Ukraine war mit den Garantien durch das Budapester Abkommen neutralisiert. Der Wunsch, in die Nato zu kommen, entstand erst mit der Wahl Selenskyjs zum Präsidenten. Interessant war, dass Präsident Selenskyj nach dem 24. Februar sagte, dass man sich nicht an einen Nato-Beitritt klammere. Sowohl Selenskyj als auch Moskau hatten die Neutralität eingebracht! Ich sage bewusst nicht Putin, sondern Moskau, weil es ein System ist. Wäre Putin weg, dann kämen zehn andere Putins, andere Scharfmacher. Seit 2014 herrscht in der Ostukraine Krieg, nicht erst seit letztem Februar. 2015 handelten Hollande, Merkel und Putin mit dem Minsk-II-Abkommen, dem Normandie-Format, diesen Vertrag aus, bei dem die zwei Provinzen vergleichbar dem Schweizer Modell eine Art kantonale Autonomie erhalten sollten im Zuge einer Verfassungsreform.
Wenn diese Kompromissbereitschaft nicht da ist, dann entsteht heutzutage eine Zerstörung, die apokalyptisch ist.
Ja, ich meine, dass sich unser Planet auf eine existenzielle Gefährdung zubewegt. Was an Maßnahmen unternommen worden ist, um Treibhausgase einzudämmen, ist durch den Krieg zunichte gemacht worden.
1986 war es Michail Gorbatschow, der auf den Westen zuging.
Ich betrachte das noch immer als ein Wunder des Jahrhunderts. So wie die Apartheid mit Nelson Mandela gewaltfrei überwunden wurde oder die DDR ohne kämpferische Handlungen zu Ende ging, so fiel der Graben zwischen Ost und West durch Gorbatschows Schritte. Sie führten 1987 zum Durchbruch bei den Genfer Abrüstungsverhandlungen.
Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler sagte im Interview: «Wer Frieden will, muss Risiko wollen.»
Ja, Gorbatschow ging einzelne Schritte, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Das machte die Verhandlungen in Reykjavík im Oktober 1986 erst möglich. Es sei ein Treffen von Mensch zu Mensch gewesen, sagt Ronald Reagan, der damalige us-Präsident. Das geschah auch deshalb, weil die Zivilgesellschaft nicht schwieg, sondern mit brennenden Kerzen und Menschenketten gegen Atomwaffen demonstrierte. Von Gandhi bis zum Protest gegen den Vietnamkrieg gab es eine Bürgerrechtsbewegung und zivilgesellschaftliche Veränderungsbereitschaft. Die suchen wir jetzt vergebens, genauso wie Anfang des Jahrhunderts die Bereitschaft, Russlands Zustimmung zur Nato-Osterweiterung weiter einzubeziehen. Als sich Tschechien, Polen und Ungarn der Nato anschlossen, wurde Russland konsultiert. Bei den baltischen Republiken war das nicht mehr der Fall. Man erinnere sich an Putins Protest 2007 an der Münchener Sicherheitskonferenz. Es geht nicht darum, die Osterweiterung der Nato generell auszuschließen, sondern nur darum, die Sicherheitsinteressen Russlands im Auge zu behalten, was auch für Abschussrampen für Langstreckenraketen an der russischen Grenze gilt.
Bei der Nato-Konferenz im März 2007 in Bukarest wurden dann die Ukraine und Georgien eingeladen. Daraufhin gab es diesen Schuss vor den Bug vonseiten Russlands, den Überfall auf Georgien auf Südossetien. Diese Region ist ja heute noch besetzt und es gibt dort heute noch ein OSZE-Monitoring. Ich kenne die Gegend sehr gut und auch die dortige OSZE-Arbeit. 2008 ging es so weit, dass russische Flugzeuge bis nach Tiflis flogen und zeigten, dass sie den Flughafen bombardieren könnten, was nicht geschah. Das Verhältnis von Osten und Westen erodiert immer weiter. Was zaghaft entstanden ist – dass wir Sorgen, Probleme miteinander teilen und nicht gegeneinander lösen müssen –, das trat in den Hintergrund. Außerdem spielt es für mich eine Rolle, dass China eine Führungsposition anstrebt, auch mit seiner Währung als internationales Zahlungsmittel, dass es in Afrika Landgrabbing betreibt und sich in Südamerika Ressourcen sichert. Die Position der USA erscheint immer mehr gefährdet.
Russlands Interessen wurden zu wenig berücksichtigt. Wenn das Land aber zur Gewalt greift, verliert es da nicht jede Legitimation?
Natürlich. Mit dem Angriff auf die Ukraine ist alles anders und auch Russland hat ja Vertragsbruch begangen.
Herfried Münkler beschreibt verschiedene Interessen. Für die EU wären bei einem Friedensschluss die Grenzen von 2014/15 akzeptabel, mit einem Donbass unter russischer Verwaltung. Demgegenüber läge im Interesse der USA ein längerfristiger, aufzehrender Krieg, bei dem Russland seine militärische Macht einbüßt und die USA sich auf China konzentrieren können.
Tatsächlich sprechen viele Anzeichen dafür, dass die Fortsetzung des Krieges von Kiew, Moskau, Washington und Brüssel gewollt wird. Damit meine ich nicht die EU, sondern die Nato. Es wird keine Alternative in der Diplomatie gesucht, weil sich die kriegführenden Parteien festgelegt haben. Und doch gibt es immer wieder Möglichkeiten, aus der Kriegslogik in eine Friedenslogik zu kommen. Ich spreche immer wieder von ‹Windows of Opportunity›, die sich für kurze Zeit öffnen. Wenn man die nicht nutzt, dann geht das Fenster wieder zu, aber es öffnen sich neue! So wie zum Beispiel bei den Vereinbarungen, Getreide aus den ukrainischen Häfen zu verschiffen. Das hätte noch viel mehr genutzt werden können. Da waren die Interessen nicht so weit auseinander. Es gelang ein Miteinander, weil alle Interessen berücksichtigt wurden und nicht nur jene der Ukraine. Die UNO und die Türkei bzw. Erdogan haben da viel erreicht.
Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer haben die Petition ‹Manifest für den Frieden› veröffentlicht und 600 000 Menschen haben unterzeichnet. Wir beurteilen Sie die Initiative?
Endlich gibt es eine Initiative, die aus der Kriegslogik ausbricht und sich für einen diplomatischen Weg starkmacht. Es müsste mehr dieser Initiativen geben, viel mehr. Deren Botschaft ist: Wir lassen uns nicht einreden, dass es nur eine militärische Lösung für den Ost-West-Konflikt gibt, der jetzt auf ukrainischem Territorium ausgetragen wird. Es gab darüber leider auch die Debatte, ob sich rechte Gruppierungen der Petition anschließen dürften und Ähnliches. Was soll dieses Exklusivitätsdenken? Entscheidend ist, dass sich Menschen – welcher Denkrichtung sie auch sonst anhängen – für ein Ende des Schlachtens einsetzen und sich an ihre Regierungen wenden. – So gab es zum Wochenende vom 17./19. Februar auf der Münchener Sicherheitskonferenz die Ankündigung der chinesischen Regierung, am 24. Februar einen Plan zur Vermittlung vorzulegen. Der hatte sofort Kommentare maßgeblicher Politiker und Politikerinnen im Sinne der Kriegslogik zur Folge: «Das kann nichts Seriöses sein! Das ist hinterhältig und dient den Interessen Chinas und Russlands! China will damit nur in der Welt Unterstützer gewinnen! Und wenn der Plan abgelehnt wird, gibt Moskau dem Westen die Schuld!» Das ist ein ‹Window of opportunity›, das genutzt werden muss, damit ein Ende des Krieges denkbar wird. Wichtig ist, dass es überhaupt zu Gesprächen kommt – man kann nicht Ergebnisse zur Bedingung machen.
Sehen Sie künftige Fenster?
Es gab eine Reihe von geöffneten Fenstern, die dann wieder zugefallen oder zugeschlagen wurden. Man kann nur schauen, was jetzt ist. Demnächst gebe ich ein Seminar über ‹Windows of Opportunity›, bei dem ich mit den Menschen übe, solche Fenster zu sehen und zu ergreifen: Was wäre hier möglich gewesen, nicht im Sinne der Kriegslogik, sondern einer Friedenslogik? Gegenwärtig findet eine gegenseitige Dämonisierung der Sprache statt. Auch da müssen wir herauskommen.
Wie werden wir fähig, diese offenen Fenster zu nutzen?
Was ist militärische Logik und was ist Friedenslogik? Im militärischen Denken übe ich Druck aus und stelle dir Schaden in Aussicht. In der Friedenslogik schaue ich auf dein Interesse und frage mich, ob ich es nicht erfüllen könnte, weil dann ein gemeinsamer Vorteil entsteht. So war es bei den Getreideexporten. Denken wir an den einseitig von Moskau angekündigten Weihnachtsfrieden zur orthodoxen Weihnachtszeit. Der angegriffenen Seite fällt es natürlich schwer, auf so etwas einzugehen, aber da war ein Fenster offen. Wittere ich ständig Hinterlist im Sinne der Militärlogik oder bin ich bereit, im anderen den Menschen zu sehen und einen Vertrauensbeweis von meiner Seite zu geben? Dann kann man ja überprüfen, ob die Vereinbarung eingehalten worden ist oder nicht. Und dann könnte man vielleicht noch weitere Möglichkeiten erkunden und nutzen. Ich bin manchmal mit Experten und Expertinnen in Fernsehdiskussionen. Dann heißt es: Den Waffenstillstand nutzt man nur, um Nachschub zu organisieren. Ja, sicher, das wird jede Seite tun! Die Friedenslogik bedeutet, dass ich nicht umbedingt böse Absichten unterstelle. Ich zeige mein Vertrauen und die Bereitschaft, in Vorleistung zu gehen, und lasse das den anderen verstehen.
So wie Palästina wie ein Nabel der Welt erscheint, ein kleiner Fleck. Das Unvermögen, dort Frieden zu finden, strahlt auf die ganze Erde aus. Ist der russische Überfall und die jetzt beschriebene Kriegslogik auch etwas Globales, wo Kräfte, Mächte, Dämonen des 19. und 20. Jahrhunderts wirken?
Markus Osterrieder war kürzlich in Salzburg. Er ist Spezialist für die Ukraine, vor allem, was die historischen Dinge betrifft. Betrachtet man die Geschichte Russlands, der Ukraine und der osteuropäischen Länder, wie das Christentum dort Wurzeln geschlagen hat und auch welche ethnischen Auseinandersetzungen es da gab, oft im Namen der Religion, dann sieht man, dass es äußerst komplex ist und sich eine Rechtfertigung bestimmter Ansprüche aus der Geschichte vollständig erübrigt. Es geht um die Geistesgegenwart. Es geht um das Jetzige. Es klingt pathetisch, aber es geht um eine Bewusstseinsseelenhaltung, zu sagen: Was ist jetzt gefordert und wie befreien wir uns von all den Dingen, die uns einschränken? Die Argumentationen sowohl von der russischen wie auch von der ukrainischen Seite beziehen sich auf das Nationale, Geschichtliche. All diese Ansprüche sind irrelevant und stehen einer Lösung im Weg.
Weil jede Deutung möglich ist?
Sonst melden sich die Hunnen, weil sie vor 2000 Jahren in Österreich waren. Was ich zu diesen ‹Windows of Opportunity› gesagt habe, bedeutet, ganz radikal aus dieser Logik des Krieges auszusteigen und Nein zu sagen: statt Bestrafung Belohnung, statt Misstrauen Vertrauen, statt vager Andeutungen präzise Angebote. Dazu gehören auch einseitige vertrauensbildende Aktionen: Es würde die Nato überhaupt nicht schwächen, wenn sie bestimmte militärische Einheiten oder Potenziale von der russischen Grenze weiter wegziehen würde. Einseitige Aktionen tragen also zur Vertrauensbildung bei. Friedensarbeit ist nur möglich, wenn ich Risiken eingehe. Gemeint ist das Risiko, missverstanden zu werden, also dass die einseitige Aktion als Schwäche missverstanden und missbraucht wird. Bei Gorbatschows Angebot war es ja so, dass er trotz allem sagte: Ich ziehe das durch.
Die Wende zum Frieden, sind das einzelne Menschen, inspiriert von Höherem?
Aus spiritueller Perspektive: Ich denke, dass es die Archai, die ja mit dem Zeitgeist zu tun haben, momentan mit uns schwer haben. Aber auch die Erzengel, die ja Gemeinschaftsgeister, Volksgeister und Kulturgeister sind, und auch Sprachgeister, wenn ich an die Kriegsrhetorik denke und an die psychologische Kriegsführung über Sprachmanipulation. Also die haben es schwer mit uns. Aber gleichzeitig zeigen uns die Signale zum Fortbestand des Ökosystems des Planeten Erde, dass es fünf vor zwölf ist. Ich denke, wir haben oft erlebt: Angesichts der spürbaren Katastrophe geben wir Menschen uns einen Ruck und sagen: «Nein, Schluss damit, so kann es nicht weitergehen!» In meinem Buch ‹Konflikt, Krise, Katharsis› gehe ich näher darauf ein, dass die Krise wachrüttelt, dass wir mit dem Hammer auf den Kopf geschlagen werden, bis wir endlich verstehen, was da los ist.
Und diese Konfrontation, nämlich dass wir mit den Folgen unseres falschen Denkens konfrontiert werden, das ist etwas, wodurch hoffentlich bei uns Menschen so etwas wie ein Erwachen geschieht. Für den Krieg heißt das, dass die Zivilgesellschaft aufsteht. Von vielen Seiten müsste die Forderung kommen, dass die Völker und Regierungen, die jetzt schweigend zuschauen, aufstehen und ihre bequeme Loge oder Tribüne verlassen. Ich steige runter, ich gehe in die Arena und ich setze mich dafür ein, dass dieser Wahnsinn ein Ende hat. Dass wir uns alle jetzt ins Zeug legen.
Die 65 Länder, die schon den Vertrag zur Ächtung von Atomwaffen ratifiziert haben – unterschrieben haben ihn schon mehr Regierungen, aber ratifiziert erst 65 – sollten aufstehen! Demnächst gibt es dazu eine Konferenz in Wien. Und die Hoffnung wäre, dass diese Länder bei der Gelegenheit ihre Stimme erheben. Es reicht nicht, keine Atomwaffen besitzen zu wollen, jetzt muss man dafür eintreten, dass sie nicht eingesetzt werden. Jetzt müssen wir etwas tun, auch im Denken, damit der mögliche Einsatz von taktischen Atomwaffen nicht geschieht – sie wurden im Golfkrieg eingesetzt, vergessen wir das nicht. Wenn ich an den Klimawandel, die Wüstenbildung und die ganze Migration denke, dann sind die Aufgaben groß! Diese Länder haben sich bisher zu sehr der Dominanz der Industrienationen gefügt. Jetzt sollten sie sagen: So kann es nicht weitergehen. Dann ist auch Schluss mit der Höflichkeit im Sinne von ein wenig Finanzierung der ökologischen Schäden. Es geht um viel. Was sich in der Ukraine abspielt, betrifft ja nicht nur Russland und die Ukraine, sondern da spielt sich etwas ab, das mit der weltweiten Kulturentwicklung und Fragen unseres Menschseins zu tun hat. Es geht darum, der Rüstungsindustrie ein Stoppzeichen zu geben. Neben den furchtbaren Opferzahlen ist der ökologische Schaden durch die Invasion gewaltig. Präsident Putin hat noch 2021 gesagt, dass es bei allen Gegensätzen ja gemeinsame Probleme gebe, die man miteinander lösen müsse. Genau das trifft auf das Ökologieproblem zu, es betrifft Russland und Sibirien genauso.
Das würde auch heißen: eine Friedens- und Sicherheitsordnung nicht im Sinne des uno-Sicherheitsrats mit Vetorecht und dergleichen, sondern es müssen ganz andere Verfahren gefunden werden, in denen die Länder mit im Zentrum stehen, die man lange als Schwellenländer oder Entwicklungsländer bezeichnet hat. Das muss sich in einer anderen Ordnung abbilden, weil wir erkennen: Je mehr wir für Rüstung ausgeben, desto unsicherer scheint die Welt zu werden.
Und Ihre Hoffnung?
Die Kräfte des Friedens sind bei allem Kriegsgetöse aktiv – auch nachts in uns, wenn wir schlafen. Ich denke an das, was Rudolf Steiner in Kriegszeiten vor 100 Jahren beschrieb in dem Vortrag ‹Was tut der Engel in unserem Astralleib?› von 1917. Da sind Engel in unseren Seelen am Werk, um uns die Ideen und Ideale des Friedens einzugeben. Und ich denke, es wird unvermeidlich sein, dass mehr und mehr Menschen mutig in sich hineinhören und sich von dieser Stimme leiten lassen, wie Greta Thunberg und viele andere. Was für Vorbilder! Es geht um die Weltexistenz, und damit um jeden Einzelnen. Das lässt mich hoffen.
Alle Bilder Adrien Jutard, ‹Ohne Titel›, 42×29,7cm, 2021
Ich finde es immer wieder auffällig, wie schwer sich ein größerer Teil der anthroposophischen Bewegung damit tut, den russischen Vernichtungskrieg gegen einen souveränen Staat eindeutig als solchen zu benennen und zu verurteilen. Im „Europäer“ liest man jeden Monat, dass selbstverständlich die NATO an diesem Krieg die Hauptschuld trägt, populäre Autoren wie K.Swassjan, L.Ravagli, Kai Ehlers, Irene Diet und viele andere, zeigen sich mehr oder weniger solidarisch mit dem Vorgehen Russlands.
Es ist bedenklich, dass man auch in dieser Zeitschrift die von Putin und RT verbreiteten Narrative lesen muss, dass die NATO Osterweiterung Putin fast schon gezwungen hat, die Ukraine anzugreifen. Das ist Unsinn. Auf einer Pressekonferenz am 2.4.2004, drei Tage nach dem NATO Beitritt der baltischen Staaten „stand Putin lächelnd neben Schröder und lobte, dass sich die Beziehungen Russlands zur NATO positiv entwickeln. Und fuhr fort: „Hinsichtlich der NATO-Erweiterung haben wir keine Sorgen mit Blick auf die Sicherheit der Russischen Förderation“ (Michael Thumann „Revanche. Wie Putin das bedrohlichste Regime der Welt geschaffen hat“ S. 167).
Man kann den Eindruck gewinnen, die Sympathie mit Russland ist inzwischen ein Teil der DNA der anthroposophischen Bewegung. Man liest hier nichts über die dutzenden von Foltergefängnissen in den besetzten Gebieten, von dem entsetzlichen Leiden der über 6.000 entführten Kinder. Wir reden hier über das Schicksal von 44 Millionen Menschen.
Wenn Sie, Herr Glasl, Kommunikationsforscher sind und tatsächlich geglaubt haben, die, naja, „Friedensinitiative“ aus China in diesen Tagen wäre substantiell ernst zu nehmen, dann kann ich mich nur wundern. China hat einen massiven Einfluss auf Russland, wenn die gewollt hätten, das Frieden ist, hätten die doch auch schon vor 11, 5, oder 3 Monaten etwas entsprechendes starten können. Was sollen denn die Menschen in Butcha, Mariupol oder Charkiv sagen, zu den unverbindlichen Allgemeinheiten der chinesischen Initiative?
Putin hat sich alleine und in voller Souveränität für den Angriff auf die Ukraine, er hat sich für einen hybriden Krieg gegen den Westen entschieden, weil aus seiner Sicht die Zeit reif sei und der Westen vor dem Untergang stehe. Putins Russland kämpft gegen unsere mühsam errungenen Werte, gegen unsere Form von Freiheit und Demokratie. Er nennt Europa gerne abfällig „Gayropa“. Scheint das jemanden zu stören in der anthroposophischen Bewegung?
Im letzten Sommer gab es in den sozialen Netzwerken eine Rundmail einer ukrainischen Priesterin der Christengemeinschaft. Sie war verzweifelt, weil die Anthroposophen angesichts der Tatsache, dass gerade ihr Volk und Land gezielt vernichtet wird, nicht in der Lage sind, die Dinge klar beim Namen zu nennen.
leider ist auch in Anthroposophischen Kreisen der Materialismus im Denken der Welt vorherrschend, denn die einzig sinnvolle Frage bei all den Problemen dieser Welt kann doch nur die Frage nach dem Beginn von allem sein.
Das was in der Konzeption von Ei und Samenzelle, bildet die Grundlage aller späteren Vorgänge.
Der Beginn dieser Welt/Kosmos, bildet die Grundlage aller späteren Vorgänge – warum wird das nicht verstanden.
Beginnt man dort, so entstehen weitere Fragen die einem den Weg weisen, denn die üblichen Weltall-Entstehungstheorien, Urknall oder Schöpfer, sind bei Vernunft-orientierter Betrachtung unhaltbar.
Es muss eine weitere geben, wenn wir Menschen die unseligen Erden-Lebensbedingungen verstehen wollen, wobei die wichtigste Frage die nach dem Sinn ist:
Kann etwas Leben haben, was stirbt?
Kann etwas wirklich sein, was vergeht?
Wer ohne vorschnell zu antworten, allein diese beiden Fragen in ihrer Tiefer erahnt, der wird realisieren, dass allein diese hier und überall inszenierten Gedanken einzig nach Nirgendwo führen, dorthin, wo die Illusionen ihren Wohnsitz haben.
Und weil ich diese Gedanken schon in unzähligen Beiträgen angeboten habe, nicht einer überhaupt darauf reagierte, werden höchst wahrscheinlich auch diese hier geäußerten im Nirwana verschwinden, denn es scheint in uns Menschen der Hang zum nutzlosen Debattieren viel größer zu sein, als die ernsthafte Suche wozu das ALLES dient, liebe Grüsse, Heino Frank einst@posteo.de
Es ist doch möglich, und logisch: ich kann die russische Invasion ablehnen bzw verurteilen , ohne jedoch der ausschließlichen Militärlogik ,d.h. nur Waffeneinsatz sei für die Beendigung des Krieges notwendig,zu folgen. Dieser differenzierte Denke gibt es in vielen anthroposophischen Zusammenhängen und Artikeln. Ich denke, „ die“
Anthroposophen gibt es eh nicht.
Ich glaube nicht, dass das etwas mit Anthroposophie zu tun hat. Den Beweis dafür liefern Sie ja selber. Wie in der übrigen Gesellschaft auch gibt es dazu verschiedene Meinungen, weil wir eben weder eine Sekte noch eine Partei sind, die die richtige Meinung vorgibt. Meiner Meinung nach hat es etwas mit Mut zu tun. Mut jahrzehntealte Gewissheiten über Gut und Böse zu hinterfragen und aufzugeben, in der geschichtlichen Entwicklung weit zurückzublicken und Mut in diesen menschlichen und geopolitischen Abgrund zu schauen. Dazu gibt es zum Glück viele überzeugende Informationen, weit weg vom vereinfachenden Meinungsjournalismus selbstverständlich. Aber auch die Schriften Rudolf Steiners während dem 1. Weltkrieg können einem die Augen öffnen.
Nachtrag: Ich muss auch gestehen, dass ich es nur schwer ertragen kann, wenn die Anthroposophen andauernd wiederholen, dass die „stets bösen USA“ hinter allem stecken. Der Euromaidan also auch nur „inszeniert“? Die Ukrainer wollen wahrscheinlich gar nicht wirklich Demokratie und Freiheit? Das hat ihnen der materialistische Westen einsuggeriert?
Das wird vor allem von den anthroposophisch orientierten Ganseristen wieder und wieder verbreitet.
Es ist interessant, dass eine spirituelle Bewegung, zu deren Alltagsgeschäft es gehört, wie selbstverständlich die allerhöchsten okkulten Geheimnisse von Mensch und Kosmos zu verbreiten, einen gegenwärtigen Vernichtungskrieg in Europa nicht klar erkennen und beurteilen kann. Sagt eigentlich auch viel aus über die kulturelle Bedeutung dieser Bewegung.
Die Rechtsextremen entdecken in diesen Jahren ebenfalls immer mehr die Anthroposophie, „Compact“ hat bereits mehrere Artikel zu Steiner gebracht, zuletzt im vergangenen Sommer über dessen „Russland-Prophetie“. Man wird in diesen Kreisen wohlwollend konstatieren, dass der russische Vernichtungskrieg nicht eindeutig und klar verurteilt worden ist.
Rudolf Steiner hat von der immer gegenwärtigen Hilfe der geistigen Welt gesprochen… und ich empfinde so etwas wie „Fenster des Friedens“ in persönlichen genauso wie in globalen Konflikten immer dann, wenn sich eine Möglichkeit auftut, dadurch dass einzelne Menschen eine Idee, eine Vision des Guten in die TAT umsetzen… so wird etwas, was aus der geistigen Welt stammt, zur Hilfe!
Vielen Dank,lieber Herr Glasl, für die aufweckenden Gedanken!
Rupert Schulte
Danke fuer Ihre common sense stellungnahme ! Es ist erschueternd die vielen mainstream luegen des Russland / Putin bashing hier zu lesen.
Keine erwaehnung des Minsker friedens abkommens, das eine neutralitaet der Ukraine und foederation nach dem Schweizer Modell eine chance fuer den frieden gehabt haette, was von westlicher seite abgewuergt wurde!
…hätte Rainer Herzog den „Europäer“ aufmerksam gelesen, brauchte er nicht einen solchen blödsinn daherreden. Sogar Merkel hat zugegenben mit dem Minsker Abkommen sei Russland bewusst vom Westen getäuscht worden,um die Ukraine aufzurüsten. Selensky hat auf der Münchner Sicherheitskonferenz Putin damit gedroht, die Ukraine mit Automwaffen auszustatten. Der US-Geheimdienst finanzierte und unterhielt zusammen mit…..!!! in der Ukraine viele militärische Biowaffenlabore. Ei, für was denn? Die Zukunft Europas wird sich zusammen mit Russland entfalten. Wir sollten alles dafür tun, dass die USA und die Nato es nicht schaffen Europa zu spalten.Wir sind persönlich mit vielen Russen befreundet, tief verbunden und dankbar dass es diese gibt. Sie haben meine Schwiegereltern Jahre lang aufopfernd gepflegt!
Die wirkliche Achse des Bösen geht mitten durch die Elite der USA. In deren Auftrag operiert die CIA etc. weltweit. Das kleine Würstchen Olaf Scholz steht neben Biden vor dem Mikrofon und hört sich an, wie Biden ihm erklärt, dass die USA die Nord stream Pipelines beenden (sprengen) werden.Das ist ein staatlich angeordneter Terrorakt. Biden und Scholz müssen sofort eingesperrt werden!!! Wie machtlos, oder anders gesagt, wie abhängig muss eine Regierung sein, dafür auch noch das dreckige, amerikanische Fracking Gas für teureres Geld abkaufen zu müssen!
Für unsere Regierung – insbesondere für diese Außenministerin – kann man sich nur noch schämen!
Seit den 80-iger Jahren beschäftige ich mich mit der Anthroposophie.
Sofort zu Beginn der geplanten Pandemie bin nun aufgewacht! Wir wurden von der Politik, den Handlangern der Politik, den Medien und der sog. Führungselite Jahre lang belogen. Und das tun sie noch immer.
Deswegen bin ich in die Dreigliederungsbewegung eingetreten….
Lieber Herr Herzog, was ist denn das wieder für ein Frameing mit der rechten Ecke und den Ganseristen? Ein neue Diskriminierung die ich so noch nicht gehört habe. Daniele Ganser werden zur Zeit überall die Verträge gekündigt die angemieteten Räumlichkeiten zu nutzen. Wer steckt wohl dahinter. Wenn man mit erleben muss wie kluge warmherzige Menschen wie er und z.B. Ulrike Guerot, und der Biologe Clemens Arvay, der sich vor wenigen Tagen das Leben nahm öffentlich diskreditiert und in Wikipedia ruiniert werden, dann muss man gar nicht weit weg schauen. Natürlich wird der urmenschliche Wunsch nach Frieden massiv und gezielt in der Bevölkerung durch die gelenkte Informationsmaschinerie auf möglichst kleiner Flamme gehalten. Das erlebe ich auf den samstäglichen Friedensdemonstrationen in Frankfurt jede Woche wo uns lächerlichen 300 Demonstranten entweder gar keine Beachtung aus kalten teilnahmslosen Gesichtern geschenkt wird oderSprüche wie „Panzer senden Frieden spenden“ skandiert werden. Wer sind den die Ukrainer von denen Sie sprechen? Die Menschen die dort zur Zeit leben müssen wollen sicherlich Ruhe und Frieden und Sicherheit am Leben bleiben zu dürfen. Es fällt mir schwer zu glauben dass man in einer solch schlimmen Situation an etwas anderes denken kann als seine Lieben irgendwie durchzubringen so dachten jedenfalls die meisten Menschen nach dem zweiten Weltkrieg. „Nie wieder Krieg“ hieß es. Das kann man unserer Konflikt- und durch miserables Schulwesen manipulationsbereiten Bevölkerung nur immer wieder ins Gedächtnis rufen. Wenn man bereit ist die einfache Frage zu stellen: „Wem nutzt es“ dann kann man sicher leicht zu dem Schluss kommen:“Nicht den 7-8 Milliarden Menschen auf der Welt.
Lieber Herr/Frau Kalbe,
das mit der „rechten Ecke“ in der anthroposophischen Bewegung habe ich mir nicht ausgedacht, das wird in anthroposophischen Kreisen sehr intensiv diskutiert. Die Zeitschrift „Erziehungskunst“ hat vor etwa einem halben Jahr diese Entwicklungen bestätigt und entsprechende kritische Artikel veröffentlicht.
„Rechts“ heißt heute nicht mehr primär eine Zustimmung zu nationalsozialistischem Gedankengut, rechts heißt vor allem eine Ablehnung unserer demokratischen Strukturen, Diskreditierung der „Mainstreammedien“ als „Lügenpresse“, Identifizierung der USA/NATO als ausschließlich böse Macht, Sympathie mit Autokraten oder Diktatoren wie Putin, usw.
Es ist interessant, die anthroposophische Bewegung in dieser Hinsicht weiter zu beobachten. In diesen Tagen habe ich ein Buch eines anthrop. Autoren zum Ukraine Krieg gelesen („Ein welthistorischer Kampf“ von Valentin Wember) wo es zum größeren Teil darum ging, die USA die Schuld an allem zu geben (angefangen bei der Sklaverei). Wie ich oben geschrieben habe: Das bekommen die Rechtsextremen, a la „Compact“ mit.
Ich bin gespannt, wann der SPIEGEL oder Böhmermann über die Putin-Sympathie vieler Anthroposophen berichten wird. Dann ist das Geschrei in der anthrop. Szene wieder groß.
Welchen Beleg kannst Du, lieber Fritz, für den Einsatz „taktischer Atomwaffen“ im Golfkrieg anführen? Ich weiss nur von Wuchtmunition aus abgereichertem Uran, was ja etwas qualitativ vollkommen anderes ist.
Sehr geehrter Herr Herzog
Ihrer ersten Einlassung konnte ich in sofern dolgen, als Sie Russland als Aggressor dargestellt haben und einen grundlegenden Angriff auf den Wertekanon von freiheitlich orientierten Demokratien erkennen, von dem gerade auch das mit Russland assoziierten China keineswegs frei ist. Das 12 Punkte muss mit Umsicht betrachtet werden. Alleine Ablehnung und Verkürzungen führen aber zu nichts.
Die von Friedrich Glasl erwähnten Maidan-Proteste stehen eng im Zusammenhang mit einem zu diesem Zeitpunkt ausverhandelten Assoziationsvertrag zwischen EU und Ukraine. Ob die Scharfschützen seitens der USA aufstacheln sollten oder seitens Russland niedergeschossen werden sollten, beides ist nicht sicher. Die Unruhen brachen aus, weil der russlandhörige Präsident Janukowitsch sich weigerte, den Assoziationsvertrag zu unterschreiben. Dieser floh jedenfalls bald nach Moskau, wo er sich nach wie vor aufhält.
Nur wer einem eigenständigen Staat Ukraine Berechtigung und Recht abspricht, kann sich gegen deren Selbstverteidigung und deren Unterstützung wenden.
Das spricht nicht gegen gehen das Aufzeigen der Fehler und ebenfalls kriegsbefördernden Aktivitäten und spalterischen Dominanzansprüche „des Westens“. Dass sowohl China, als auch die USA lange schon versuchen, Europa zu filetieren und einzelne Staaten zu umgarnen und von sich abhängig zu machen, ist weder ein rechtes noch ein linkes Argument und auch keine Verschwörungstheorie. Da herrscht keine Scham, keine Heimlichkeit, man muss nur hinschauen. Dasselbe gilt selbstverständlich auch für die Trollfabriken und systematischen Unterwanderungen der öffentlichen Meinung seitens Russlands. An die „Propaganda“ der USA, die man heute Marketing nennt, haben wir uns einfach nur gewöhnt, verwenden sie selbst sogar,
Jetzt zum Kern: Ihr generalisierender Blick auf DIE Anthroposophie oder DIE anthroposophische Bewegung halte ich für eine vernebelnde, manipulative und unhaltbare Propaganda. Ein solches racial profiling, gemäß Gruppeneinordnung und Fremdmachung, wie auch der unwissenschaftlich, emotionalisierende Spott von Unterhaltungsjournalisten wie Jochen Breyer oder Jan Böhmermann, entspricht nicht den schwer erarbeiteten Standards einer offenen, demokratisch gebildeten Gesellschaft. Es handelt sich um ebendie Sprache, die Victor Klemperer beklagt in seinem Werk lingua tertii imperii.
Mit Sorge habe ich schon während der Corona-Zeit den massiven Anpassungsdruck erlebt, die Zunahme eines sich-Bekennen-müssens in die eine oder andere Richtung im Feld durchaus allgemeiner und zugleich individueller Gesundheitsbelange. Was war die Logik: Beide Seiten belegten einander mit diskriminierenden, negativ belegten Attributen. Der Hass aufeinander hat, wie bei Anderen der Rückzug, zugenommen.
Diese Dynamik ist Ausdruck von zunehmender Entmenschlichung durch illusionäre Macht- und Kontrollphantasien, überhand nehmende Angst und besinnungslosem Dogmatismus. Immer deutlicher wird, warum das „Mensch, erkenne dich selbst“ zur Notwendigkeit wird, das zu leisten aus einer zentralistischen Position der Rechthabereiin die Irre führt.
Es geht darum, die Übertreibungen und Abspaltungen mit Argumenten einzufangen. Es geht nicht darum, spalterisch Feindseligkeiten zu pflegen und einander ins schmutzige Abseits zu schieben.
Die Verhältnisse sind komplex und machen Mühe. Wenn man es gut meint, muss man sich die dann auch machen.
Kai Hansen, Nürtingen
Sehr geehrter Herr Hansen,
danke für Ihren sachlichen und kenntnisreichen Kommentar!
„Es geht darum, die Übertreibungen und Abspaltungen mit Argumenten einzufangen. Es geht nicht darum, spalterisch Feindseligkeiten zu pflegen und einander ins schmutzige Abseits zu schieben“ – Sie haben vollkommen recht.
Ich habe daher ganz bewusst in meinem ersten Kommentar „ein größerer Teil der anthroposophischen Bewegung“ geschrieben, statt „Die Anthroposophen“.
Dass es sich um einen „größeren Teil“ (welcher die Verbrechen Russlands relativiert) handelt, ist natürlich eine sehr subjektive und wahrscheinlich ergänzungsbedürftige Aussage von mir. Es mag sein, dass es damit zu tun haben mag, dass ich in Hamburg lebe. Im HH Rudolf Steiner Haus gab es noch bis vor kurzem regelmäßige Auftritte Daniele Gansers, an 3 folgenden Abenden, sämtlich lange vorher ausverkauft. Es sind nach meiner Beobachtung „einigermaßen viele“ von den anthroposophisch orientierten Menschen, die einerseits Ganser schätzen („schätzen“ ist reichlich untertrieben!) und die die „Hauptschuld“ des Ukraine-Krieges bei den USA sehen. Auf den Zusammenhang zwischen den sog „Querdenkern“ und einer tendenziellen Putin-Solidarität haben diverse Zeitungen/Medien im Frühjahr letzten Jahres hingewiesen.
Ich mache auch entsprechende Beobachtungen in den sozialen Medien, etwa Facebook, wo in anthroposophischen Gruppen die Kritik an den USA/NATO, sowie an den „Mainstreammedien“ eigentlich an der Tagesordnung ist.
Und, wie gesagt, es gab das verzweifelte Rundschreiben der ukrainischen CG Priesterin, die allgemein die Haltung der Anthroposophen beschrieben hat.
Mich nimmt dieser Krieg tatsächlich sehr mit. Da mir die Anthroposophie seit 1987 ein Herzensanliegen ist, fand ich es ein wenig beschämend, dass zum Jahrestag der russischen Invasion in dieser wichtigen anthroposophischen Zeitschrift ein Artikel erscheint, indem die Geschehnisse um den Euromaidan als „inszeniert“ dargestellt werden und zum wiederholten Mal auf die vermeintliche „Schuld des Westens“ (Nato-Osterweiterung) eingegangen wird (Zu beiden Themen übrigends sehr empfehlenswert und ausführlich Katja Gloger „Putins Welt“).
Ich fand es etwas unsensibel gegenüber den zahllosen ukrainischen Opfern (Es gab auch kurz nach dem Kriegsbeginn letztes Jahr im März einen Artikel hier, der sich auf die Versäumnisse/Fehler der NATO konzentriert hat). Ich würde mir einfach wünschen, dass man hier auch das offen ausspricht, was mit dem gesunden Menschenverstand sichtbar und erkennbar ist: Dass es seit einem Jahr einen sehr einseitigen und durch nichts zu rechtfertigenden Vernichtungskrieg gegen die ukrainische Bevölkerung gibt. Putin hat viele dutzende Male die Infrastruktur in Kiew und anderen Großstädten bombardieren lassen, das hatte null militärischen Sinn und Zweck. Es ging um das gezielte Erfrieren-lassen der Zivilbevölkerung. Wie viele Foltergefängnisse hat man inzwischen in den besetzten Gebieten entdeckt. Ich wünsche mir einfach, dass anthroposophische Zeitschriften und Vortragende darüber berichten.
Sehr geehrter Herr Herzog
Vielleicht findet sich, ähnlich wie zu Corona-Zeiten, überall und auch unter Menschen, die um Anthroposophie bemüht sind, erst mit der Zeit ein bewußtes Heraussetzen und anschauen des eigenen Schreckens. Es ist nicht gut, wenn Angst, Bedrohung und Schrecken das Sagen haben. Schrecken drängt zu Eindeutigkeiten, die es nicht gibt, drängt sich nur allzu schnell in Gespräche, Artikel, Verlautbarungen durch noch nicht wach geklärten gewohnheitsmäßigen Anhängerschaften, Überzeugungen und Sehnsüchte, usw.
Ich erinnere nur an das Aufflammen von ungnädigen Polarisierungen und deren teilweise
Es geht wohl auch darum, eine Sprache miteinander zu finden, die jenseits von gegenseitiger Abstempelung und Schuldigsprechung in eine Sphäre des menschlich verbindenden Seelisch-Geistigen findet- auf der Basis von Geist & Wissenschaft, nicht von alternativloser Dogmatik.
Die Stellung und der Einfluss des Menschen ist unübersehbar groß, bis in die elementarsten Weltzusammenhänge hinein. Das gilt, wir wissen das längst alle, für jedes sich-Besinnen, wahrnehmendes Empfinden und Handeln. Leider wird das „Aus Erkenntnis Handeln“ beim jetzigen Stand der Menschheit nur auf Äußerlichkeiten angewendet. Die Relevanz des Innenlebens wird verkannt.
Grund zum Entsetzen besteht zunehmend. Der schreckliche Krieg vor der Haustür löst Reaktionen aus, die man nicht zu sehen bekommt, wenn es um andere Kriegsgebiete geht, seit Jahrzehnten. Es treten weltweit die Folgen von Vereinseitigungen, Extremen, rücksichtslosen Aneignungen, okkupierende Monopolbildungen durch genau das Wertesystem, das jetzt hier verteidigt wird, in Gestalt des Klimawandels zutage.
Es gibt reichlich Beispiele und Gründe für eine Skepsis gegenüber unserer westlich geprägten Lebensweise und dem sie legitimierenden institutionellen Handeln.
Die nicht eben selten dominanten Einmischungen der USA, oft militärisch, dienen selbstverständlich der Sicherung ihrer wirtschaftlichen Zugänge und nicht nur der Sicherung von Freiheit und Demokratie „auf der Welt“. Die USA haben im Vergleich bei Weitem die meisten Militärstützpunkte außerhalb ihres Landes, etwa 1000 (2004).
Vielleicht als abschließendes Beispiel für die Notwendigkeit von grundlegender Selbsterkenntnis folgendes: Ein Freund schrieb mir heute auf die UN-Rede von Frau Baerbock:
>“Wer von Frieden spricht, darf nicht Unterwerfung meinen“ – das sehe ich auch so. „Wer Agressor und Opfer gleichsetzbt schafft keinen Frieden, sondern belohnt Gewalt. – Volle Zustimmung.
„Das wäre der Weg in eine a n d e r e Weltordnung, wo das Recht des Stärkeren gilt.“ Welch Heuchelei! Das i s t die bestehende Ordnung, auch die der wertebasierten neoliberalen Hemisphäre in seiner fortgesetzten Tradition von Neokolonialismus, neofeudalen Kriegs,- Gesundheitssystems,- Billiglohn,- ….gewinnlern. Wie wärs mit: erst mal an die eigene Nase fassen. Diese von puritanischem Gewinnstreben und der vom missionarischen „Rottet die Bestien aus“ ach so geläuterten überlangen Nase.
Entschuldige meinen Ausbruch. Aber mir geht die doppelmoralbasierte Werteordung mancher, die sich auf der guten Seite wähnen ziemlich auf den Senkel.>
Ich kann den Ausbruch gut verstehen. Und doch beschäftigt mich weniger das Entweder-oder, das Falsch-richtig, sondern mitten im Stirb und Werde das Zueinanderfinden, die Überwinderkraft.
Sehr geehrter Herr Hansen,
natürlich gibt es auch neben dem Krieg in der Ukraine zahllose entsetzliche Dinge in der Welt, die unsere Betroffenheit und Engagement herausfordern.
Aber sehr viele Anthroposophen sehen nun einmal „das Böse“ ausschließlich dann am Wirken, wenn es aus den USA kommt. Es mag sein, dass so etwas mit den „Zeitgeschichtlichen Betrachtungen“ Steiners zusammen hängt, die nicht wenige anthrop. orientierte Menschen etwas unbedarft 1:1 auf die Gegenwart übertragen.
Es ist zweifellos absolut notwendig, dass man, um die Gegenwart zu verstehen, die fatalen Folgen der US Außenpolitik gründlich überschaut. Man muss dann aber in seiner USA Kritik nicht in den typischen Ganserschen Mechanismus verfallen, das Handeln von etwa Assad, Lukaschenko und Putin schönzureden. Man muss die Dinge klar trennen. Es gibt z.B. ein ausgezeichnetes Buch über die katastrophalen gesellschaftlichen und politischen Wirkungen der USA Dominanz: „Weltunordnung. Die globalen Krisen und die Illusionen des Westens“ von Carlo Masala. Masala plädiert aber heute für die Lieferung von schweren Waffen in die Ukraine.
Es geht Putin nicht nur um die Ukraine, es geht ihm um den ihm verhassten „westlichen Lebensstil“, er bekämpft unsere Werte und unsere Freiheit.
Bitte um Nachsicht für die übersehenen Schreibfehler, die das Lesen erschweren.
Kai Hansen
Damn!
„Ich erinnere nur an das Aufflammen von ungnädigen Polarisierungen und deren teilweise nötigen Zurücknahmen im Kontext der Pandemie. Der gesellschaftliche Schaden ist bis heute gegenwärtig. …
Vielen Dank, Herr Herzog, für Ihren professionellen und umfangreichen Beitrag. Ich bin ganz Ihrer Meinung. Die Tatsache, daß in der antroposophischen Bewegung ein Schweigen gegenüber dem Greuel eines russischens Psychopaths lebt, ist mehr als entsetzlich. Was für eine geistige Bewegung ist diese, die nicht zwischen das Gute und das Böse unterscheidet und nicht unparteisch die Fakten darstellt? Es geht zum Ersten um die Feststellung eines barbarischen Angriffes auf die Souveränität eines Landes. Ist es sehr schwierig einfach so eine rücksichtslose Haltung zu erkennen und beurteilen?
Entsetzlich ist auch für mich festzustellen, wie ein Mensch, wie Herr Glasl, deutlich in seinem Text Argumente findet, um unbegründete Ansprüche von Putin entgegen zu kommen (Zitat:“…Es würde die Nato überhaupt nicht schwächen, wenn sie bestimmte militärische Einheiten oder Potenziale von der russischen Grenze weiter wegziehen würde.“; oder „Es geht nicht darum, die Osterweiterung der NATO generell auszuschließen, sondern nur darum, die Sicherheitsinteressen Russlands im Auge zu behalten, was auch für Abschussrampen für Langstreckenraketen an der russischen Grenze gilt.“) Tatsächlich „hätte“ die NATO keinen Grund, militärische Einheiten oder Potenziale an die russischen Grenzen zu stationieren, wenn Russland von Herrn Gorbatschow geführt würde. Das ist leider nicht der Fall: Russland wird von einem rücksichtsloser Diktator und Mörder regiert, der Putin heißt. Und die baltischen Ländern haben genug Gründen, um dieser Schutz haben zu wollen. Man soll es nicht vergessen, daß die NATO ein Bündniss ist, die kein Auftrag zum Angriff hat, sondern ein klarer Auftrag zur Verteidigung seine Mitglieder besitzt. Deswegen zeigt Putin, wie unrealistisch seine „Sorgen“ sind. Er benutzt diese „Sorgen“ um die Sicherheit Russlands nur als Versuch die Verteidigung der baltischen Ländern zu schwächen. Die Verteidigung der baltischen Ländern durch die NATO erschwert seine krankhafte imperialistischen Zielen.
Herr Glasl meint, daß beide Länder (Ukraine und Russland) „beziehen sich auf Nationale, Geschichtliche. All diese Ansprüche sind irrelevant und stehen einer Lösung im Weg.“ Wie kann Herr Glasl nationale Identität und Geschichte eines Landes als irrelevant bezeichnen? Diese beide Elementen sind wichtige und unverzichtbare Elementen für das Verständniss dieses Konfliktes. Etwas mehr Gefühl in Bezug auf menschliche Aspekten der Volksseelen wäre nicht fehl am Platz.
Herr Glasl meint, „…statt Bestrafung, Belohnung, …“, in der „Bemühungen um Frieden“. Wer soll hier belohnt werden und wer soll hier nicht bestrafft werden in diesen “ Bemühungen um Frieden“? Soll ein rücksichtslöser Mörder belohnt werden, durch die Erfüllung seinen Wünschen, im „Name der Frieden“? Soll ein rücksichtsloser Mörder nicht bestraft werden, im „Name der Frieden“? Was für ein „Frieden“ ist dieser?
Herr Glasl meint, bezüglich die Petition von Frau Wagenknecht und Frau Schwarzer („Manifest für den Frieden“), „endlich gibt es eine Initiative, die aus der Kriegslogik ausbricht und sich für einen diplomatischen Weg starkmacht.“, als ob bis jetzt keine diplomatischen Bemühungen gäbe. Und eine Kapitulation von der Ukraine und seine Besetzung durch Russland als „diplomatischer Weg“( das ist genau was passieren würde, wenn die Ukraine keine militärische Unterstützung mehr bekommen würde) zu bezeichnen ist nichts anders als eine irreführende Vorstellung. Vor so eine unakzeptierbare Einstellung, fehlt mir nur ein Gedanke: „Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das böse zulassen.“ Albert Einstein
Herr Glasl schlägt vor, daß Änderungen in der Friedens- und Sicherheitsordnung der UNO staattfinden sollte. Ohne Zweifel ist das sehr nötig. Als erste Änderung schlage ich vor, daß ein Land, das Mitglied in der Sicherheitsrat ist und Krieg gegen ein anderen Land beginnt (Russland) oder die Souveränitat eines anderes Landes nicht respektiert (China/Tibet) und andere Völker misshandelt (China/Uiguren,Tibetaner), soll sofort seinen Platz in der Sicherheitsrat verlieren.
Insgesamt gibt es in dem Text von Herrn Glasl viele andere Ansichten, die halte ich für einseitig. Es geht mir aber nicht hier eine gründliche Analyse seiner Botschaft zu machen. Die oben erwähnte Punkte, die mich besonders beeindrückt haben, wollte ich einfach hervorbringen.
Und noch im Sinne Albert Einstein:
Wenn die Guten nicht kämpfen, siegen die Schlechten.“
Platon
Liebe Frau Bustamente, ich danke Ihnen vielmals für Ihren Kommentar. Mir macht das ein wenig Hoffnung, dass es auch in anthroposophischen Kreisen einige Menschen gibt, die nicht andauernd dabei sind, Putins Vernichtungskrieg schönreden zu wollen.
Auf Facebook schrieb gestern ein ukrainischer Mann, die Anthroposophen sind in dem Umgang mit diesem Krieg auffallend kaltherzig. Dem kann man zustimmen. Ich bekomme mehr und mehr den Eindruck, dass vielen Anthroposophen bei all ihrer gediegenen „Geisterkenntnis“ und all den geopolitischen Überlegungen so etwas wie Mitgefühl zunehmend abhanden kommt.
Seit eh und je gibt es ein Problem oder ein Dogma in der anthroposophischen Bewegung – respektive eine Tendenz bei manchen Menschen, die sich als Anthroposophen betrachten oder sich Rudolf Steiner treu fühlen und den Vorständen der Landesgesellschaften und des am Goetheanum. Es wird behauptet, dass seine Beschreibungen, Ideen, Thesen und prophetischen Perspektive noch heute uneingeschränkt gültig sind. Es wird nicht gefragt, ob die geistige Lenkung der Menschheit sich ggf. inzwischen die Zukunft anders vorbereitet habe, und zwar aus Gründen, die der neueren Menschheitsgeschichte betreffen und der menschlichen Freiheit immer mehr miteinbeziehen.
Es wird u. a. geglaubt, dass die sogenannte künftige 6. Kulturepoche gänzlich aus der slavischen oder russischen Kultur auszugehen habe. Somit wir alles, was dem heutigen Russland betrifft, quasi nur im Blickwinkel solchen erhofften Geschehnisse verstanden und relativiert.
Bereits 2014 habe ich in meinem Buch „Weisheit wahrnehmen“ (tredition Verlag, Hamburg) auf Basis meiner meditativen Erforschung beschrieben, dass Teile des Steiner-Zukunftsszenarios nicht mehr zeitgemäß sind. Jegliche volks- oder kulturbezogene oder geographisch abgegrenzte soziale Entwicklung, die noch zu Steiners Zeiten im Einklang mit der geistigen Welt war, ist durch all die Tragödien des 20. Jahrhunderts sozusagen annulliert worden. Alle zukünftige Kulturentwicklung muss fortan stattdessen überall und gleichzeitig auf der ganzen Erde stattfinden – basierend auf ein globales Wertebewusstsein für Umwelt und Menschenrechte.
Die 6. Kultur kann schon jetzt ihre ersten Samen bilden unabhängig von Kulturen, Ethnien oder einem geografischen Ausgangspunkt, weil jeder einzelne Mensch auf der ganzen Erde im Herzen angesprochen ist. Wenn ich geistig hineinschaue in das russische und eurasische Feld aus dieser veränderten Perspektive ahne ich welche zerstörerischen und menschenverachtenden geistigen Mächte, die seit der Putin-Invasion – und schon jahrelang davor – am Werke sind.
Es bedarf jedoch keiner geistigen oder hellseherischen Einsicht hinter die Kulissen der internationalen Politik, der Geheimdienste und des Militärs, um sich sachliche und tatsachenbasierte Anhaltspunkte zu bilden über den völkerrechtswidrigen Einmarsch Russlands in die Ukraine und über die verheerenden Folgen dieses Krieges für Menschen, Natur und Kultur.
Aber klar, lautstarke Anthroposophen könnten neue und frische geistige Einblicke gebrauchen, die Steiners jahrhundertealter Sicht auf die zukünftigen Möglichkeiten Russlands sowohl widersprechen als auch ergänzen – und wohl nur mit solchen neuen Perspektiven würden sie in der Lage sein, aufzuwachen, um zu konstruktiven Lösungen beizutragen, anstatt weiter das Böse zu bagatellisieren oder den sogenannten Westen die Hauptschuld am Ukraine-Krieg zuzuschreiben.
Das Wesentliche wird von Friedrich Glasl nicht gesagt:
Putin erkennt die Ukraine nicht als eigenständigen Staat an und will die ganze Ukraine erobern. Putin hat Russland in eine Diktatur verwandelt und will jetzt auch die Ukraine in eine Diktatur verwandeln.
Putin hat so ziemlich alle Verträge gebrochen, die er brechen konnte und schreckt nicht davor zurück, über hunderttausende Leichen zu gehen. Er ist ein Massenmörder.
Glasl diffamiert die Demokratiebewegung 2013/2014 in der Ukraine, wenn er sie als rechtspopulistisch hinstellt. In der Ukraine bekamen Rechtspopulisten bei Wahlen weniger Stimmen als in Deutschland die AfD! Im Moment gibt es keine rechtspopulistische Partei im Parlament der Ukraine.
Es ist Putin, der sich gut mit Rechtsradikalen versteht und mit ihnen zusammenarbeitet. Glasl stellt die Realität auf den Kopf!
Man sollte unbedingt erwähnen, dass Putins Krieg in unsäglicher Weise religiös verbrämt wird. Russische Propagandisten und das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche sprechen von einem heiligen Krieg, in dem es auch um einen Kampf gegen den Satanismus geht!
Glasl scheint die russische Propaganda überhaupt nicht zu kennen!
Wenn Glasl die Initiative von Wagenknecht und Schwarzer lobt, dann ist er unendlich naiv. Die beiden fordern einen Stopp der Waffenlieferungen. Dann braucht Putin nur zu warten, bis der Ukraine die Munition und die Waffen ausgehen und kann sie dann in Ruhe erobern. Das Wesentliche fordern Wagenknecht und Schwarzer nicht: den sofortigen Abzug der russischen Truppen aus der Ukraine.
Für ukrainische Anthroposphen und Freunde der Ukraine, Freunde der russischen und belarussischen Opposition ist es einfach nur schlimm, was Glasl vertritt.
Neulich war ich bei einer Kundgebung der russischen Dissidenten in Frankfurt. Das Motto war:
Sieg für die Ukraine, Freiheit für Russland!
Verhandlungen machen für die Ukraine nur dann Sinn, wenn sie militärisch stark ist. Ansonsten kann sie nur noch über ihre Kapitulation verhandeln. Und auch nach einem eventuellem Verhandlungsergebnis braucht die Ukraine viele Waffen, denn Putin ist nicht zu trauen.
Liebe Frau Bustamante, sehr geehrte Herren Brandt und Herzog,
danke für Ihre fundierten und beherzten Stellungnahmen gegen eines der vor unseren Augen sich abspielenden unbeschreiblichen Verbrechen gegen Menschen, die sich nichts zu Schulden kommen liessen. Und das einzig und allein nur deswegen, weil es ihr Schicksal ist gegenwärtig im Staatsgebiet der Ukraine zu leben und sie von ein paar Wahnsinnigen inklusive deren kirchlichen Oberhaupt völlig unbegründet als Feinde bezeichnet werden. Wer „die Beweggründe“ für diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit solch Krimineller zu „erklären“ sucht oder dazu „die Geschichte“ bemüht, hat schlicht und einfach die Zeichen der Zeit nicht verstanden, da hilft es auch nicht sich als Anthroposoph zu bezeichnen, damit zeigt man bloss, dass man nicht einmal begriffen hat was Anthroposophie bedeutet.
Da hat ja Friedrich Glasl einiges abgekriegt. Es sollte aber doch beachtet werden, dass das zentrale Stichwort von Glasl „Windows of Opportunity“ heisst. Während in den Kommentaren viele Urteile präsentiert werden, ist von Handlungsoptionen kaum die Rede. „Windows of Opportunity“ ist eine. Ich erinnere daran, dass China Ende Februar einen Friedensplan präsentiert hat. Dieser Vorstoss passt nun offensichtlich in kein Framing. Ich kenne in der Schweiz kein einziges Medium (ausser Infosperber.ch), das inhaltlich darüber berichtet hat. Klar kann man Vorstössen Chinas gegenüber a priori jede Menge Vorbehalte anbringen. Aber einen solchen Vorstoss einer Weltmacht einfach nicht zur Kenntnis zu nehmen bzw. zu bringen, ist sicher keine produktive Handlungsweise. Der erste Absatz des Vorstosses ist betitelt mit (übersetzt): „Respektierung der Souveränität aller Länder.“ Von territoriale Unversehrtheit ist da die Rede. Darauf müssten sich doch alle, die mit der Ukraine solidarisch sind, geradezu stürzen. Warum wird ein solches „Window of Opportunity“ nicht geöffnet? Ohne mich dem US-Bashing anschliessen zu wollen, kann ich nur die Erklärung finden: Es passt schlicht nicht in die forcierte Polarisierung der USA gegenüber China. China als Friedensbotschafter? Kommt doch gar nicht in Frage. Und so lassen es die (US-solidarischen) Leitmedien bei einer kleinen Notiz bewenden und die Politiker treten schon gar nicht darauf ein. Konflikte wurde noch nie dadurch gelöst, dass beantwortet wurde, wer Recht hat. Recht-haben bezieht sich auf die Vergangenheit – dazu gehören auch die meisten Urteile in den Kommentaren. Handlungsoptionen, auch wenn sie nur wenig Erfolg versprechen, beziehen sich auf die Zukunft.
Sehr geehrte/r Herr/Frau Wiesmann,
wenn Sie „China Friedensplan“ googeln finden Sie etliche Artikel zu dem Thema, natürlich wurde das zumindest in den deutschsprachigen Medien sehr interessiert zur Kenntnis genommen und auch diskutiert.
Wurde das aber von Russland bzw Putins Regime oder regimefreundlichen Medien ernsthaft diskutiert?
„Respektierung der Souveränität aller Länder“. Ist dieser Aspekt jetzt wirklich so originell und aussagekräftig, dass man das „Windows of opportunity“ nennen kann, oder ist das nicht vielmehr ein schönes, neues „Framing“? (Interessant wäre auch, ob China obige Aussage in Zukunft auf die eigene Taiwan-Politik anwenden will).
Danke, Herr Herzog. Beim Lesen dieses Artikels hatte ich schon angefangen die Wiedersprüche und faktische Fehler zu inventarisieren, aber es fehlt mir die Zeit, es sind zu viele.
Mir ist es grausam wie viele Antroposophen eine quasi-esoterische Variante der Putinpropaganda betreiben, und die Ohren verschließen für nicht nur die Oekraïnische Stimmen, auch die der Esten, Letten, Lituanier, Polen usw, die persönlich gelitten haben am Stalinismus. Steiners Warnungen vor Bolschewismus hüten die meisten Antroposophen leider nicht, ist meine Eindruck.
Danke für Ihren schönen Kommentar, der mir aus dem Herzen spricht. „Quasi-esoterische Variante der Putinpropaganda“ – besser kann man es nicht ausdrücken.
Es ist eine jahrzehntelange, tief verwurzelte sehr deutsche Tradition, dass man meint, auf Russland stets besonders viel Rücksicht nehmen zu müssen. Schließlich haben die Deutschen Russland im 2 WK überfallen (Dass die Deutschen im 2 WK auch die Ukraine überfallen haben, blendet man aus). Diese deutsche Rücksichtnahme gegenüber Russland geht einher mit einer etwas arroganten Geringschätzung der osteuropäischen Staaten. Leider wiederholt Olaf Scholz diesen Fehler (konnte man diese Tage auf ZEIT online nachlesen).
Eine gute Freundin von mir lebt in Tallin/Estland. Sie hat bereits vor 20 Jahren darüber geklagt, dass die deutschen Anthroposophen Russland vor allem „spirituell-romantisch“ sehen.
Raul Guerreiro
Diese Zeitschrift trägt den Untertitel „Wochenschrift für Anthroposophie“. Inmitten so vieler hochintellektualistischer bis hochemotionaler Inhalte und Kommentare über Russland, Ukraine, Frieden, Anthroposophen & Co. ist es interessant, darauf hinzuweisen, dass Herr Glasl ein paar anthroposophisch gefärbte Pinselstriche zum Abschluss seines Artikels angebracht hat. Leider nur kurz und vage. Jedem ernsthaften Studenten der gegenwärtigen Weltkrise wage ich die Lektüre von zwei Steiner-Konferenzen zu empfehlen:
– Am 6. März 1910 (in GA 118) hat er die konkrete Möglichkeit eines zukünftigen globalen zivilisatorischen Verfalls durch ein Aussterben der Geisteswissenschaft durch einen totalitären Sieg des Materialismus angesprochen und erläutert.
– Am 29. September 1917 (in GA 177) beschrieb er das soziale, politische und spirituelle Panorama des Ersten Weltkriegs, sein chronisches „soziales Karzynom“, welches alle zukünftigen Kriege auslösen würde, und was die Geisteswissenschaft sofort und in den nächsten Jahrhunderten tun sollte.
#jellenu@xs4all.nl kann ich in gewisser Weise uneingeschränkt auch zustimmen. Nur: Die weiße Weste der U.S.A. ist nicht so weiß, dass man dessen gewalttätigen Taten als „Weltpolizisten“ stillschweigend gutheißen könnte, sodass sie hier völlig unerwähnt bleiben könnten. (Vietnam, Abu-Graib, Guantanamo um wenige markante Punkten davon zu benennen). Weder U.S.A. noch die Russische Föderation und auch die Volksrepublik China sind ehrenwerte Makler für eine Friedensordnung. Was aber für uns, die Anthroposophie Liebenden, Richtschnur sein kann: Dort, wo Gedankenfreiheit toleriert wird, ist die wahre Lösung von kriegerischen Konflikten am nächsten. Gewiss gab es viele Momente seit dem Zerfall der Sowjet-Union, wo der Westen klüger hätte sein dürfen. Aber ein Russland, dass mit zunehmender festerer Führung von alten KGB-Seilschaften mit „ehrenwerten“ Oligarchen gelenkt wird und noch immer etwa 20 % der Bevölkerung auf fließendes Wasser im Haus und einem WC verzichten muss, weil es in bitterer Entbehrung lebt, ist auch kein Beispiel für ein philanthropisches Staatsgebilde. Trotzdem gibt es dort wie überall in der Welt bewundernswerte und wunderbare Menschen. Die russische Staatsführung hat mit dem Krieg das Schachbrett in Europa umgeworfen und mit Mariupol, Butscha, Irpin usw. uns gezeigt, dass solange diese Führung Russland lenkt, es nie mehr die Regeln des Schachspiels beherzigen wird. -Möglicherweise werden wir noch sehen wie die VRC, RF und USA sich in den nächsten Jahren selbst demontieren. Die ersten Anzeichen sind schon sichtbar. Dominique Z.v.E.
Wenn nicht mit jedem Satz das Grauen und tägliche Leiden, die Zerstörung durch den brutalen Angriff der Ukraine durch Putins Militär und Mörderbanden gegeißelt wird, bedeutet das noch lange nicht Kaltherzigkeit und Zuspruch oder Relativierung für dieses entsetzlichen und unmenschlichen Treibens.
Die Frage nach dem „Wie weiter?“ und „Was soll werden?“ ist notwendig.
Dazu gehört der nach wie vor richtige Satz in Bezug auf Russland von Egon Bahr:
„Die Geographie können wir aber nicht ändern. Russland wird Nachbar bleiben.“
Mir graut, ich mache mir Sorgen und ich habe Angst im Zusammenhang mit diesem Krieg. Die Dynamik ist nicht zu Ende. Wir alle in Europa stecken mittendrin, – sind der Sache wesentliche näher, als es die USA sind.
Und ich bewundere die Tapferkeit in der Ukraine, sie verdient unsere Unterstützung auf allen Ebenen.
Die Überlegungen, die Sehnsucht, möglichst rasch zum Frieden zu kommen, kann ich durchaus nachvollziehen. Wenn diejenigen, die darüber diskutieren wollen, öffentlich geächtet werden, indem man sie für XYZ erklärt, dann steigert sich meine Sorge über den sich ausbreitenden Schaden, den diese kriegerische Zerstörungskraft sowieso schon anrichtet.
Wird denn wirklich nicht bemerkt, was es anrichtet, wenn man den Empfindungen des Schreckens, der Angst, der Abscheu dermaßen freien Lauf läßt, dass man – sich gegenseitig bedrohend und abwertend, mit Konsenszwang, in ein Schwarz-Weiß-Denken und Rechthaberei drückend – zu Objekten seiner eigenen wütenden Ratlosigkeit macht?
Wird nicht mehr bemerkt, wie sich dadurch ein Rückfall in den Beginn des 20.Jh. und davor abspielt? Schon die Corona-Zeit hat die Spaltungskräfte und das entindividualisierende Sich-versammeln hinter Fahnen vehement aufleben lassen. Nur weiter so? Mehr davon?
Werden Konflikte bei unseren Kindern wieder vorrangig militärisch gelöst?
Hier im Forum geht das sogar soweit, dass man in den Chor derjenigen verfällt, die Anthroposophie- und Steiner-Bashing betreiben. Als ginge es um einen Schönheitswettbewerb, wer das bessere oder hässlichere Anthroposophen-Gespenst abgibt. Das ist nicht mehr menschlich zu nennen, sondern abscheulich. Man schwingt sich sogar mal eben auf, Steiners in ca. 33 Jahren bruchlos-perspetkivenreiche und anregen-sollende Darstellungsentwicklung als gestrig zu bezeichnen, als ginge es um Mode-Äußerungen aus der Kaiserzeit.
Anthroposophie, so heißt es, ist eine Versuchsmethode des allgemein(!) Menschlichen.
Warmherzigkeit und Mitgefühl bedeuten nicht, sich in Reiz-Reaktionsmustern gegenseitig klein zu machen oder individuelle Denkwege zu verunglimpfen, statt ihnen mit Argumenten zu begegnen. Es geht auch nicht darum Dogmatik und Propaganda ungeprüft wiederzukäuen oder emotionale Gruppenübereinstimmung zu zelebrieren.
Die Lage ist schrecklich und sie ist ernst.
Menschheitlich und ja, auch weltgeschichtlich ernst.
Werden wir im Anblicken des Schrecklichen menschlicher oder verschlingt es uns?
Die Ansichten von Herrn Glasl verdienen angehört und durchdacht zu werden. So wie jede andere ernsthafte Ansicht aus Erfahrung auch. Gegen Widerspruch ist nichts einzuwenden. Auch nicht gegen andere Argumente oder Streit.
Was aber geschieht mit uns, und das gilt nicht nur für dieses Forum hier, wenn man Gift und Galle gegeneinander versprüht, statt sich anzuhören und zu argumentieren?
Letzteres ist hier glücklicherweise auch zu lesen.
Inwiefern findet hier ein „Anthroposophie- und Steiner-Bashing“ statt?
Ich finde auch, dass differenzierte Ansichten zu dem Thema „verdienen angehört und durchdacht zu werden“. Selbstverständlich auch bei Herrn Glasl. Es muss aber auch möglich sein, sachliche Kritik zu äußern, wie etwa Till Brandt oben geschrieben hat:
„Glasl diffamiert die Demokratiebewegung 2013/2014 in der Ukraine, wenn er sie als rechtspopulistisch hinstellt. In der Ukraine bekamen Rechtspopulisten bei Wahlen weniger Stimmen als in Deutschland die AfD! Im Moment gibt es keine rechtspopulistische Partei im Parlament der Ukraine.
Es ist Putin, der sich gut mit Rechtsradikalen versteht und mit ihnen zusammenarbeitet“
Das ist doch eine nicht ganz unwesentliche und sachlich nachweisbare Aussage. Das ist kein „Gift und Galle gegeneinander versprühen“.
Dass man in Bezug zum weiteren Verlauf des Krieges in der Ukraine besorgt, ja möglicherweise beängstigt ist, ist nachvollziehbar. Aber es hilft nichts, als Anthroposoph, die Lösung zu erahnen. Hier offenbart sich für mich ein nirgends erwähntes Rätsel: Würde jetzt verhandelt werden, mit den Instrumenten der Konfliktlösung, wäre an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Ende vom Lied genauso schrecklich, wie wenn weiter gekämpft, vergewaltigt, entführt und getötet wird. Allerdings mit dem kleinen Unterschied des Zeitpunktes, indem Herr/Frau Biedermeier den Brandstifter als Brandstifter erkennt und sich dem entgegenstemmt. Egon Bahr in Ehren hilft uns mit seiner Feststellung nicht weiter: Wenn mein Nachbar mit der Gartenforke auf meinem Kind losgeht, fange ich auch nicht an, Herrn Glasls Stufenplan der Konfliktlösung dem Nachbar zu offerieren, sondern ich beschütze mein Kind so gut ich es vermag, selbst dann, wenn es dem Nachbar vorher provoziert hat. Es wär gut wenn wir Anthroposophen uns nicht auf zu hohe Rossen setzen. Anschließend stürzen wir umso tiefer im öffentlichen Diskurs und das schadet unsere Aufgabe in der Welt. -Sobald das Konfliktpotential zwischen der Leitung der AAG und den lieben Freunden in den Mitgliederversammlungen beseitigt ist, können wir ahnen, wie Weltgegensätze gelöst werden könnten. Bis dahin sind wir in öffentlichen Organen wie „Das Goetheanum“ besser bedient, nur Symptomen und Phänomenen zu beschreiben. Dominique Z.v.E.
@Dominique Z.v.E.: Zustimmung.
Im erwähnten Zusammenhang der AG sehe nur längst keine hohen Rösser mehr, sondern aufeinander angewiesene und tragende Menschen. Demgegenüber fordernde Menschen, mit Erwartungen, die offenbar nicht erfüllt werden (können).
Nimmt nicht die Fallhöhe mit jeder Form von fraglosem Bescheidwissen zu?
Das wäre dann als ein grundlegendes, menschliches Problem zu bezeichnen, das sich natürlich auch bei anthroposophisch mehr und weniger engagierten Menschen findet.
@ Sehr geehrter Herr Herzog
Ich bin mir sicher: Würden wir uns begegnen, würden wir einander schätzen und verstehen können. Im Grunde sollte keinem Menschen Sehen und Hören vergehen, trotz all der Begegnungs-Ersatz-Krücken.
Sehr geehrter Herr Hansen,
ja, das kann gut sein, dass wir uns in einer Begegnung würden schätzen können. Ich habe auch den Anspruch, mich einem Anderen und dessen „anderer Meinung“ empathisch und verstehen-wollend zu nähern. Meistens gelingt das auch. Es gibt ja innerhalb der anthroposophischen Bewegung „klassische Dauer-Reizthemen“: Wie verhält sich die AAG zur CG? Wie soll man Judith von Halle oder anthroposophische Hellseher beurteilen? Wieviel Anthroposophie benötigt die Waldorfschule? Muss man die PhdF gründlich verstehen, bevor man die Geheimwissenschaft liest, usw.
Aber das sind ja eigentlich „leichte Themen“, oder? Da kann man sich angeregt intellektuell darüber streiten, danach den anderen Standpunkt versuchen empathisch wahrzunehmen und dann gemeinsam Kuchen essen.
Aber während wir beide hier entspannt und zufrieden am Bildschirm sitzen, werden gut 1000 Kilometer weiter östlich unsere Menschenbrüder und Menschenschwestern vergewaltigt, ermordet und gefoltert. Kleine Kinder den Eltern entrissen. Mir ist da nicht so sehr nach „Verständigung und Dialogbereitschaft“.
Man kann sich fragen, wofür steht dieser Artikel eigentlich? Für einen dialogischen Pazifismus.
die Frage, wie sich der Angriffskrieg von Russland gegen die Ukraine in einen Dialog, in eine gemeinsame Suche beider Seiten nach Frieden wandelt. Nur geschieht dies leider auf sehr unglückliche und sogar bestürzende Weise, in der dieses Ziel und Friedrich Glasl unglaubwürdig werden. Warum?
Der erste Punkt ist, so mein Eindruck beim wiederholten Lesen, dass eine Empathie mit dem primären Opfern dieses Aggression, den Bürgern der Ukraine nicht explizit ausgesprochen wird, sondern Opfer, wie ohne Unterscheidung ihrer jeweiligen Zugehörigkeit die Menschen beider Seiten sind. Aber ist dem so? Aus meiner und der Sicht vieler anderer, nein. Wäre aber dieses Benennen nicht notwendig, auch gegenüber den Bürgern, den Verletzten, den Toten beider Seiten, wobei dies bei Zivilisten eben beinahe ausschließe ukrainische Bürger sind, um eine pazifistische Argumentation glaubwürdig erscheinen zu lassen. Hier gelingt das nicht. Antje Vollmer, als ein Beispiel zu nennen, ist es in ihrem Essay in der Berliner Zeitung gelungen. Warum fehlt diese menschlich-spirituelle Seite hier? Ich habe keine Antwort. Es ist und bleibt für mich eine schmerzende Leerstelle, eine Abwesenheit von notwendiger kultureller Betrachtung, der Anerkennung von Leid. Denn wie sollten Gespräche stattfinden können, wenn nicht das Leid der Angegriffenen anerkannt wird, sondern dieses mit dem Leid der Angreifenden beinahe gleichgestellt wird. Wie sollten sie, die Angegriffenen dann einem Gespräch zustimmen können, Teil von diesem sein? Mir bleibt das, auch als Opfer eines gewaltsamen Überfalls auf mich als Person ein Rätsel. Denn erst durch dieses Anerkennen von Täter und Opfer, sachlich und aus einem gewissen Abstand, war und ist mir möglich den damaligen Angreifer, es liegt Jahrzehnte zurück, als reales Gegenüber, als Mensch wie ich zu sehen. Mich als einen mögliches Täter zu sehen, dass ist uns Menschen als Möglichkeit gegeben, es nicht von mir zu schieben.
Als zweiter Punkt ist zu nennen, dass der Artikel mehrere Behauptungen aufführt, die zumindest Umstritten oder eine extreme einseitige Sicht auf diesen Angriffskrieg und seine vorangegangenen Handlungen darstellen. Das wären, um einige, nicht vollständige Beispiele nennen, dass der Maidan 2014 zu einem Putsch stilisiert wird, anstatt es einen Volksaufstand oder ähnliches zu nennen, die Einflussnahme auf diesen einseitig der westlichen Seite zuzuschieben, anstatt ebenso die massive Einflussnahme der russischen Seite überhaupt zu erwähnen. Diese Einseitigkeit setzt sich in der beinahe grotesken Anmerkung fort, dass das sog. Referendum in der Krim, nach der gewaltsamen Annexion dieser anzuerkennen wäre. Dabei fand dies unter der massiven Androhung von Gewalt statt. Am Maidan, wird der aus meine Sicht der vermeintlich große Einfluss rechts-populistischer Positionen kritisiert, während er bei dem Aufruf von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer, als unproblematisch angesehen wird. Eine Doppelzüngigkeit, je nachdem, ob die geforderte Position Herrn Glass nahesteht oder nicht. Glaubwürdigkeit schwindet so. Endgültig auflösen tut sich diese am Ende, als Herr Glasl behauptet, im Golfkrieg seien taktische Atombomben von Seiten der Amerikaner eingesetzt worden.
All das ist tragisch und nicht notwendig für eine Position, wie sie hier vertreten wird, auch wenn ich selbst einer streng pazifistischen Position, ich meine damit ein Verzicht auf Waffenlieferungen und einen sofortige Beginn von Verhandlungen, – wobei zu Fragen wäre, ist Putin bereit zu verhandeln und zu welchen Konditionen, nicht zustimme, so sehe ich diese Position doch als einen wichtigen Teil der Diskussion um den entstandenen Epochenbruch an, dem Umgang mit ihm, der durch den Angriff Russlands auf die Ukraine entstanden ist.
Aber in der Weise, wie in diesem Gespräch mit historischen Situationen umgegangen wird, mit der Art der Benennung von Tätern und Opfern, zeigt sich für mich eine solche Position geschwächt – sehr schade. Andere Argumentationswege, auch in den Fragen von Herrn Held, z.B. kritische Nachfragen würden diese dialogischen Pazifismus in seiner Stärke erscheinen lassen. Hier gelingt das nicht.
Hans Wagenmann
Danke für diese Klarheit!
ich habe den Gratis Monatsartikel noch gar nicht gelesen!!
Schade, dass diese Behauptung erscheint und das Lesen mir nicht gestattet wird.
Da ich mir nicht sicher bin, ob ich soviel am Laptop sitzen möchte, scheue ich mich, zu abonieren.
Herzlichen Gruß!
„Im letzten Sommer gab es in den sozialen Netzwerken eine Rundmail einer ukrainischen Priesterin der Christengemeinschaft. Sie war verzweifelt, weil die Anthroposophen angesichts der Tatsache, dass gerade ihr Volk und Land gezielt vernichtet wird, nicht in der Lage sind, die Dinge klar beim Namen zu nennen.“
@ R. Herzog: Die täglichen Angriffe des ultranationalen Putschregimes seit 2014 auf die Ostukraine bleibt hier unerwähnt…biegen Sie sich nicht alles gerne zurecht, ob anthroposophisch oder misanthropisch ? NATO und sog. USA, sind dass wirklich Ihre spirituellen Freunde ?
In den Jahren seit 2014 bis zum 24. Februar 2022 wurden nach diversen Schätzungen rund 14.000 Menschen (Zivilisten und Uniformierte) in der Ostukraine auf beiden Seiten der Frontlinie getötet. Ich habe in all diesen Jahren immer wieder mit Verwunderung zur Kenntnis genommen, dass zwar die Zahlen in den Raum geworfen, jedoch nicht qualifiziert wurden – also, wer ist von wem getötet worden? Die OSZE-Mission („Special Monitoring Mission to Ukraine“) ist vor Ort gewesen. Zu ihren Aufgaben gehörte alles zu dokumentieren, was konflikt- und sicherheitsrelevant gewesen ist. Die OSZE-Mission hat im Zeitraum 2014 bis 2022 sogenannte daily reports (Tagesberichte) erstellt, in dem auch Angaben zu Toten und Verletzten gemacht wurden. Für den relativ „ruhigen“ Zeitraum 2017 – 2020 wurden die Daten über getötete und verletzte Zivilisten in einem umfassenden Bericht aufbereitet. Darin wird deutlich, dass auf der Seite der Aufständischen doppelt bis dreimal so viele Zivilisten getötet und verletzt wurden als auf der von der Ukraine kontrollierten Seite. D.h. also, dass auf allen Seiten sehr viele unschuldige Menschen getötet wurden, jedoch die ukrainische Seite deutlich mehr Zivilisten zu verantworten hat als die Seite der Aufständischen. Und, haben die Menschen in Deutschland diese ausdifferenzierten Zahlen von den Massenmedien erfahren können? Als die bosnischen Serben in den 1990er Jahren Sarajevo belagerten, erhielten wir fast tagesaktuell die Zahlen von durch Serben getöteten Bosniaken. Und in der Ukraine nicht. Warum wohl? Sind es die falschen Opfer gewesen? Ja, denn die ausdifferenzierte Darstellung der Zahlen und Benennung der Verantwortlichen hätte das propagandistisch gepflegte schwarz-weiß-Bild des Konfliktes in Frage gestellt. Also zogen es Medien und Politik vor, nur die Gesamtzahl ohne Verantwortlichkeiten zu benennen.
Konflikte und Kriege sind in Ursache und Auswirkung indessen nicht mit dem einfachen Schema der „good and bad guys“ zu verstehen. So einfach ist die Realität nicht und schon gar nicht bei gewaltförmigen Konflikten. Die intendierte unterkomplexe Darstellung von Konflikten hat einen Namen: Kriegspropaganda. Und die ist auf beiden Seiten des Konflikts unübersehbar.
@HPJP
„Die Vereinten Nationen stellten in einem Bericht 2021 fest, dass von 2014 bis zum 31 Januar 2021 insgesamt 3391 Zivilisten im Donbass ums Leben kamen, darunter ukrainische und russische Staatsbürger. Davon starben laut UN Angaben 58 Prozent durch Minen oder nicht explodierte Munition…Fast 90 Prozent der getöteten Zivilisten starben in den Jahren 2014 und 2015. Seither ist die Zahl stark gefallen. Die Gesamtzahl getöteter Zivilisten in der Region betrug im Jahr 2020 nicht mehr als 26 Personen und im Jahr 2021 noch 25 Personen. Die abnehmenden Zahlen belegen unzweifelhaft, dass es sich bei Putins Genozid-Klage um eine Lüge handelt…Der angebliche „Genozid“ war eine Lüge zum internen russischen Propagandagebrauch, um einen illegitimen Angriffskrieg vor der eigenen Bevölkerung zu rechtfertigen“ (Michael Thuman „Revanche. Wie Putin das bedrohlichste Regime der Welt geschaffen hat“ S.162)
https://www.ohchr.org/sites/default/files/documents/countries/ukraine/2023/23-03-24-Ukraine-35th-periodic-report-ENG.pdf
Das UNHCR schreibt zum Verhalten der ukrainischen Armee in Gebieten, die sie zurückerobert hat:
„Das UNHCR bestätigte weiterhin Berichte über Dutzende von Morden an Zivilisten, die wegen ihrer angeblichen Kollaboration mit der Russischen Föderation in den von ihr besetzten oder von den russischen Streitkräften kontrollierten Gebieten seit dem 24. Februar 2022 als sogenannte „Verräter“ gegen die Ukraine angesehen werden. Zwar sind die Täter nach wie vor unbekannt, doch hat das UNHCR Bedenken, dass einige dieser Tötungen von Agenten der ukrainischen Regierung oder mit deren Duldung begangen worden sein könnten. Da es sich in den meisten der gemeldeten Fälle bei den Opfern offenbar nicht um legitime militärische Ziele handelte, sind gründliche und unparteiische Ermittlungen in solchen Fällen erforderlich.“
Dass das UNHCR nicht in den russisch kontrollierten Gebieten arbeitet und von dort berichtet, liegt daran, dass Kiew das untersagt. Die UNO betrachtet die russisch kontrollierten Gebiete als ukrainisch und benötigt deshalb eine Erlaubnis aus Kiew, um sich dort zu bewegen. Diese Erlaubnis verweigert Kiew.
Der UNHCR-Bericht ist vom 24. März 2023. Die deutschen „Qualitätsmedien“ haben es aber nicht für nötig gehalten, ihren Lesern davon zu berichten, schließlich stellen sie die Ukraine als Demokratie dar, die für die Freiheit des Westens kämpft.
Finden Sie dieses Verständnis von Freiheit, Menschenrechten, Meinungs- und Pressefreiheit, Demokratie und Minderheitenschutz verteidigenswert?
Ebenso die „neutrale“ UNO: Die UNO kritisiert weiterhin, dass Kiew weder die Todesschüsse vom Maidan, noch die Tragödie von Odessa aufgeklärt hat oder es auch nur ernsthaft versucht. Und wieder nehmen in dem Bericht die Kritikpunkte an der Ukraine elf Seiten ein, die Kritikpunkte an der Situation auf der Krim hingegen nur drei Seiten. Im von Kiew kontrollierten Gebiet gibt es Folter, Angriffe auf Journalisten und vieles mehr, was den westlichen Medien offensichtlich zu peinlich ist, um darüber zu berichten.
Zum wiederholten Mal: Die feindselige Haltung des Kiewer Regimes gegenüber den eigenen Bürgern ist in der gesamten Ukraine zu spüren. Die Diskriminierung der russischsprachigen und russischen Bevölkerung hält an. Die Menschen werden der Möglichkeit beraubt, in ihrer Muttersprache und ihrem kulturellen Umfeld zu leben. Die UN-Sachverständigen weisen darauf hin, dass trotz der Garantien in der ukrainischen Verfassung für die „freie Entfaltung, den Gebrauch und den Schutz des Russischen und anderer Minderheitensprachen“ der Gebrauch der russischen Sprache im Land praktisch verboten ist und eine „Welle von Rhetorik, Hass, Drohungen, Einschüchterung, Aufstachelung zur Gewalt und Online-Verleumdungskampagnen“ auf diejenigen losgelassen wird, die eine positive Meinung über sie äußern.
Die Einwohner der Ukraine sehen sich zunehmend mit Neonazis (oder freundlicher: Ultranationalisten) und Nationalisten konfrontiert, die das Andenken an ihre Vorfahren verhöhnen und die Geschichte der Länder, die jetzt zur Ukraine gehören, entstellen.
Achja, was die o.g. Minen betrifft: wer wirft gezielt die kleinen sog. Schmetterlingsminen über Donezk/Donbass ab ?
Im Donbass verschießt die ukrainische Armee die Minen mit Uragan-Raketen, die jeweils 312 dieser Minen abwerfen. Die Minen verteilen sich im Wind über eine große nicht vorhersehbare Fläche. Nach dem Abwurf schärfen sich die Minen nach einer vorgegebenen Zeit oder nach dem Aufschlag selbst; eine spezielle Konstruktion verhindert die verfrühte Explosion beim Aufprall auf dem Boden.
Detail: PFM-1S-Antipersonenmine, auch „Schmetterlings-“ oder „Blattmine“ genannt, die von Human Rights Watch im September 2022 in der Region Isjum gefunden wurden. Die Mine gibt es in verschiedenen Farben, darunter grün und braun. Die Mine ist mit 37 Gramm Flüssigsprengstoff gefüllt und so konstruiert, dass sie detoniert, wenn genügend Druck auf den Minenkörper ausgeübt wird. PFM-1S-Minen sind mit einem Selbstzerstörungszünder ausgestattet, der nach bis zu 40 Stunden detonieren soll, doch der Mechanismus versagt häufig, so dass die Mine noch jahrelang gefährlich ist.
Während die Ukraine Gebiete – „öffentliche Flächen und Privatgrundstücke“ -, in denen Zivilisten leben, vermint, sind es die bösen Russen, die die Minen – unter Lebensgefahr für die russischen Minenräumer – wieder entfernen und den Opfern medizinische Hilfe leisten.
Ich bin ein bisschen verwundert über Hr. Glasl‘s Haltung: ich finde sein Modell der Konfliktlösung extrem gut und verwende es seit Jahren in der Praxis. Es hat viele diplomatische Initiative gegeben noch vor dem Anfang des Krieges. Mit dem Anfang des Krieges, übrigens vor Jahren mit der Besetzung des Krims, hat Putin die Sache so eskaliert dass der Konflikt gemäss Hr. Glasl‘s Modell, in ein Konflikt der Stufe 7 bis 9 übergegangen ist. Reden, Mediation, Diplomatie, usw… helfen da nicht mehr. Nur einen Machtangriff hilft noch.
Jetzt zu versuchen noch zu „reden“ kommt gleich mit zwei Polizisten die bei ein Messergefecht zwischen 2 Menschen, versuchen würden mit denen zu reden.
Auch die Geschichte kann helfen. Im 2. Weltkrieg hat man auch lange auf Diplomatie und weitgehende Zugeständnisse gesetzt. Eine der Parteien hat das nur als Schwäche des Anderen gesehen und das hat, so uns die Geschichte lernt, nur zu eine riesigen Katastrophe geführt.