Wie wir den Frieden schmieden

Rede des kenianische UNO-Botschafters Martin Kimani am 21. Februar anlässlich der dringlichen Sitzung des UNO-Sicherheitsrats zur Ukraine.


Mr President, Kenia, wie fast jedes afrikanische Land, wurde aus dem Ende eines Imperiums geboren. Unsere Grenzen waren nicht die unseren. Sie wurden in den fernen kolonialen Metropolen gezogen, in London, Paris und Lissabon – ohne einen Gedanken an die uralten Nationen, die sie auseinanderzwangen. Heute leben unsere Landsleute beidseits jeder Grenze eines jeden einzelnen afrikanischen Landes, verbunden durch tiefe historische, kulturelle und sprachliche Bande.

Hätten wir, als die Unabhängigkeit kam, in unseren Staaten nach der Einheit von Ethnie, Rasse und Religion gestrebt, wir würden noch immer blutige Kriege führen, auch jetzt, viele Jahrzehnte später.

Stattdessen haben wir eingewilligt, uns mit den Grenzen abzufinden, die wir geerbt haben. Und doch verfolgen wir noch immer die politische, wirtschaftliche und juristische Integration auf dem Kontinent. Statt Nationen zu formen, die für immer mit gefährlicher Nostalgie auf die Geschichte zurückblicken, richtet sich unser Blick entschlossen voraus – auf eine Größe, die keine unserer vielen Nationen und Völker je gekannt hat.

Bild: Martin Kimani

Wir haben beschlossen, den Regeln der Organisation für Afrikanische Einheit zu folgen und der Charta der Vereinten Nationen. Nicht, weil wir mit unseren Grenzen zufrieden wären, sondern weil wir gemeinsam nach etwas Höherem streben, das im Frieden geschmiedet wurde. In allen Staaten, die sich nach dem Kollaps oder dem Rückzug von Imperien formten, wohnen Menschen, die sich nach Vereinigung mit Menschen in den Nachbar­staaten sehnen. Das ist normal, und es ist verständlich. Wer will nicht vereint sein mit seinen Brüdern und zusammen mit ihnen gemeinsame Ziele verfolgen? Doch dieser Sehnsucht mit Gewalt nachzugehen, das weist Kenia zurück. Wir müssen uns von der Glut toter Imperien abwenden, ohne in neue Formen von Herrschaft und Unterdrückung zurückzufallen.

Wir haben den Irredentismus und den Expan­sionismus zurückgewiesen, egal auf welcher Basis, sei es jene der Rasse, der Ethnie, der Religion oder der Kultur. Wir weisen ihn auch heute zurück.


Titelbild Ansicht an Nairobi, Kenya

Print Friendly, PDF & Email

Letzte Kommentare

Facebook