Von der fast schwarzen Michael-Bronzeplastik von Oswald Dubach wird man angezogen durch die Neugier, die komplizierte Gestaltung zu durchschauen und kennenzulernen, und will sich ebenso unmittelbar abwenden von dem nicht einladenden Anblick der scheinbar wirr sich kreuzenden und überschneidenden Formen. So bedarf es der bewussten Annäherung und eigenen Durchhaltens.
Einen Zugang eröffnen klar erkennbare Teile: Köpfe mit Gesichtern, Arme mit Händen und Flügel. Allen Teilen kann man auch Körper zuordnen, wenn auch deren gegenseitige Beziehungen nicht offenkundig sind. – Ausgehend von dem nach unten gebeugten, nach unten blickenden Menschenkopf, zeigen sich die zugehörigen Schultern, Arme und Hände: Die Linke ist vor die Brust gelegt, mit einem markanten Winkel im Ellenbogen. Der rechte Arm mit seiner geraden Hand richtet sich gestreckt nach unten. Dort steht ihm ein Drachengesicht entgegen. Man ist an die Gestalt des Ahriman, wie ihn Rudolf Steiner gestaltet hat, erinnert. Der Mensch erblickt ihn und ist sich der Bedrohung bewusst, die von dieser Macht ausgeht. Das Drachenwesen versucht in die Höhe zu wirken, kommt aber nicht in Beziehung zum Menschen, da sein eigener Blick nicht den des Menschen treffen kann. Mit riesigen Klauen greift er nur sich selbst in starrer Verkrampfung. Über dem Menschen endet ein Flügel, ihn bedrängend. Im spitzen Winkel dieses und des daran anschließenden Flügels erhebt sich ein mächtiges Haupt, aufrecht und in milder Strenge. Es schaut über den Menschen hinweg. Unter seinem Gesichtsausdruck wandelt sich die zunächst beklemmende Fläche über dem Menschenhaupt und wird zur schützenden Gebärde.
Ein weiterer, alles übersteigender Flügel scheint von oben Kraft hereinzuziehen und bis in den Rücken des Menschen einzutauchen. Dieser Kraft antwortet eine dynamische Form aus des Menschen Hüftbereich.
Während der Betrachtung ordnen sich die Proportionen und Bewegungen. Der Mensch selbst erscheint klein zwischen den beiden Geistwesen. Die Flügelgestalt verwebt sich mit dem Umraum, durchkraftet die Umgebung. Sie schaut wie auf ein fernes Ziel, blickt über das dramatische Geschehen unter ihr hinweg. Die Drachengestalt bildet einen festen Grund, auch für den Menschen darüber.
Dann versucht man im Nachklingen diese Figur zu erlauschen. Was am Anfang verwirrte, ist zur Gesamtgestalt geworden. Es ist nicht Ruhe, sondern Gegenwartskraft im eigenen Bewusstsein, mit der man von diesem Werk entlassen wird.