Wie erzieht man den Willen?

Gerade in Bezug auf den Willen ist es wichtig, genau zu sehen, inwiefern überhaupt Wille erzogen werden kann. In der Opferung der Menschenweihehandlung wird gesagt, dass der gute Wille aus einem Fühlen entspringt, das sich mit Christus eint.


Es stimmt mit allen Forschungen moderner Psychologie überein: Nur auf dem Umweg über das Gefühl kann der Wille gerufen werden. Man kann nicht einfach Willen aus dem Menschen herauspumpen. Aber man kann es, um im Bild zu bleiben, regnen lassen, bis das Erdreich von Quellen überfließt. So haben große Agitatoren nur auf das Gefühl gewirkt und unter Umständen gerade dort innegehalten und gebremst, wo das Gefühl in den Willen übergehen will – damit der Wille um so elementarer aus dem Menschen selbst hervorbreche. Ein Beispiel ist die berühmte Rede des Antonius in Shakespeares ‹Caesar›.


Aus Friedrich Rittelmeyer, Meditation. Zwölf Briefe über Selbsterziehung. Stuttgart 1997, S. 212.

Grafik Sofia Lismont

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