Wider den Materialismus

Fair Oaks, USA. ‹Disrupt Materialism› ist ein Onlineangebot der anthroposophischen Autorin und Pädagogin Laura Scappaticci. In vier Treffen im Juni und Juli setzen sich die Teilnehmenden mit unserer materialistischen Kultur auseinander und entwickeln gemeinsam tägliche Praktiken als Gegengewicht. Ein Interview.


Wie definierst du Materialismus?

Der Materialismus ist wie eine Smogschicht auf unseren Augen und unserem Herzen. Sie blockiert unsere Verbindung zu den spirituellen Aspekten des Lebens und lässt uns glauben, dass das, was für unsere physischen Sinne greifbar ist, alles ist, was existiert. Er ist die treibende Kraft hinter Hass, Krieg, Gier und unserer Unfähigkeit, die Erde, einander und andere Lebewesen wahrzunehmen.

Welche Bedürfnisse versuchen wir durch Materialismus zu befriedigen? Wie können wir sie stattdessen erfüllen?

Diese Antwort ist für jeden Menschen unterschiedlich, resoniert aber auch in größerem Maßstab. Wenn der Materialismus in mein Leben eindringt, versucht er, die Kreativität zu verdrängen und mich aus dem gegenwärtigen Moment herauszuholen. Er lässt mich denken, dass Einkaufen und Medienkonsum kreative Akte sind, dass die Verbindung zur Natur unwichtig ist und dass ich schneller vorankommen und leistungsfähiger sein muss. Wenn ich morgens aufwache, möchte er, dass ich durch Instagram scrolle, anstatt ein Gebet zu sprechen oder dankbar zu sein. Kunst, Natur, Präsenz und die Anerkennung von Leid können unsere Bedürfnisse besser erfüllen.

Wie könnte eine nachhaltige Beziehung zwischen Mensch und Material aussehen?

Die Antwort meines Kindes war: «Keine Einwegmaterialien», was bedeutet, dass wir alles, was wir herstellen, mehr als einmal verwenden würden. Anders gesagt: Wir verändern unser Bewusstsein vom Wegwerf- zum Nichtwegwerf-Bewusstsein. Auf spiritueller Ebene heißt das: Alles, was uns begegnet, ist nicht wegwerfbar, sondern von Dauer. Unsere Verbindung zu denen, die wir lieben, zu denen, die gestorben sind, unsere Erfahrungen in der Natur, unsere kreativen Akte – all das bleibt bestehen. Wo wir zusammenkommen und uns mit solchen Fragen beschäftigen, kann etwas Neues entstehen und das macht Veränderung möglich. Wenn wir uns eine gesunde Beziehung zwischen Mensch und Material vorstellen können und tägliche Praktiken entwickeln, arbeiten wir bereits daran, die Kraft des Materialismus zu durchbrechen und ein Gegengewicht zu schaffen.


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Bild Blume – Laura Scappaticci. Foto: Christopher Scappaticci

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