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Wenn man droht, an Mensch und Menschheit zu verzweifeln

Buchempfehlung von Alexandra Handwerk: Johannes Greiner, ‹Mensch, ich glaube an dich!› «Es lohnt sich, dieses kleine Büchlein im Schrank zu haben und sich immer wieder von ihm ermutigen zu lassen.»


Wie schön ist es, ein Buch zur Hand zu nehmen, das von einem Menschen geschrieben ist, der Menschen liebt. […] Der Untertitel weist auf das zeitaktuelle Thema: ‹Terrorismus – ein Erziehungsproblem›. Mit dem ersten Absatz ist man mittendrin: «Was kann ich tun? Was kann ich tun, um dem Wahnsinn von Amokläufen und Terrorismus etwas entgegenzusetzen? Ich möchte nicht in Angst erstarren und die sich unter dem Vorwand unserer Sicherheit ausbreitende Überwachung bejahen, und ich will auch nicht in Illusionen schweben in einer Welt, die immer unberechenbarer und verrückter zu werden scheint. Kann ich etwas tun? Und zwar da, wo ich bin?» (S. 8) Treu verfolgt Johannes Greiner diese Spur von Station zu Station. Er geht nicht den Weg der politischen Be- oder Verurteilung aller am Terrorismus aktiv und reaktiv Beteiligten. Er tritt den Weg ins Menscheninnere an. Den Weg, den jeder in sich an seinem Ort, in seiner Aufgabe gehen muss, um als Mensch zu bestehen.

Dass er diesen Weg geht, stützt er auf eine mutige Erfahrung: «Auf meinen vielen Reisen auf verschiedenen Kontinenten begegnen mir so viele freundliche, hilfsbereite und friedensbereite Menschen. Und zwar durch alle gesellschaftlichen Schichten hindurch. Wenn ich nicht genervt und Unzufriedenheit ausstrahlend reise, begegnet mir vor allem Offenheit und Wohlwollen in den Menschen. Es ist meine vielfältig wiederholte Erfahrung, dass die Welt voller lieber Menschen ist.» (S. 27) Schon hier wird deutlich, dass es ein gelenkter und gewollter Blick ist, den Johannes Greiner auf die Menschen wirft. Allen anderen, nicht so netten Menschen ist er selbstverständlich auch begegnet. Ist das illusorisch und schöngeredet? Durchaus nicht. Greiner zeigt, dass der gewollt gelenkte Blick auf den sich entwickelnden Menschen lohnt. Er zeigt, wie unter dem liebevollen und gelenkten Blick der Mensch im anderen Menschen sich erst zu zeigen vermag. […] Spätestens im letzten Kapitel aber landet der Leser mitten im eigenen Herzstück des Autors. Mutig ist der Versuch, ein Gebet und ein Credo zu schreiben, das sich nicht an Gott, sondern an den Menschen richtet. «Mensch, ich glaube an dich» wird hier ausformuliert, «Mensch, ich bekenne mich zu dir» in allen Facetten ernst genommen. Es lohnt sich, dieses kleine Büchlein im Schrank zu haben und sich immer wieder von ihm ermutigen zu lassen, wenn man mal an Mensch und Menschheit zu verzweifeln droht.

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