Zählen ist ein alltäglicher, aber bedeutender Vorgang. Zählen kann man nicht ohne Zahlen. Jedes Kind weiß, was eine Zahl ist, aber man sollte nicht zu geringfügig von der rein quantitativen Bestimmung denken.
Pythagoras sagte: «Alles ist Zahl.» Wer zählt, vollzieht unbemerkt eine komplexe Bewegung. Etwas wird nur zählbar durch eine zweifache Unterscheidung. Die erste unterscheidet eine unzählbare Qualität oder Substanz, die zweite Arten oder Portionen davon. Wasser ist nicht zählbar. Ein Glas Wasser oder hartes und weiches Wasser sind es schon. Rot ist an sich nicht zählbar, sondern erst eine bestimmte Art von Rot oder etwas Rotes. Sprachlich können nur sie mit einem unbestimmten Artikel oder einer Zahl versehen werden. Auch logisch machen eine Substanz oder Qualität einerseits und etwas Zählbares andererseits einen beträchtlichen Unterschied aus. In Hegels Logik entsteht das zählbare ‹Etwas› durch eine sogenannte doppelte Negation. Das gilt gleichermaßen für sinnliche und übersinnliche Gegenstände und Wesen. Jede Zahl hat andere Eigenschaften und ist einmalig. Die Eins, die Zwei, die Drei, die Vier und so weiter sind alle verschieden. Kenner können Zahlwesen einzeln beschreiben. Das Wesen der Zählbarkeit gehört zu einer höheren Hierarchie. Es ist hier an einem Zipfel fassbar, entzieht sich aber insgesamt der Fassbarkeit. Es ist nämlich der Logos selbst. Der Evangelist Johannes sagt im Prolog seines Evangeliums: «Alles ist durch den Logos geworden und ohne den Logos entstand nichts von dem, was geworden ist.» Wie Zahlen sind Wesen qualitativ bestimmt und zählbar. Nichts wird ohne Wesen.