Was meine ich mit Weihnachten?

Das Weihnachtsfest ist ein Fest der Harmonieempfindung mit dem ganzen Kosmos, ein Fest der Gnadenempfindung, ein Fest, das uns immer wieder und wieder den Gedanken nahebringen kann: Wie sich auch alles um uns herum erweisen mag, wie auch in den Glauben sich die herbsten Zweifel hineinmischen können, wie sich auch in die kühnsten Hoffnungen die schlimmsten Enttäuschungen hineinmischen können, wie auch um uns herum alle guten Dinge des Lebens wanken können – es gibt etwas in der menschlichen Natur und Wesenheit, das kann uns der richtig verstandene Gedanke des Weihnachtsfestes sagen, das nur vor die Seele lebendig, geisthaft hingestellt zu werden braucht, um uns immerwährend zu offenbaren, dass wir von den Kräften des Guten abstammen, von den Kräften des Rechten, von den Kräften des Wahren. Auf unsere siegenden Kräfte in die Zukunft hin weist uns der Ostergedanke. Auf den Menschenursprung in urferner Vergangenheit weist uns in einer gewissen Beziehung demnach der Weihnachtsgedanke.


Aus: Rudolf Steiner, GA 127 (1989), S. 215, Berlin 1913.

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