Das ist dieses Gefühl beim Gehen in der Landschaft, dises Gefühl von Fülle, häufig auch von Schönheit. Von der eigenen Bedeutungslosigkeit sicherlich auch, aber auch von Selbstverständlichkeit.
Wer draußen unterwegs ist, staunt eher über das Gelb des Schilfs oder über die Sonnenflecken unter einem Baum als darüber, dass es so etwas wie ein sehendes Auge gibt. An so etwas denkt man dann nicht, man ‹wird› zum Sehen, zum Blick. In manchen Momenten, Momenten, die wir manchmal mit mystischem Einswerden umschreiben, die uns aber – wenn sie denn vergönnt sind – ganz selbstverständlich vorkommen, spüren wir nicht, dass wir leben, sondern leben einfach und gehen in unserer Umgebung auf – im Himmel, der Sonne, den Gerüchen, der Aussicht: All das ist man dann, und all das ist gut. Das Erstaunliche ist, dass eigentlich gar kein Denken daran beteiligt ist.
Das Denken erschließt uns nicht den Sinn der Dinge. Der Sinn, oder besser gesagt die Bedeutung, steckt in der Selbstverständlichkeit, und diese Bedeutung, die keine tiefere Bedeutung hat, muss uns auch wie selbstverständlich zufallen.
Aus: Marjoleine de Vos, ‹Das, was du suchst – Von der Sehnsucht nach dem Spazierengehen›, Stuttgart 2021.
Foto: Chad Madden