Der Übergang vom Wachen zum Schlafen wird ganz richtig als ‹Schwellenübertritt› in einen anderen Seinsbereich bezeichnet.
Es ist ein seelisch-geistiges Aus- und Einatmen, bei dem man aus der Tiefschlafphase, in der uns der Kosmos ganz tief einatmet, alle 90 Minuten wieder an die Oberfläche kommt, um die Tageserlebnisse durch Träume zu verarbeiten – eine seelische ‹Verdauungsphase›. Die Schlafforschung hat herausgefunden, dass in der ersten Nachthälfte die Tiefschlafphasen häufiger sind, um die am Tag verbrauchten Lebenskräfte zu regenerieren. In der zweiten Nachthälfte dominiert die Traumphase. Der 90-Minuten-Rhythmus der Schlaftiefe, von seelischem Ein- und Ausatmen, ist auch tagsüber wirksam. Forschungen zeigen, dass man etwa eineinhalb Stunden konzentriert sein kann und danach die Konzentrationsfähigkeit abnimmt. Man muss sich seelisch wieder mehr nach innen zurückziehen. Am Umschlagpunkt zwischen Wachen und Einschlafen scheint eine Kraft zu wirken, die uns über die Schwelle in den anderen Bereich unserer Existenz trägt. Diese Kraft nennt man in der anthroposophisch orientierten Geisteswissenschaft die Marskraft, die ihr physisches Korrelat im Eisen hat. Sie hilft, den Leib zu verlassen, uns zu exkarnieren und morgens unseren Leib wieder zu ergreifen. Das Eisen im Blut erweist sich als Hilfe, das Gleichgewicht zwischen Inkarnation und Exkarnation zu bewerkstelligen.»
Zusammengestellt aus: Olaf Koob, ‹Die Fülle der Nacht – vom Geheimnis unseres Schlafes›, Stuttgart 2010.
Grafik: Sofia Lismont