Das Neue – es ist die Antithese zur gewordenen, organisierten Wirklichkeit. Plötzlich ist alles möglich, stehen Türen offen, lassen sich die Weichen neu stellen. Der Philosoph Martin Heidegger beschreibt es als die große Zumutung des Menschen, dass man in eine gewordene Welt hineingeworfen sei.
Tausend Bedingungen bestimmen das Leben. Es ist das Neue, das von diesem Verhängnis des Gewordenen befreit, das die Würfel noch einmal in den Becher legt. Das Neue verspricht, dass die Zukunft nicht nur die Gegenwart fortschreibt, sondern vielmehr ein eigener schöpferischer Ort wird.
Fragen wir ‹Was wird?›, so haben wir eine Zukunft im Auge, die sich aus der Gegenwart entwickelt. Wir fragen nach dem Werdenden, dem Futurum der Zeit. Mit der anderen Zukunft, die auf die Frage ‹Was kommt?› antwortet, kommt etwas Neues. Hier ist die Zukunft eine Wirklichkeit, die als Möglichkeitsraum in die Gegenwart mündet. Vielleicht ist die Kindheit das großartigste Ereignis des Gewebes von werdender und kommender Zukunft.
Aus Wolfgang Held, So kommt das Neue in die Welt. Stuttgart 2017.
Grafik: Sofia Lismont