Nachzudenken über die Liebe, zaubert einen ganzen Sternenhimmel von Fragen herbei. Die Stimmung ist das Staunen. Staunen bedeutet fragen.
Es ist dasjenige Wesen, welches jeder Mensch kennt und auch weiß, was es ist, ganz gleich, ob er es entbehrt oder in Fülle gerade erlebt. Jeder kennt es und niemand kann letztgültig genau sagen, was es ist, wie es plötzlich erscheinen kann und wie es zu erreichen sei. Es ist das uneingeschränkt Menschliche über alle Grenzen, Unterschiede und Gegensätze hinweg. Erstaunlich! Fragt mich ein Kind danach, so sage ich ihm: Die Liebe ist wie die Erde, die uns alle trägt und die unermüdlich wachsen lässt, was wir brauchen. Oder sie ist wie das Wasser, das zum Überleben notwendig ist und uns Lebenskraft schenkt.
Fragt mich ein Jugendlicher, so sage ich ihm: Sie ist wie die Luft, die dich mit dem Leben der Welt verbindet und die dir in der Schöpfung eingeatmet worden ist als eine Bejahung deines Wesens.
Fragt mich jemand, der sein Leben mit dem eines anderen verbinden will, so frage ich ihn zurück, ob er auch notfalls ohne ihn leben könnte. Denn sie ist wie das Feuer, das ständig ernährt werden muss mit eigener Lebenskraft und Hingabe bis in den Tod. Das bringt sie in die Nähe der Agape, der Gottesliebe. Ist es nicht erstaunlich, dass der Gott, der über die Erde ging, in den sieben Farben des Regenbogens sein Ich beschrieb, aber dabei nicht sagte: Ich bin die Liebe, sondern: Ich liebe. Frage ich mich selbst, so erscheint der Sternenhimmel über mir, an den ich nie heranreichen werde, aber wenn ich ihn lange genug betrachte, geht die Sonne auf und ich sage mir: Es ist – ICH.
Grafik: Sofia Lismont