Was meine ich mit Humor?

Humor ist eine sehr ernste Sache, über die man nicht lachen sollte.


Clowns sind oft tiefmelancholisch. Manches Elend ist mit Humor besser zu ertragen, der entsteht, wenn man sich über sich selbst und die eigene Lage erhebt. Wer bis zum Hals im Dreck steckt, sollte den Kopf nicht hängen lassen, und wer nur über andere lacht, erweckt den Verdacht, es aus verdeckter Schadenfreude zu tun. Das Wort ‹Humor› bedeutet ursprünglich Feuchtigkeit. Das Zusammenspiel der Säfte im Körper ist immer individuell geprägt. Jeder Mensch und jedes Volk hat seinen eigenen Humor. Deutsche können so mit sich identisch sein, dass sie leicht verschnupft reagieren, wenn man ihre Werke kritisiert. Amerikaner haben dazu ein pragmatisches Verhältnis und Engländer können sich zugleich mit der eigenen Lächerlichkeit vereinen und darüberstehen. Britischer Humor ist berühmt. Das vielfältig geplagte jüdische Volk erzeugte viel Witz. In Amsterdam war der Witzeerzähler Max Tailleur bekannt, dessen Wahlspruch war: Ich lache, um nicht zu weinen. Seine Bücher verschlang ich, aber zum Glück vergaß ich die meisten Witze bald wieder. Die Pointe eines Witzes macht oft eine selbstverständliche Voraussetzung durch enttäuschte Erwartung plötzlich bewusst. Lachen löst Spannung. Zum Beispiel: «Was ist eigentlich ‹moralische Verpflichtung›?», fragt Sam seinen Vater. Der sagt: «Ach, ich führe doch mit Moses ein Tabaksgeschäft. Wenn ein reicher Amerikaner versehentlich mit zwei aneinanderklebenden Zwanzig-Euro-Scheinen bezahlt, bin ich moralisch verpflichtet, den zweiten Schein mit Moses zu teilen.»


Grafik: Sofia Lismont

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