Die Bemühung um geistige Entwicklung soll nicht allein zu Erkenntnissen führen. Ein umfassendes Wahrheitsverständnis zielt auch auf Wirkungen von Erkenntnissen, die diese im Leben haben.
Lebensfolgen der Erkenntnis bestehen aber nicht nur in der Anwendung und ‹Umsetzung› von Einsichten, sondern vor allem in der untergründigen und kaum merklichen Veränderung, die eine geistige Tätigkeit an mir selbst und meinem Leben hervorbringt. In diesem Sinn ist geistige Höherentwicklung nicht allein an Erkenntniszuwachs und größerer Kompetenz in den sogenannten höheren Erkenntnisarten zu suchen, sondern vor allem in einer Lebensvertiefung, einer substanziellen Vermenschlichung des ganzen Seins: im Verhältnis zu mir selbst, in der Beziehung zu anderen Menschen, im Erleben der Welt und der Natur, in der Sensibilisierung für die Bereiche von Gesundheit und Krankheit – bis hin zur Veränderung der mitgebrachten seelischen, leiblichen und sozialen Konstitution.
Aus: Wolf-Ulrich Klünker, Anthroposophie als Ich-Berührung. Kapitel ‹Was heißt geistige Höherentwicklung?›, Dornach 2010.
Grafik: Sofia Lismont
