Der Weg zum Denken und ‹Sehen› des Herzens geht durch das Opfern von allem Gewohnten, aller Vergangenheitselemente – diese dürfen nur zu freien, improvisierenden Fähigkeiten umgewandelt weiterleben. Und sie müssen geopfert werden in und durch das lebendige Denken, das seine Quelle im wahren, immer intuitiven Fühlen hat.
Die meisten automatisch, ideenlos und ohne gewollte Aufmerksamkeit auftretenden Emotionen sind dem Leben keineswegs dienlich. In ihrem Automatismus ist die freie fühlende Aufmerksamkeit des Menschen gefangen. Der Verzicht auf diese Gefühle ist ein Opfer, weil alle spontanen Gefühle, auch die schmerzhaften, von einem Genuss der Passivität begleitet sind. Die Emotionen, die in einem spirituellen Kleid auftreten, als Begeisterung für sympathische Ideen, eine Autorität, für Partei- oder Sektenwesen, bilden da keine Ausnahme. Die Opferung ist nur dann authentisch, wenn die Emotionen in einem ihnen adäquaten ‹Denken› durchleuchtet werden. Dieses ‹Denken› ist ein helles Fühlen innerhalb der Emotionen.
Aus Georg Kühlewind: ‹Die Erneuerung des Heiligen Geistes› Stuttgart 2021
Bild Sofia Lismont