Was meine ich mit Engel?

Engel erscheinen immer dann, wenn Menschen in Grenzsituationen kommen. […] In solchen Augenblicken werden sie auch am ehesten wahrgenommen und erkannt.


Viele Maler haben sich bis in die Gegenwart in der Darstellung von Engeln versucht. Sie stimmen dabei alle in den Hauptmerkmalen überein, wenn auch das eine oder das andere stärker betont sein kann. So gibt manchmal die Fingerhaltung die deutlichste Botschaft, ein anderes Mal die bewegte Gestalt, die zeigt, dass es hier um einen Entwicklungsprozess geht, dass ein Woher und ein Wohin vorliegen. Auf nahezu allen Engeldarstellungen fällt jedoch der überaus wache Blick auf. Wach, ernst und wissend richtet er sich auf den Betrachter des Bildes. In der Ikonenkunst werden auch Erzengel, Cherubim und Seraphim dargestellt. Je höher die hierarchische Ordnung ist, desto mehr Augen werden diesen Wesen zuerkannt. Die Augen werden nicht nur im Gesicht, sondern auch an den Händen, an den Flügeln, ja zuweilen am ganzen Leib dargestellt. Damit wird zum Ausdruck gebracht, dass diese Wesen alles wahrnehmen, alles wissen.


Aus Michaela Glöckler, Elternsprechstunde – Erziehung aus Verantwortung. Stuttgart 1989.

Grafik Sofia Lismont

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