«Einer von sieben Arbeitnehmenden leidet unter dem Burn-out-Syndrom», so das Zentrale Amt für Statistik der Niederlande im November 2015. Das sind eine Million Niederländerinnen und Niederländer …
Als ich mich mit dem Thema Burn-out beschäftigte, fielen mir zwei Dinge auf: erstens, dass es ein allgemeiner Trend ist, der meist mit individuellen Lösungen bekämpft wird (mit einem Sabbatical, mit neuen Hobbys oder Lavendelöl); zweitens, dass es als geistige Störung gilt: Es ist die überspannte Psyche, die dem Körper Herzrasen und undefinierbare Schmerzen beschert. Der Stress, der zu einem Burn-out führt, kann verschiedenste Ursachen haben: eine hohe Arbeitsbelastung, Beziehungsprobleme, Geldsorgen und vieles mehr. Die körperlichen Folgen eines Burn-outs scheinen bei der Diagnostik und allgemeinen Beschreibungen weniger wichtig zu sein als die psychischen, und von körperlichen Ursachen ist erst recht nicht die Rede. Doch genau das fehlte mir bei der üblichen Aufzählung, nämlich die Rolle des Körpers. In den Monaten, in denen ich mit mehr oder weniger unbrauchbaren Gliedmaßen und einem Gehirn von der Größe einer Walnuss in einem Sessel am Fenster saß und überlegte, wie es nur so weit hatte kommen können, kam mir der Gedanke, dass mein Körper vielleicht mehr als eine bloße Anzeigetafel ist, die angibt, was in meinem Kopf schiefgelaufen ist.
Aus: Bregje Hofstede, Die Wiederentdeckung des Körpers. Stuttgart 2020.
Grafik: Sofia Lismont