Die gegebene alltägliche Welt wird jeweils durch das Begriffssystem aufrechterhalten, in dem das Bewusstsein heimisch ist und das in früheren Zeiten mit dem Wortsystem und der sprachlich gegebenen Strukturierung der Welt identisch war.
Um ein ‹Überwechseln› in andere Welten zu ermöglichen, musste man in vorchristlichen Schulungsmethoden auf die gewöhnliche Denk- und Wahrnehmungsweise verzichten, auf den inneren Dialog, das Benennen und Einreihen des Erfahrenen in das ‹Inventar› – es musste innere Stille, ein leeres Bewusstsein hergestellt werden. Das wurde […] durch körperliche Maßnahmen, Atemveränderung, Substanzen [… erreicht]. […] Die Erweiterung des Bewusstseins auf dem modernen, aktuellen Weg fängt bei den Grenzerfahrungen an, die für die Struktur der Bewusstseinsseele möglich sind: Die Grenzen des Bewusstseins werden graduell hinausgeschoben, die Bewusstheit ausgedehnt. So bleibt der Zusammenhang mit der Alltagswelt auch bei der Wandlung der Erlebnismöglichkeiten aufrechterhalten.
Aus: Georg Kühlewind, Die Erneuerung des Heiligen Geistes. Kapitel ‹Auflösung›, Stuttgart 2021
Grafik: Sofia Lismont