Kaffeemacher zu werden hat ganz viel biografische Momente, weil ich immer nur das tue oder getan habe, was mit mir zu tun hatte.
Gleichzeitig habe ich mir mit einer tiefen Sehnsucht ein Thema gewünscht, in dem ich richtig gut werden kann, das ich tief durchdringen kann, das die Substanz hat, die Facetten des Lebens, der Welt, zu verbinden. Kaffee kann das. Weil Kaffee irgendwo in der zentralamerikanischen Pampa oder im kenianischen Hochland angebaut wird, weil er gehandelt wird, weil wir fragen, wie wir mit Machtgefügen umgehen. Dann kommt die Ebene des Röstens, des Verarbeitens, der Zubereitung und schließlich die Ebene des gemeinsamen Momentes. Kaffee ist ein großer Socializer. Damit berührt Kaffee viele Aspekte. Ich habe gemerkt, dass es hier viele Herausforderungen gibt: von der Irritation, dass die Tasse nicht so schmeckt, wie man erwartet, bis zu verseuchten Böden und Armut, Strukturen, die wir über 150 Jahre gebildet haben. Mit meinem Hintergrund in der Entwicklungszusammenarbeit, meinem Scheitern, in NGOs sinnvolle Tätigkeit, aus sich selbst finanziert, organisieren zu können, habe ich mich beim Kaffee gefragt, wie kann ich hier sozialunternehmerisch arbeiten.
Aus Goetheanum.tv Andrea Valdinoci im Gespräch mit Benjamin Hohlmann: ‹Wissen teilen›.