Jeden Montag gibt es aktuell einen Vortrag in der Schreinerei des Goetheanum zur gegenwärtigen Lage, mal aus medizinischer, mal aus ökologischer, mal aus menschenkundlicher Sicht. ‹Zur Signatur der Gegenwart› heißt die Ringvorlesung.
Wir seien jetzt hier nicht viele, so begrüßte Ueli Hurter vergangene Woche wieder die etwa fünfzig Menschen zum Vortrag von Jean-Michel Florin, aber den Filmmitschnitt würden dann Tausende sehen. Tatsächlich ist der erste Vortrag der Reihe von Georg Soldner zu den medizinischen Einsichten aus der Pandemie schon 10 000 Mal aufgerufen worden. Drei Kameras, zwei Scheinwerfer von vorne, zwei von hinten bringen die Rednerinnen und Redner ins Bild. Erst war es die Holztäfelung des Baus im Hintergrund, jetzt ist es blau bespannter Stoff – so entwickelt sich die Ästhetik durch das neue Medium weiter. Viele Institutionen wie beispielsweise auch das Rudolf-Steiner-Haus in Stuttgart haben gleichfalls begonnen, Vorträge digital zur Verfügung zu stellen. So schilderte Alexandra Handwerk, verantwortlich für die Veranstaltungen im Stuttgarter Steiner-Haus, dass sie aus Greifswald Post bekommen hätte. Dort würde man nun schon auf den nächsten Videofilm von der Uhlandshöhe warten. Die anthroposophische Vortragskunst erobert ein neues Medium, und dieses Medium wird nun die Vortragskultur inspirieren.
Vorträge ‹Zur Signatur der Gegenwart›
Foto von Gerald Häfner: Jesse Osmer