Bukarest/Rumänien. Vom 10. bis 14. Juli finden am Goetheanum die Theater-Festtage statt. Das rumänische Logos-Theater führt dort das Stück ‹Iliada – Ilias› auf. Ein Interview mit dem Regisseur Oswald Gayer.
Worum geht es in der Aufführung?
Im Homerschen Vers-Epos ‹Ilias› erscheinen zum ersten Mal in dem langen Streben des in die Kunst gegossenen menschlichen Geistes die ersten wirklich überzeugenden Impulse zu Barmherzigkeit, Liebe und Vergebung. Weiterhin werden die ersten archetypischen Konzepte zur Harmonie zwischen Schicksal und Freiheit dargestellt. Durch Homers Genie wurde die Mythologie zur geschichtlichen Realität. Das europäische Schicksal wird vermittelt – von dem Moment an, als der göttliche Plan noch in mythologisch verklärten Bildern dargestellt wurde.
Zu welchen Themen und Fragen forscht ihr?
Eine solch komplexe halluzinatorische Breite von Imaginationen und Prophezeiungen kann in den intimen Kreislauf der Inspiration eines Künstlers, einer Künstlerin nur mit der Zustimmung der ursprünglichen Quelle der Kunst eintreten, nur durch die Gnade der Musen.
Welchen Einfluss hat Rudolf Steiners ‹Dramatischer Kurs› auf eure Arbeit?
Für uns ist ‹Ilias› der ideale Stoff, um die folgenden Anregungen aus Steiners Kurs zu üben: «Und man kann geradezu als Axiom der Schauspielkunst den Satz aufstellen: Je besser ein Schauspieler sich dazu trainiert, in seinen Träumen zu leben, erinnernd die Gestalten der Träume, das Erlebte der Träume sich auch bewusst vor die Seele immer und immer wiederum zu stellen, eine desto bessere […] künstlerische, stilgemäße Haltung während des Ganzen wird er sich gerade dadurch aneignen. […] Denn je mehr auf der Bühne das Gesamtbild den Eindruck der albgeträumten Fantasie macht, desto besser ist es für die abendbühnenmäßige Darstellung. Der Eindruck des Lebendigen, des Authentischen geht gerade hervor, wenn man der Bühne ansieht, dass ihr Bild aus in lebendige Fantasie umgegossenen Träumen entstanden ist.»
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Titebild Aus ‹Iliada – Ilias›, Foto: Teatrul Logos, Bukarest