Das Kennzeichen von Mephisto, der teuflischen Figur in Goethes ‹Faust›, ist, dass er zwar schlau ist, aber nicht zu lernen vermag.
Dabei ist interessant, dass viele Phänomene und Werkzeuge, die wir in der Digitalität vor uns haben, zu den ‹guten› Dingen gehören, die wir entwickeln können, wie Mitgefühl, Empathie, Meditation, Gebet. Jetzt ist es aber ahrimanische Verführung, die sich in den technischen Geräten ausleben, die uns vom Weg abbringen will. Diese Kräfte sind nicht weise, sie sind smart. Es heißt Smartphone, nicht Wisephone.
Wir haben durch die Neurophysiologie gelernt, dass die Kraft der Vorstellung ohne technische Mittel wirkungsvoll sein kann. Das verwenden wir in der Traumabehandlung, es kann Patienten und Patientinnen helfen, ihre Vergangenheit neu zu schreiben. Das gelingt, weil Bilder so kraftvoll sind. Ein Beispiel: Eine Gruppe von Menschen sollte sich über sechs Wochen vorstellen, sie wären in einem Fitnessstudio und würden trainieren. Ergebnis: Sie zeigten Muskelaufbau! Gleiches gilt für Gebet, Meditation und konzentrierte Gedankenbildung. So wenig es im Gebet darum geht, Wissen zu erwerben, so wenig geht es in der Meditation bloss um Erkenntnis. […] Früher standen sich Vita kontemplativa und Vita activa gegenüber. Man hat im Garten gearbeitet oder gebetet. Mit der Anthroposophie verbinden wir Meditation und Tätigkeit, da besteht der Gegensatz nicht mehr. Kontemplation wird Handlung. Nun ist interessant: Je mehr wir diese geistigen Techniken entwickeln, desto mehr entwickelt sich die virtuelle Realität, um uns um diese Fähigkeiten zu bringen.
Goetheanum.tv Virtual Reality und die Erkenntnis höherer Welten, Sebastian Lorenz (Übersetzung: Wolfgang Held)
Herzlichen Dank für diese interessante Nachricht an Herrn Sebastian Lorenz und auch an Herrn Wolfgang Held für die Übersetzung! Ich bin mir noch unsicher, ob «Mitgefühl, Empathie, Meditation, Gebet» wirklich der richtige Weg sind, um Virtual Reality und höhere Erkenntnis miteinander zu verbinden. Bei den Veranstaltungen zur Eröffnung des ersten Goetheanum im Jahr 1920 sagte Steiner beiläufig (ich paraphrasiere aus dem Gedächtnis), die Beschäftigung mit einem Mantram würde den Verkehr mit geistigen Wesen erleichtern (oder ermöglichen). Aber vielleicht, so mein damaliger Umkehrschluss, erschwert dies den Verkehr mit menschlichen Wesen? Man kann man die geistigen Wesen auch sich selber überlassen und sich den menschlichen Wesen zuwenden, das könnte ja auch interessant sein, was haben die denn mitzuteilen? Schauen Sie, es gibt so viele Verstorbene, die ganze Anthroposophie ist ein Gespräch mit Verstorbenen. Man wendet viel Zeit und Mühe auf, damit es den Verstorbenen besser geht, nicht abstrakten geistigen Wesen, ganz konkreten Toten.
Und wer liebt denn nicht die Toten? Tatsächlich gibt es einen Weg, die Verstorbenen zurück ins Leben zu holen, und das geht über die Kunst. Ich habe das 2019 bei der Lektüre dieses Werks erlebt:
https://press.uchicago.edu/ucp/books/book/chicago/P/bo43987655.html
Das Buch war damals (vor fast fünf Jahren) eine solche Sensationen, in Cambridge, Massachusetts standen die Leute vor dem Book Store Schlange. Wir standen dort und haben gewartet bis die Buchhandlung öffnet, um unsere 64 Dollar bezahlen zu können, es gab Kaffee und Kuchen, es ging ein Raunen durch die Menge, was für irre Sachen in diesem Buch zu finden wären, hat Odysseus wirklich mit Toten gesprochen? Ja, sicher, der Beweis ist in den Farbdruckseiten zu sehen!
Verstehen Sie, man muss natürlich auch Spaß an diesen Dingen haben.
Und natürlich das Geld.
Denn das kostet natürlich auch Geld, die Verstorbenen haben und benötigen kein Geld, aber die Lebenden müssen sich Gedanken machen, ob ihnen dieses Erlebnis 64 Dollar wert ist. Und 64 Dollar sind nicht viel Geld, das können Sie an einem Nachmittag für Salate und Snacks ausgeben.
Insofern scheinen mir «Dollar, Schweizer Franken, Britische Pfund und Euro» der bessere Weg zu sein, um Virtual Reality und höhere Erkenntnis miteinander zu verbinden.
Auch wir engagieren uns mit Mitgefühl und Empathie, und zwar ohne technische Hilfsmittel. Die Gedanken müssen doch aus der menschlichen Mitte, aus dem Herzen kommen. Das ist bei unseren Freunden auf dem Goetheanum-Campus so, und bei uns ist das auch so. Gemeinsam werden wir den Materialismus und die Gefühlskälte besiegen. Täglich arbeiten wir mit den homerischen Epen, nicht für uns, für Euch tun wir das, für alle Menschen guten Willens. Die Revolution wird kommen, Schwestern und Brüder! Ihr könnt jederzeit bei uns mitmachen. Den Reclam-Homer kann man einfach und unaufällig in die Hosentasche stecken, macht Euch keine Sorgen. Ganz besonders interessiert sind wir an weiblichen Mitstreitern, da haben wir noch etwas Nachholbedarf. 😁