Vierundzwanzig

Die kosmische Mitte

Der Beschaffenheit einer Zahl nähert man sich auf drei Wegen: Mathematisch zeigt sich, mit welchen anderen Zahlen sie im Gespräch ist, biologisch zeigt sich ihre Beziehung zum Leben und schließlich erscheint sie – das ist ihre königliche Seite – in Kultur und Religion. Die 24 hat auf allen drei Wegen etwas zu bieten! In der Beziehung zu anderen Zahlen ist sie einzigartig. Sie ist die kleinste Zahl, die sieben andere Zahlen als Teiler besitzt: 1, 2, 3, 4, 6, 8, 12. Keine andere Zahl ist in solchem Maß Gefäß für andere Zahlen. Dabei zeigt sich hier eine Beziehung zur 7, denn es sind sieben Teiler. Hier zeigt sich der kosmische Rang der Zahl. Vergleichbar einem Flussdelta münden die sieben Zahlenreihen in der 24. Die 24 umschließt mathematisch die Fülle – und wie ist es menschlich? Da sind es die 24 Rippen, die unsere Mitte, unseren Herz-Lungenschlag umschließen. So wird die Mitte zum Spiegel des Kosmos, Mitte und All, zwei Seiten einer Medaille. Dass die 24 das Ganze umfasst, zeigt sich auch in der Zeitrechnung. In babylonischer Zeitrechnung teilen wir den Tag in 24 Stunden und in 24 Büchern teilt die älteste monotheistische Religion im ‹Tenakh› die Überlieferung. 24 meint das Ganze und meint die Mitte. Ja, das mag der Ruf des neuen Jahres sein: in der eigenen Mitte, in diesem offenen Raum, diesem Nichts, das All zu finden.


Aus Wolfgang Held, Alles ist Zahl – was uns die Zahlen 1 bis 31 erzählen. Stuttgart 2011.

Bild Miriam Wahl, ohne Titel. Aus: Studien über das Wachen im Träumen, Aquarell auf Papier, 32 × 24 cm, 2020.

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