Unternehmen, die auf der Suche sind nach einer neuen Form der sozialen Verantwortung, haben das Purpose-Netzwerk gegründet. Durch Stiftung und Genossenschaft helfen sie sich gegenseitig, ihre Unternehmen vor Spekulationen zu schützen und ein neues Eigentumsverständnis zu realisieren: Verantwortungseigentum. Gespräch mit Armin Steuernagel, Begründer des Waldorfshop, Mitgründer der Demeter-Marke Mogli und Mitglied der World Goetheanum Association. Er ist Mitinitiator von Purpose und Mitglied des Stiftungsrates.
Was für Vorteile bietet es den Unternehmern, ihr Unternehmen in Verantwortungseigentum zu überführen?
Ein Unternehmen in Verantwortungseigentum gehört sozusagen sich selbst: Das heißt erstens, Gewinne werden reinvestiert oder gespendet, und zweitens, die Kontrolle über das Unternehmen, das Steuerrad, ist weder verkäuflich noch vererblich – es wird nicht an Blutsverwandte, sondern an Fähigkeits- und Werteverwandte weitergegeben. Die alten Eigentumsformen machen Unternehmen, ob man es will oder nicht, immer zu einer Ware, zu einem Spekulationsgut, das man verkaufen kann wie einen Sack Kartoffeln. Die Unternehmer, denen wir helfen, verstehen aber ein Unternehmen als einen sozialen Organismus – als eine Gruppe von Menschen, die eine Idee verfolgen – und nicht als eine Ware. Das passende Rechtskleid dazu ist eben Verantwortungseigentum.
Sie treffen auf viel Zuspruch, auch seitens deutscher Politiker. Sind Sie zuversichtlich, dass die neue Rechtsform bald eingeführt wird? Was ermöglicht Ihr Purpose-Netzwerk schon jetzt?
Die Einführung einer neuen Rechtsform ist ein langwieriges Projekt. Für die Unterstützung dieser Arbeit sind wir als die Purpose-Stiftung auf Spenden angewiesen. Wir versuchen aber schon heute dank rechtlicher Kniffe, Verantwortungseigentum zu realisieren und Beispiele zu schaffen. Das haben Menschen wie Robert Bosch oder die von Rudolf Steiners Dreigliederung inspirierten Mahle-Brüder getan. Mit Purpose haben wir inzwischen 30 weiteren Unternehmen helfen können, diesen Schritt zu gehen.