Unser kosmisches Herz

Es sind beinahe die gleichen Instrumente, mit denen man elektromagnetische Felder misst, um das Herz zu verstehen und um die Sonne zu verstehen. Jetzt werden mehrere Raumsonden zur Sonne geschickt, um die Struktur dieser Felder zu bestimmen. Zeigen solche Felder unsichtbare Gestaltungskräfte?


Elektromagnetische Felder der Sonne, zusammen mit sogenannten Plasmaströmungen, das heißt elektrisch geladene Gasteilchen, lassen Strukturen erkennen, die an das Hin- und Herströmen unseres Blutes, an die vier Herzkammern, an die spiralförmigen Spitzenformen des Herzmuskels erinnern. Sie erinnern auch an die Tätigkeit der Herzklappen, an all das, was unser Herz ausmacht. Diese solare Forschung hat zwar wahrlich wenig mit dem Licht, der Wärme, mit spirituellen Aspekten dieses Himmelskörpers zu tun, kann uns aber helfen, eine innigere Beziehung zu unserer Sonne zu finden.

Das Spiralmagnetfeld der Sonne: ein- und ausströmen

Die Parker-Spirale: Von einem Standort über der Erdbahnebene erscheint das Magnetfeld des Sonnenwindes spiralförmig. Diese Form entsteht durch die Rotation der Sonne während des Ausstoßes des Sonnenwind-Plasmas, welches das Magnetfeld mit sich trägt. Gewöhnlich beobachtet man pro Umdrehung etwa vier Feldsektoren, wobei benachbarte Sektoren entgegengesetzte magnetische Polaritäten haben.

Vier Kammern

Zunächst betrachten wir die Fläche, die die Erdumlaufbahn um die Sonne aufspannt (Abbildung).1 Diese archimedische Spirale der sogenannten Parker-Spirale ist vielleicht die grundlegendste Struktur der sogenannten Heliosphäre, der primären Einflusssphäre der Sonne. Hier ist sie durch den kreisenden Messsatelliten in der Erdumlaufbahn begrenzt. Doch die durch die Sonnenumdrehung induzierte Spiralstruktur erstreckt sich – immer schwächer und immer turbulenter werdend – bis an die entferntesten Ränder des Sonnensystems. Ein mit der Erde kreisendes Magnetfeldmessgerät findet etwa vier verschiedene Sektoren mit wechselnden Vorzeichen des Magnetfeldes an den Linien (nach außen positiv – Südpol) und mit Maxima/Minima der Feldstärke etwa dort, wo die Pfeile sind. Sie erscheinen wie ‹vier Kammern›.

Die räumliche Gestalt der Spirale: Muskelfaser der Sonne

Die Abbildung zeigt das Magnetfeld in der Erdumlaufebene. Stellen Sie sich diese Spirale jetzt in drei Dimensionen vor, und Sie erhalten Strukturen, die an den wunderbaren Spiralmuskel des Herzens erinnern – ein Herz, das die gesamte Heliosphäre umfasst und über vier verdrehte Kammern verfügt, die die innere/äußere Richtung des Magnetfelds teilen!2

Solare Schlangen: Aktivatoren von Sonnenklappen

Am 5. September 2022 im Vorfeld eines besonders starken Plasma-Auswurfs aus der Sonne – koronaler Massenauswurf (KMA) genannt, sandte die Raumsonde Solar Orbiter der ESA Bilder einer riesigen ‹Plasmaschlange›, die sich über einen Großteil der Sonnenscheibe erstreckte.3 Diese Struktur, die jetzt als magnetisches Flussseil (Flux rope) bekannt ist, scheint aus einer kühleren Region zu bestehen, die als hellerer Fleck den Umrissen eines verdrillten, schraubenförmigen Filaments des Sonnenmagnetfelds auf der Sonnenoberfläche (Photosphäre) folgt bzw. sich durch dieses hindurchschlängelt. Diese Beobachtung bestätigte die Idee, dass die Plasmaschlange KMA verursacht, die wir nun beschreiben. Erinnern sie einen nicht an Teilen des elektrischen Systems des Herzens? Diese Beobachtung bestätigte die Vorstellung, dass die Plasmaschlange KMAs verursacht, die wir nun beschreiben

Die Parker-Spirale, bezeichnet nach dem US-amerikanischen Astrophysiker Eugene N. Parker, der in den 1950er Jahren den Sonnenwind als Plasma geladener Teilchen vorhergesagt hatte.

Koronale Massenauswürfe: abdrehen und auswerfen

Von den Enden solcher Flussseile bilden sich riesige Bögen (oft ein Vielfaches des Erdendurchmessers), die sich dann nach außen erstrecken. Obwohl sie oft aufhören zu wachsen und ihre Größe reduzieren, um in der Sonne zusammenzufallen, verengen/verdrehen sie sich im Allgemeinen: Seilteile berühren sich, verbinden sich ganz neu mit anderen Teilen und setzen dabei große Mengen an Energie frei. Es scheint, dass es diese Energie ist, die einen Plasmaball in den Weltraum schießt.4 So treffen auch manche Bälle die Erde mit genug Energie, um z. B. 38 der 49 neu gestarteten SpaceX-Satelliten zu zerstören (Feb. 2022) oder den Nachthimmel mit den spektakulären Polarlichtern zu erleuchten, wie es kürzlich geschah!

Strömungen innerhalb des Sonnensystems

Wir haben uns einige der wichtigsten Strukturen der Sonne angeschaut. Gibt es hier Anzeichen für ein kosmisches Herz? Was sind seine Rhythmen und wo/wie strömt das Blut? Die Sonne hat ihren Hauptrhythmus von etwa 11 Jahren, in denen ihre Aktivität – zum Beispiel Sonnenflecken, KMA – zunimmt und bei Erreichen eines Maximums eine vollständige Umpolung stattfindet. Welchen Herzschlag, welches Atmen?

Rudolf Steiner bespricht diese Korrespondenz des Makrokosmos mit unserem Mikrokosmos in vielen Zusammenhängen. «Diese Strömungen sind oft nichts anderes als gewissermaßen Wege, welche gewisse elementare oder höhere Wesenheiten von einem Weltenkörper zum anderen nehmen. So dass man anfangs sieht, mit dem hellsichtigen Bewusstsein, wie, ich möchte sagen, weltenmagnetische oder -elektrische Strömungen von einem Himmelskörper zum anderen gehen; dann löst sich das bei genauerer Betrachtung auf in eine Schar, in einen Schwarm von geistigen Wesenheiten, die von einem Himmelskörper zum anderen ziehen.»5

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Footnotes

  1. H. S. Hudson, L. Svalgard and I. G. Hannah, Solar Sector Structure. In: The Solar Activity Cycle, Springer International Publishing, 2015.(Für diese Idee bin ich Friedwart Husemann dankbar: F. Husemann, Vier Herzkammern und vier Sonnenkammern. Merkurstab (1), S. 43–45 (1987).
  2. C. Lhotka and Y. Narita, Kinematic models of the interplanetary magnetic field. Annales Geophysicae 37 (3), 299–314 (2019). Das gezeigte Bild weist auch oberhalb der Orbitalebene die gleiche Struktur auf, die sich nicht in der Struktur des Herzens widerspiegelt.
  3. D. M. Long, L. M. Green, F. Pecora, D. H. Brooks, H. Strecker, D. Orozco-Suárez, L. A. Hayes, E. E. Davies, U. V. Amerstorfer, M. Mierla, D. Lario, D. Berghmans, A. N. Zhukov & H. T. Rüdisser (2023), The Eruption of a Magnetic Flux Rope Observed by Solar Orbiter and Parker Solar Probe. The Astrophysical Journal, 955(2), S. 152.
  4. Y. D. Liu, B. Zhu, H. Ran, H. Hu, M. Liu, X. Zhao, R. Wang, M. L. Stevens and S. D. Bale, Direct In Situ Measurements of a Fast Coronal Mass Ejection and Associated Structures in the Corona. ApJ 963 (2), 85 (2024).
  5. Rudolf Steiner, Wege zu einem Neuen Baustil. «Und der Bau wird Mensch». GA 286, Vortrag vom 5. Juli 1914.

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