Umgang mit künstlichem Licht

Dieses Buch beschreibt ausführlich Aspekte des künstlichen Lichts und vergleicht mit dem Sonnenlicht und dessen harmonischem Lichtspektrum.


Mit der Neonröhre und später der LED wurden Lichtentstehung und Wärme zunehmend getrennt, wodurch der Energiebedarf sank. In Leuchtstoffröhren und Stromsparbirnen geben Quecksilberverbindungen unter einer elektrischen Spannung UV-Licht ab, das durch die innere Beschichtung der (Fluoreszenz)-Röhren zu sichtbarem Licht wird. Abgesehen von ihrem schädlichen Quecksilbergehalt kann aus älteren Röhren ultraviolettes Licht die Augen treffen.

LED-Lampen (Light-Emitting-Diode) oder Bildschirme von Computern oder Smartphones (OLEDs = organische LED, TFT usw.) bestehen aus speziellen Halbleitern, die den elektrischen Strom nur in einer Richtung zulassen und die ‹Bewegungsfreiheit› der Elektronen massiv ‹einengen›. Dabei entsteht etwas, was künstlichen Atomen vergleichbar ist (‹quantisierte Orbits›). Steiner hatte zukunftsweisend angedeutet, dass Licht im Zusammenhang mit Elektrizität (Elektronenfluss) in der «schwersten Weise zusammengepresst» sei.1 Vor allem wird der Prozess der Lichtentstehung noch stärker von der Wärme getrennt.

Mit vielen Beispielen stellt der Autor das Lichtspektrum von Neonröhren bzw. Energiesparlampen (Fluoreszenzlicht) und LEDs vor. Das Spektrum des LED-Lichts scheint zunächst kontinuierlich zu sein, aber Rotanteile sind vermindert und Infrarot-Anteile fehlen vollständig. Stattdessen haben auch moderne LEDs einen erhöhten Blauanteil, zumindest eine ‹Blauzacke› im Spektrum. Das gilt auch für Displays von Computern, Smartphones usw. In Warmton-LEDs sind zwar Rot-Orange-Anteile zugemischt und erzeugen einen warmen Lichteindruck, aber das Gesamtspektrum bleibt unharmonisch.

Große Teile von Schindlers Arbeit befassen sich mit neuesten naturwissenschaftlichen Forschungsergebnissen zu blauem und rotem Licht, auch im Vergleich zum Sonnenlicht. Sonnenlicht ist nicht nur der chronobiologische Schrittmacher des Lebens. In seinem Spektrum gleichen die hohen Rotlicht- und Infrarotanteile die mittäglichen großen blauen Anteile aus. So wirkt Sonnenlicht zugleich schützend und regenerierend, es bildet Substanzen, die dem Abbau entgegenwirken (zum Beispiel Vitamin D).

Blaues Licht wie in LEDs aktiviert tagsüber viele Prozesse und wirkt positiv auf das Immunsystem. Jedoch kurz vor dem Schlafen oder in der biologischen Nacht führt es zur Erhöhung des Stressniveaus, erhöht die Herzfrequenz und vermindert die Ausschüttung des schlaffördernden schützenden Melatonins, verkürzt die Regeneration der Nacht. Vom zentralen Nervensystem aus aktiviert es die Nebennierenrinde wie bei körperlicher Belastung. Schindler zeigt, dass es zu Störungen im Äthergefüge kommt.

Fluoreszenzleuchten (Neonröhren) und LEDs flimmern auch weit mehr als Glühlampen. Zudem flimmern sie unorganisch in ‹Rechteckform›, was von empfindlichen Menschen als störend empfunden wird. Bei Tieren zeigen sich Krankheitssymptome, die beim Menschen noch wenig erforscht sind. Zudem ist die Lichtleistung in den letzten Jahren erheblich höher geworden, nicht zuletzt dank der LEDs. So sind Schädigungen der Netzhaut besonders bei Kindern möglich, bei Tieren konnten durch zu helles Licht Schädigungsmuster nachgewiesen werden, die zur Blindheit führen können. Wichtig ist die auch durch Bildschirmgebrauch häufiger werdende Kurzsichtigkeit beim Kind. Nicht einmal in Anfängen sind gesundheitliche Wirkung und die Risiken der neuen Alltagslichtquellen bekannt, was auch behördlichen Zulassungsstellen nicht bewusst sein dürfte.

Ein Kapitel gilt der Beleuchtungsplanung in Schulen und Haushalten. Auch ohne Glühbirnen gibt es große Spielräume für eine intelligente Lichtgestaltung, am besten durch Tageslicht in Klassen und Gängen, vorbildlich durch den Architekten Jens Peters verwirklicht. Ein gesundes Licht ist neben der Ernährung eine der dringenden Kulturaufgaben der Gegenwart. Rudolf Steiner gab nicht nur die Meditation ‹Weisheit lebt im Licht›, er sprach auch davon, dass es darum gehe, von der Flächigkeit des Lichts zu einem Licht-Raum zu kommen, besonders in der Eurythmie. Mit diesem Werk ist ein Anfang gemacht, die Grundlagen unseres Umgangs mit künstlichem Licht darzustellen, vergleichbar der Untersuchung über die Wärme.2 Durch die Fülle seiner wissenschaftlichen Belege (über 2500 aktuelle Quellen) liefert das Buch eine solide Erkenntnisbasis dieser komplizierten Materie.


Buch Stefan Schindler: Lichtwirkungen aus biologisch-medizinischer Sicht und unter anthroposophischen Gesichtspunkten nach Rudolf Steiner – Und ein Leitfaden zur Implementierung qualitativ guten Lichtes in der Praxis. Verlag Ch. Möllmann, Hamborn 2022

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Footnotes

  1. Rudolf Steiner, Das esoterische Christentum und die geistige Führung der Menschheit. GA 130, Dornach 1995, S. 103.
  2. Martin Basfeld, Wärme: Ur-Materie und Ich-Leib. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1998.

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