TV-Spurensuche

Vergangene Woche besuchte die Filmproduktionsfirma Bilderfest im Auftrag des ARD das Goetheanum, um mit Wolfgang Held eine Führung durch das Goetheanum zu filmen und mit Georg Soldner über Anthroposophische Medizin zu sprechen.


Das gesamte Projekt ist ein Dreiteiler zu je 45 Minuten über Landwirtschaft, Waldorfpädagogik und Medizin. Dazu besuchte das Filmteam eine Reihe anthroposophischer Arbeitsstätten. Das Zielpublikum seien 20- bis 25-Jährige, sagt der Regisseur Jens Pfeifer und schildert, ein Kurzfilm zum Projekt habe gezeigt, dass die jungen Menschen kein Interesse an Kritik an Anthroposophie, sondern vielmehr an substanzieller Spurensuche hätten. Dem trägt Frank Seibert, der Journalist im Projekt, Rechnung, denn sein Stil – das zeigte sich auch am Goetheanum – ist das unbefangene Fragen und Nachfragen. «Wenn ein Mensch von Geburt erkrankt ist, dann muss er in einem früheren Leben etwas getan haben, was nicht gut war, wenn ich Karma zu Ende denke. Das ist doch ein schwieriger Gedanke?», fragt Seibert und legt in der ehrlichen Frage die Untiefe offen. Georg Soldner zitiert darauf das Johannesevangelium, wo Jünger den Herrn Fragen, ob ein Blinder, den sie bei sich haben, wegen eigener Sünden oder der seiner Vorfahren gestraft sei. Christus verneinte dies, so Soldner, und erklärte die Blindheit als Möglichkeit, dass sich daran die Herrlichkeit des Göttlichen offenbaren könne. Dann folgt, so referiert er weiter, das Wunder der Heilung und damit die Wendung in die Zukunft. Das, so Soldner, kennzeichne den Karmagedanken in der Anthroposophischen Medizin: Man verwende ihn mit Blick auf die Zukunft. Dann wendet er sich direkt an den Journalisten: «Warum Sie mit einem Lungenfehler geboren wurden oder in den Favelas von São Paulo aufgewachsen sind oder in der Ukraine und dort von einer Granate zerrissen werden, das zu erklären ist nicht meine Aufgabe. Das, was zwischen uns geschieht und Folgen hat, Folgen über Ihr und mein Leben hinaus, das ist die moralische Verantwortung, die sich aus dem Karmabegriff ergibt, und die ist mir wichtig.» Durch den Schnitt des stundenlangen Bildmaterials sind naturgemäß unterschiedliche Erzählungen möglich. Die Art des Fragens und die Dramaturgie der Drehorte von Rotem Fenster über Saal und Terrasse des Goetheanum zum Arbeitsplatz von Georg Soldner lassen erwarten, was der Regisseur versprochen hat: eine Spurensuche zur Anthroposophischen Medizin.


Titelbild Frank Seibert, mittig und Georg Soldner, rechts. Foto: W. Held

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