Sommerlinde

Achtzig Jahre. Sie blüht,
blond bewimpert die Blüten.
Sie heilt durch Nüstern, Auge, Gehör,
befriedet mit Schatten- und Sonnengrün
Nerv und Gemüt; leitet,
breitet empor und verteilt,
ist schön und richtig in Maßen,
ein Sakralbau nach dem Plan
des Wurzel- und Kronmeisters. Wächst,
auf sich selber gestellt,
in den Himmel,
der die Leeren zwischen den Blättern
mit Licht dehnt.
Größer als der Tag- ist der Nachtbaum,
blättert der Wind im Laub, kennt sich aus,
öffnet auf fernste
Sterne das Haus.

Aus: Erika Burkart, Langsamer Satz. Gedichte, Zürich 2002, S. 16.


Die blühende Sommerlinde ist ein Fest für die Sinne, das die leuchtenden Blüten mit lichten Sternen verbindet.


Auswahl und Kommentar von Johanna Lamprecht

Zeichnung von Philipp Tok

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