Esther Gerster ist für die Führungen am Goetheanum verantwortlich und gibt Zeichen- wie Malunterricht im internationalen Grundstudium und einen Tag in der Woche in der Oberstufe einer Waldorfschule.
Was machst Du gerade auch noch? Ich habe Platz geschaffen in meinem Atelier – für ein kleines Treibhaus, in dem nun bald Sämlinge sprossen können, bevor sie in den Garten gepflanzt werden – und dabei bin ich auf anregendes Material gestoßen: Stimmungsvolle Bilder, 1980 gemalt nach einer Griechenlandfahrt, die ich nun rahmte und an den wenigen Wänden aufhängte. Eine Schachtel mit 160 bunten ‹crayons› und ‹soft pastels›, die alle aus dem gleichen Kunststoff und somit Attrappen sind, habe ich im Backofen zusammengeschmolzen. Im Ergebnis fand ich meine Frage nach Luzifer und Ahriman – angeregt durch die eben wieder gesehenen Mysteriendramen – wieder.
Was macht Dich lebendig? Die gemeinsame wöchentliche Naturbetrachtung vor dem Goetheanum. Da bilden sich feinere Wahrnehmungsfähigkeiten. Und sie ist, wie Peter Handke sagt: «Meine Geborgenheit im Lauf der Jahreszeiten».
Woran bist Du zuletzt aufgewacht? Immer wieder neu: an Rudolf Steiner und seinen unendlich differenzierten Fähigkeiten.
Welches Werk hat Dich beeindruckt? Zuletzt das Buch von Zvi Szir: ‹Kann ich denken lernen?›
Wofür bist Du dankbar? Jedes Jahr so vielen Menschen aus aller Welt zu begegnen bei den Malkursen und Tagungen, und das Goetheanum selber immer wieder neu zu sehen durch die Augen der Besucher bei den Führungen.
Wie hat Dich zuletzt eine fremde Kultur berührt? Vor einem Jahr in Kuba: was das mit einem und dem Denken macht, wenn es einfach immer warm ist. Keine Keller, nirgends eine kühle Ecke. Dazu das Leben, das sich aufteilt in sozialistisch-kommunistische Ideologie (für alle ist schon vorgedacht, was zu denken ist) und den täglichen Kampf um die selbstverständlichsten Dinge des Alltags.
Wo begegnet Dir heute Zukunft? In meinen Oberstufenschülern im Kunstunterricht, die an die Tafel schrieben: The world without art is just ‹eh›.