Sind wir immer in Gefahr? Sollen wir die Sicherheit ständig verstärken? Oder ist die Gefahr nur ein vorübergehender Zustand? Wie wird Gefahr evaluiert? Ab wann müssen Maßnahmen ergriffen werden?
Zu glauben, dass diese Frage leicht zu beantworten ist, wäre naiv. In seiner ‹Fröhlichen Wissenschaft› fragt Nietzsche: «Was wisst ihr von vornherein vom Charakter des Daseins, um entscheiden zu können, ob der größere Vorteil auf Seiten des Unbedingt-Misstrauischen oder des Unbedingt-Zutraulichen ist?» (5. Buch, 344)
Sichern bedeutet meistens verschließen. Grenzen müssen dicht gemacht und Türen verschlossen werden, damit Sicherheit herrschen kann. Sicherheit braucht auch Standardisierung, um den Überblick zu behalten: Alles muss überall gleich sein. Im Leben tauchen manchmal Gefahren auf, die Sicherheitsmaßnahmen verlangen. Auch in der Wissenschaft wird Sicherheit gesucht, deshalb auch standardisiert und abgetrennt. Wissenschaft muss auch vor gewissen Gefahren schützen können.
Misstrauen oder Vertrauen, was verlangt das Leben? Es sollte eine hygienische Meditation sein, sich zu fragen, worauf wir im Leben vertrauen können und worauf nicht. Es wird immer einen Grund geben, die Sicherheit zu verstärken. Gibt es überhaupt einen Grund zu vertrauen? Nur wenn wir eine innere Sicherheit gefunden haben. Ja – eine innere Sicherheit ist notwendig, um dem Leben vertrauen zu können. Aber worauf basiert diese innere Sicherheit?
Illustration zu Homöopathie: Adrien Jutard