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Seelenmedizin

Sommertagung am Goetheanum zum ersten Lehrerkurs von Rudolf Steiner. Jost Schieren von der Alanus-Hochschule ist mit seinem Vortrag beinahe am Ende angelangt, da fügt er noch ein Motiv an.


Wie bei den legendären Präsentationen von Steve Jobs, erscheint diese Coda im Vortrag wie ein unscheinbarer Appendix, und öffnet doch eine ganze Welt. Die Welt und das eigene Selbst bilden eine erste Polarität. In sie stellt sich die Seele mit den gegensätzlichen Kräften der Vorstellung und des Willens. So bildet sich ein Kreuz, in dem die Temperamente ähnlich wie in der griechischen Elementenlehre jeweils in einer Ecke stehen: Die Sanguinik treibt die Seele in die Welt, allerdings vorstellungsmäßig, während die Cholerik willenshaft in die Welt führt. Phlegma und Melancholie sind dem gegenüber mit dem Selbst verbunden, im ersten Fall willensorientiert, im zweiten vorstellungshaft. Nun seien es vier Tugenden der Seele, die diese Einseitigkeit jedes Temperamentes steigerten und verwandelten. Gelinge es der Sanguinikerin, ihrem Interesse Dauer zu geben, es zu kultivieren, entstehe Wärme. Gelinge dem Melancholiker die Hingabe, so werde es frei um ihn. Beim Choleriker sei die Verantwortung der Schlüssel. Sie wecke in ihm die Liebe, während die Treue im phlegmatischen Temperament zum Licht führe. Hingabe, Interesse, Treue und Verantwortung als Seelenmedizin.

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