Dreißig im anthroposophischen Feld tätige Medienschaffende (KOPRA) trafen sich nach zweijähriger physischer Corona-Abstinenz zum gemeinsamen Austausch. Schlagkraft, innerer Dialog und der Umgang mit Anti-Anthroposophie-Aktivisten waren die Kernthemen des Treffens.
Ende April waren die Räumlichkeiten von Demeter in Berlin Neuköln Treffpunkt der Redakteure und Öffentlichkeitsarbeitenden. Mit der vielen medialen Kritik an Anthroposophie im Herbst 2021 und Frühjahr 2022, dem Angriffskrieg Russlands und der ‹Nach-Corona-Zeit› gab es viel zu besprechen. Aus den Fragen mancher TV-Anstalten zeige sich, so wurde berichtet, dass wahrgenommen werde, dass es in der anthroposophischen Bewegung kaum Dialog mit Vertreterinnen und Vertretern extremer Haltungen in den eigenen Reihen zu Corona oder auch dem Ukraine-Krieg gebe. Wünschenswert wäre es, von solchen Gesprächsbemühungen berichten zu können. Detlef Hardorp rief dazu auf, gegenüber Falschdarstellungen schneller zu reagieren, hier mehr «Schlagkraft zu entwickeln». Sebastian Knust, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Anthroposophischen Gesellschaft Deutschland, berichtete von der Zusammenarbeit mit dem Medienwissenschaftler Prof.Christoph Fasel und dem Auftrag, die von den Medien verwendeten Quellen wie die Darstellung des (selbst ernannten) Kritikers Oliver Rautenberg vom Institut für Verbraucherjournalismus (ifv) prüfen zu lassen. Ergebnis des Gutachtens:
• keine sachgerechte Trennung von Tatsachen und Meinungen
• einseitige Selektion der Inhalte
• Verschweigen von ansehensrelevanten Tatsachen
• keine Konfrontation der angegriffenen Institution
• fragwürdige Tatsachenbehauptungen.
Journalismusexperte Fasel erwähnte einen besonders kritischen Punkt: «Wir müssen annehmen, dass Rautenberg mutmaßlich sogar falsche Tatsachenbehauptungen aufstellt und verbreitet!» Das werde durch deutsche Landgerichte geprüft. Die Angriffe auf Anthroposophie scheinen in den Ausbildungseinrichtungen durch geringere Anmeldungen nicht folgenlos zu bleiben.
Erfreulich war der Umsatzzuwachs bei Demeter, wie Alexander Gerber, Vorstandssprecher von Demeter Deutschland, berichtete. Die Großkunden von Demeter im Handel würden das mediale Gewitter gelassen nehmen. Mehrere im Kreis rieten davon ab, sich bei Kritiken auf eine Auseinandersetzung um Zitate von Rudolf Steiner einzulassen. Annette Bopp, Mitorganisatorin des Treffens, skizzierte die geänderte Arbeitsweise von Medienanstalten. Journalistinnen und Filmer werden losgeschickt, um eine bestimmte ‹Story› zu holen. Die Interviews dienten häufig dazu, eine feststehende Botschaft zu bestätigen. Das bedeute, dass ausführliche informelle Gespräche mit Journalisten heikel sind. An den nächsten Treffen will der Kreis der Medienschaffenden die Krisenkommunikation selbstkritisch beleuchten.
Bild Halbes Rund der anthroposophischen Medienschaffenden; Foto: Wolfgang Held
Überraschung: Der mit den Anthroposophen eng verbundene Prof. Christoph Fasel kommt in seinem Gutachten zu genau dem Ergebnis, das Ihnen am liebsten ist.
Es ging wohl darum, die Bedeutung des Begriffs „Gefälligkeitsgutachten“ zu demonstrieren.