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Rückschau mit Postkarten

Die Goetheanum Meditations Initiative hatte im Sommer vor ein paar Jahren eine Tagung veranstaltet. Jede und jeder sollte in kleinen Arbeitsgruppen von seiner eigenen meditativen Arbeit berichten, sollte praktisch und lebensnah zeigen, wie sie oder er arbeitet.


Eine Teilnehmerin in unserer Gruppe brachte einen Stapel Kunstpostkarten mit und verstreute sie auf dem Boden. Drucke von Tieraquarellen bis Ölporträts, von Kohlestiftzeichnungen bis Pastellskizzen lagen so bunt nebeneinander, von Mondrian bis Miró, von Klee bis Kiefer.

«Such eine Karte, die der Stimmung, dem Geist deines gestrigen Tages entspricht», so lautete die Aufgabe. Das Auge wanderte über die Bilder, jedes ein Angebot, um die Tageserlebnisse tiefer zu verstehen. Irgendwann griff jeder zu einer Karte und versenkte sich in die kleine Malerei. Die Erinnerung an die Erlebnisse des Vortags kamen so ins Gespräch mit dem Bild. Das Bild befragte die Geschehnisse, schien sie zu verstehen. Wie im Artikel von Jean-Michel Florin war es das gleiche Erlebnis: Malerei ist nicht sichtbar, sie macht sichtbar. Das Experiment an der Tagung zeigte, dass dies nicht nur für die äußere Landschaft gilt, sondern auch für die Seelenlandschaft.


Titelbild: Jean-Claude Monet, Pappelserie, 1891

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