Rudolf Steiners Familie I – Die Verwandtschaft

Marginalien zu Rudolf Steiners Leben und Werk 19

Oskar Schmiedel (1887–1959) war der Erste, der Forschungen über Rudolf Steiners Familie anstellte. Er hat Nachkommen der Familien Blie und Steiner persönlich aufgesucht und Fotos von ihnen erhalten – die hier abgebildeten Porträts stammen aus seiner Sammlung (heute Goetheanum-Archiv).


Rudolf Steiners Vorfahren – soweit man sie zurückverfolgen kann – lebten in einem überschaubaren geografischen Umkreis: im Waldviertel (Nordostösterreich) und im angrenzenden Mähren. Alle waren Handwerker: Bauern, Müller, Jäger, Förster, Weber, Tüncher, Lebzelter (Lebkuchenbäcker). Bedingt durch den Beruf seines Vaters, wuchs Rudolf Steiner jedoch fern von dieser Gegend auf – und lernte so in seiner Kindheit wohl nur wenige von seinen Verwandten kennen.

Wem er von seinen zahlreichen Tanten, Onkeln, Cousins und Cousinen, soweit es sich aus verschiedenen Dokumenten erschließen lässt, persönlich begegnete, der oder die soll im Folgenden vorgestellt werden. Seine Großeltern gehörten jedenfalls nicht dazu: Beide Großväter waren viele Jahre vor seiner Geburt verstorben; die Großmutter mütterlicherseits starb im Armenhaus, als er ein Jahr alt war. Von der Großmutter väterlicherseits sind Todesdatum und Todesort bisher unbekannt.

Die Familie des Vaters

Rudolf Steiners Vater, Johann Baptist Steiner (Trabenreith, 23. Juni 1829–22. Januar 1910, Horn) – der wohl nach Johannes dem Täufer benannt wurde, da er in der Johannizeit zur Welt kam –, war der Sohn von Johann Michael Steiner (†1849) und seiner Frau Anna Maria Poigner (*1797–nach 1841). Während sich die Vorfahren dieser Großmutter, die aus einer Familie von Bauern stammt, weit zurückverfolgen lassen, liegen bei Rudolf Steiners Großvater merkwürdige Umstände vor: Im Hochzeitseintrag der Großeltern vom 24. Februar 1824 in der Traumatrike Trabenreith sind, wie üblich, die Eltern der Brautleute verzeichnet. Dort steht bei dem «Waldförster und Perneggerischen Bestandswirth» Johann Michael Steiner, er sei des Johann Steiner, «Bindemeisters [Tüncher] von Nexing», und der Juliana, geb. Wingler, «ehelich erzeugter Sohn» und 46 Jahre alt. Er müsste also 1777 oder 1778 geboren sein. Nun findet sich tatsächlich in den Taufmatriken von Nexing ein Johann Michael Steiner mit den genannten Eltern – aber dieser ist am 30. April 1787 geboren. Man kann vermuten, dass es in der Traumatrike einen Verschreiber gab – und es heißen müsste: 36 Jahre, dann würde es mit der Angabe genau hinkommen.

Doch selbst wenn es so wäre, gibt es weitere Rätsel: Denn die Mutter, Juliana Steiner-Wingler, starb in «Kindesnöten» bei der Geburt – und das Kind folgte ihr am 20. Oktober 1787.1

Bild: Rudolf Steiners Onkel Anton Steiner, jüngerer Bruder von Johann Baptist Steiner

Der verwitwete Vater, Johann Steiner (1752–1812), der im selben Jahr Frau und Kind verloren hatte, heiratete danach noch zweimal. Es wurden ihm weitere 13 Kinder geboren – u. a. am 7. August 1806 ein Knabe, der wieder den Namen Johann Michael2 erhielt. Wie also verhält es sich mit Johann Michael Steiner, dem Familiennamensgeber? Seine Herkunft ist geheimnisumwittert und sein Geburtsjahr ungewiss. Zumindest aber ist sein Todesdatum gesichert: Am 10. August 1849 starb er in Geras als «k. k. Revierjäger des Stiftes Geras» an der Gelbsucht, mit den «hl. Sterbesakramenten» versehen. Sein Alter ist hier – nicht übereinstimmend mit der Angabe in der Traumatrike – mit 64 Jahren angegeben, wonach er also 1784 oder 1785 geboren sein müsste.

Wie seine beiden älteren Geschwister Edmund (1825–1885) und Theresie (1827–1828) wurde Johann Baptist, der Vater Rudolf Steiners, in Trabenreith geboren. Dann zog die Familie nach Geras um, wo die weiteren Geschwister Anton (1832–1907)3, Franz Xaver (1833–1907), Anna (*1836) und Maria Steiner (*1841) geboren wurden. Edmund, Franz Xaver, Anton und zunächst auch Johann Baptist wählten alle den Beruf des Vaters und wurden Jäger und/oder Förster!

Bild: Rudolf Steiners Cousine Ludmilla Steiner, Tochter von Anton Steiner

Ob Rudolf Steiner jemals Verwandte der väterlichen Seite kennengelernt hat, ist fraglich. Es finden sich keine Belege dafür, nur einige Todesfälle werden in den Briefen seines Vaters erwähnt: «Was mich Mutter und Geschwister betrifft sind wir gesund und hoffen das Gleiche auch bei Dir; nur haben wir voriges Monat einen Todesfall gehabt, es ist mein Bruder Anton gestorben, er war wie Du weist, als Förster in Walkenstein und war 74 Jahr alt; sonst keine Veränderungen.» (21. Sept. 1907) Und im Brief vom 6. Dezember 1907 heißt es: «Neues von unserer Verwandtschaft geben wir Dir bekannt, daß mein Bruder Anton der Förster in Walken­stein Stift Geras, so wie der jüngere Bruder Franz, der sich ebenfalls im Geraser Stift befand, vor einigen Wochen gestorben sind.»

Die Familie der Mutter

Mit den Angehörigen der mütterlichen Familie bestanden aus verschiedenen Gründen innigere Kontakte.

Franziska Blie stammte «aus einer alten Horner Familie» (GA 28, S. 8), deren Name in den Matriken teilweise auch als «Blüh» geführt wird. Ihr Vater Joseph Blie (1796–1848) kam aus einer kinderreichen Familie aus Weitersfeld (Bezirk Horn) und war, wie schon sein Vater und Großvater, Leinwandweber und Leinwandhändler. Carlo Septimus Picht schrieb 1931 in seinem Artikel ‹Aus der Schulzeit Rudolf Steiners›: «Nach einer persönlichen Äußerung Rudolf Steiners hatte seine Mutter slawisches Blut.»4 Das bestätigt sich im Stammbaum: Franziska Blies Großmutter väterlicherseits – Anna Maria Bauer – kam aus Mähren. Ihre Mutter, Maria Anna Schellerl (1795–1862), ent-­stammt einer Mül­lersfamilie aus Oberhöflein (Bezirk Horn). Sie starb als «Armenpfründnerin», also im Armenhaus, da die Familie in dieser Zeit in Not war – das alte Handwerk trug nichts mehr ein, und so mussten die beiden Brüder eine Zeitlang als Tagelöhner arbeiten.

Joseph und Maria Anna Blie hatten fünf Kinder: Juliana (*1820–nach 1901), Franz (1821–1901), Joseph (1823–1895), Anna Maria (*1824) und als Nachzüglerin Franziska (1834–1918).5 Die älteste Schwester, Juliana, heiratete 1853 – kurz nach der Geburt der gemeinsamen Tochter Marie – Josef Szedlatsik (*1821) aus Mengsdorf in der Nordslowakei. Als Beruf ist bei Josef Szedlatsik ‹Gastgeber› eingetragen – d. h. er betrieb ein Gasthaus oder eine Herberge. Das Ehepaar ließ sich in Lichtental bei Wien trauen, und sie lebten wohl auch die nächsten Jahrzehnte im Wiener Umkreis.

Man kann deshalb davon ausgehen, dass Rudolf Steiner diese Verwandten als Kind oder Jugendlicher kennenlernte. Als er 1901 mit seiner Frau Anna Österreich bereiste, trug er in sein Reisetagebuch – das im letzten Archivmagazin des Rudolf-Steiner-Archivs veröffentlicht wurde – unter dem Datum 18. August 1901 ein: «Gehen zu Tante Szedladzik.»6

Auch zu deren Tochter Marie (30. Juni 1853–nach 1922) – wienerisch Mizzi oder Mitzl genannt – bestanden Beziehungen. Sie besuchte zusammen mit Rudolf Steiners Schwester Leopoldine seinen Vortrag vom 20. Februar 1893 über ‹Einheitliche Naturauffassung und Erkenntnisgrenzen›. Das geht aus einer Mitteilung Rudolf Steiners vom 18. Februar 1893 an die Eltern und Geschwister hervor: «Officielle Karten habe ich nicht, doch bitte ich Poldi und Mitzl mit diesen Visitkarten hinzukommen und sich auf mich zu berufen respective um mich zu fragen.»7 Und am 26. Dezember 1908 schreibt Johann Steiner: «Die Szedlacik Mizzi aus Wien hat uns geschrieben, sie hätte so eine große Freude gehabt Dich zu sehen, Du hast sie aber nicht besucht, bist Du noch in Wien wieder gewesen, oder meint sie die Reise (Sept. 08), wo Du von uns weg über Wien nach Italien, – wenn Du wieder nach Wien kommen solltes, und es Deine Zeit halbwegs zulässt, so besuche sie auf einige Minuten, denn wie sie schreibt kränkt es sie recht wenn jemand von uns in Wien ist und sie nicht besucht, ihre Wohnung ist bis jetzt noch immer dieselbe.» Offenbar haben Rudolf Steiner und sie sich auch in der Zeit des Wiener West-Ost-Kongresses 1922 gesehen, jedenfalls schreibt sie ihm als «Deine Cousine Marie» am 14. Juni 1922: «Lieber Cousin Rudolf! Unbeschreiblich ist meine Freude Dich nach so vielen Jahren wiedergesehen zu haben und begrüßen zu können. Du siehst lieber Cousin sehr gut aus, auch Deine liebe, werte Frau Gemalin, eine schöne, liebenswürdige Dame. Du bist stets auf Reisen hast viel zu tuen. Was meine Person betrifft, geht es mir gar nicht gut, bin nicht gesund und die jetztige Lage der Teuerung und mein Verdienst ist nicht groß, um das nötigste mir kaufen zu können es ist eine traurige Zeit. Sehr freuen würde es mich hie und da von Dir etwas zu hören.»8

Bild: Rudolf Steiners Cousin Ignaz, Sohn von Joseph Blie, mit seiner Frau Julie, geb. Metall

Die Brüder Franz und Joseph Blie waren beide zunächst Flechtmacher (Korbmacher); dann, wie oben schon erwähnt, waren sie eine Weile als Tagelöhner tätig, bis sie neue Berufe fanden. Joseph Blie, der 1846 Anna Donhauser geheiratet hatte, begründete 1866 einen Gasthof, der noch heute als Hotel Blie in Horn besteht. Franz Blie, seit 1853 mit Maria Anna Veigl verehelicht, wurde später ‹Leichenbesorger›, er richtete also die Leichen für die Bestattung her. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er 1877 Francisca Barath, die Witwe eines Totengräbers. Rudolf Steiner könnte ihn noch kennengelernt haben, als er im November 1899 erstmals Horn besuchte, wohin seine Eltern mit Leopoldine und Gustav nach der Pensionierung des Vaters gezogen waren. Auf jeden Fall aber kannte er Ignaz Blie (1851–1925), den Sohn von Joseph Blie, der von diesem die Gastwirtschaft übernahm und das Unternehmen u. a. durch eine Winterkegelbahn bedeutend vergrößerte. Ihn traf Rudolf Steiner 1901, als er mit seiner Frau Anna die Eltern in Horn besuchte, denn unter dem Datum vom 16. August heißt es: «Mit Ignaz Blie Sandgruben»9. Den Tod von dessen 25-jährigem Sohn Franz meldet Johann Steiner seinem Sohn Rudolf am 19. Januar 1899: «Der Lehrer Franz Blie, wo ich im vorigen Schreiben erwähnte, ist leider gestorben am 26. Dzbr v. J. war das Leichenbegängnis.»

Erstes okkultes Erlebnis

Durch die eingehendere Erforschung von Rudolf Steiners familiärem Umfeld lässt sich nun auch aufklären, welches Familienmitglied es genau war, das ihm bei seinem ersten okkulten Erlebnis als Knabe erschienen war: Es kann sich nur um die zweitälteste Schwester seiner Mutter, Anna Maria Büttner-Blie (*1824),10 handeln, da Rudolf Steiner seine Tante Juliana noch 1901 besuchte. Anna Maria Blie gebar 1850 ein uneheliches Kind, das nach wenigen Tagen starb. 1853 heiratete sie den «Finanzwachaufseher» Joseph Büttner (*1823) aus Rochlitz in Böhmen. Am 22. März 1853 wurde ihnen in Weitra Sohn Heinrich geboren.

Wann sie sich das Leben nahm, konnte bisher noch nicht ermittelt werden, denn Suizide wurden damals nicht in den Kirchenmatriken verzeichnet. Aus den Erzählungen Rudolf Steiners heraus lässt sich vermuten, dass sich das Ereignis kurz vor dem Umzug seiner Familie von Pottschach nach Neudörfl im Januar 1869 abspielte, also wohl im Herbst/Winter 1868. Er schreibt darüber in einem autobiografischen Fragment: «Einen tiefen Eindruck machte auf den Knaben das folgende Erlebnis. Die Schwester meiner Mutter war auf tragische Art gestorben. Der Ort, an dem sie lebte, war ziemlich weit von dem unsrigen entfernt. Meine Eltern hatten keine Nachricht. Ich sah, sitzend im Wartesaal des Bahnhofes, im Bilde das ganze Ereignis.»11 Etwas ausführlicher erzählt er im autobiografischen Vortrag vom 4. Februar 1913: «Die Frauenspersönlichkeit trat zur Türe herein, ging bis in die Mitte der Stube, machte Gebärden und sprach auch Worte, die etwa in der folgenden Weise wiedergegeben werden können: ‹Versuche jetzt und später, so viel du kannst›, so etwa sprach sie zu dem Knaben, ‹für mich zu tun!› Dann war sie noch eine Weile anwesend unter Gebärden, die nicht mehr aus der Seele verschwinden können, wenn man sie gesehen hat, ging zum Ofen hin und verschwand in den Ofen hinein. […] An einem Orte, der für die Denkweise der Leute, um die es sich da handelt, recht weit von jenem Bahnhofe entfernt war, hatte sich in derselben Stunde, in welcher im Wartesaale dem kleinen Knaben die Gestalt erschienen war, ein sehr nahestehendes Familienglied selbst den Tod gegeben.» Er wusste «nicht viel von jener Persönlichkeit, die sich da selbst gemordet hatte. Das Ereignis machte einen großen Eindruck, denn es ist jeder Zweifel darüber ausgeschlossen, dass es sich gehandelt hat um einen Besuch des Geistes der selbstgemordeten Persönlichkeit, die an den Knaben herangetreten war, um ihm aufzuerlegen, etwas für sie in der nächsten Zeit nach dem Tode zu tun.»12

Bild: Rudolf Steiners Onkel, der Gastwirt Joseph Blie

Dieses Erlebnis war von großer Bedeutung für den jungen Rudolf Steiner, da «von jenem Ereignisse ab für den Knaben ein Leben in der Seele anfing, welchem sich durchaus diejenigen Welten offenbarten, aus denen nicht nur die äußeren Bäume, die äußeren Berge zu der Seele des Menschen sprechen, sondern auch jene Welten, die hinter diesen sind. Und der Knabe lebte etwa von jenem Zeitpunkt ab mit den Geistern der Natur, die ja in einer solchen Gegend ganz besonders zu beobachten sind, mit den schaffenden Wesenheiten hinter den Dingen, in derselben Weise, wie er die äußere Welt auf sich wirken ließ.»13 Er wusste von da an, «wie man in den geistigen Welten lebt».14 Und es musste eine bedeutsame Beziehung zwischen dieser Tante und ihm bestehen, dass sie sich nachtodlich an ihn wandte, obwohl er sie nie kennengelernt hatte.

Bild: Anna Donhauser, die erste Frau Joseph Blies

Nun spricht Rudolf Steiner öfters davon, wie wichtig es ist, dass man als Kind Gefühle der Verehrung ausbilden kann. Er selbst muss dahingehende Erfahrungen mehrmals gemacht haben – nicht nur bei verehrten Persönlichkeiten wie dem Bahnarzt Carl Hickel und einigen Lehrern, sondern auch bei einem Verwandten, von dem die Eltern öfters sprachen. So erzählt er im Vortrag vom 21. November 1908: «Wenn es einem vorgekommen ist, dass man in der ersten Kindheit in der Familie hat sprechen hören von einem Familienangehörigen, von dem verbreitet wird, dass er sehr verehrt werde, und wenn man als Kind dies Gefühl auch in sich aufgenommen hat, und der Tag naht, wo man diese Persönlichkeit zum ersten Male sehen kann – wenn man dann eine heilige Scheu hat, die Klinke der Tür zu drücken, hinter der die verehrte Person erscheinen soll, so ist das auch ein sehr andächtiges Gefühl […].»15 Im Aufsatz über ‹Die Erziehung des Kindes› nennt er sogar ein konkretes Alter: «Einem achtjährigen Knaben wird von einer ganz besonders ehrenwerten Persönlichkeit gesprochen. Alles, was er von ihr hört, flößt ihm eine heilige Scheu ein. Es naht der Tag, wo er zum ersten Male die verehrte Persönlichkeit sehen kann. Ein Zittern der Ehrfurcht befällt ihn, da er die Klinke der Türe drückt, hinter welcher der Verehrte sichtbar werden wird …»16

Wenn der Knabe Rudolf Steiner diese Erfahrung selbst gemacht hat, wer kann dann dieser Familienangehörige sein? Lässt man die Verwandten Revue passieren, kommt eigentlich nur der Mann von Anna Maria, Joseph Büttner, infrage, der einen erfolgreichen beruflichen Werdegang durchlief – vom Finanzwachaufseher bis zum Rechnungs-Offizial bei der k. k. Tabak u. Stempel-Hofbuchhaltung in Wien. Möglicherweise war dieser Aufstieg die Ursache, dass man in der Familie bewundernd von ihm sprach – und da er in Wien lebte, ist auch gut möglich, dass Rudolf Steiner ihn als achtjähriges Kind erstmals dort oder in Neudörfl gesehen haben kann.

Der Sohn von Anna Maria und Josef Büttner, Heinrich (1853–1946), schlug eine ähnliche Laufbahn ein und wurde sogar Zoll-Oberinspektor, Regierungsrat und Mitglied im Zoll-Beirat des Handelsministeriums; 1908 erhielt er das Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens. Zu ihm hatte Rudolf Steiner öfters Kontakt – so ist seine Wiener Adresse gelegentlich in Notizbüchern zu finden – schon 1879 und noch 1922,17wo er ihn wohl besucht hat, als er für den Wiener Kongress wieder einmal in der alten Heimatstadt war. Am 8. April 1918 schreibt ihm seine Schwester Leopoldine: «Neues kann ich mitteilen, dass die Frau von Heinrich Büttner den 3. April gestorben ist ich glaube lieber Rudolf es dürfte Dich vielleicht intresieren da Du sie doch gut gekannt.» Dass Rudolf Steiner also auch Heinrich Büttners Frau Antonia (1851–1918) «gut gekannt» hat, unterstreicht seine Beziehung zu dieser Familie.

Ob diese Treue im Verhältnis zu Heinrich Büttner auch etwas zu tun hat mit Rudolf Steiners besonderer Beziehung zu Anna Maria Büttner – und ihrer nachtodlichen Bitte an ihn, «jetzt und später, so viel du kannst, für mich zu tun»?


Alle Bilder befinden sich im Goetheanum-Archiv (Signatur GOE E.19.05.03.001.002).

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Footnotes

  1. In der Todesmatrike ist das Kind zwar nur als «Michael Steiner» eingetragen, aber durch Angabe der Eltern und die Altersangabe «½ Jahr» zweifelsfrei als Johann Michael Steiner identifizierbar. Es war damals oft Brauch, dem nächsten Kind denselben Namen wie dem letzten verstorbenen zu geben, da die Mutter ja aber bei der Geburt gestorben war, kann dies nicht angehen. Und wenn das Ehepaar schon vorher einen Sohn namens «Johann Michael» gehabt hätte, hätten sie keinem weiteren Sohn diesen Doppelnamen gegeben.
  2. Dieser hat aber eine andere Mutter, die dritte Frau Johann Steiners, Anna Maria Rechling.
  3. Von Anton Steiner gibt bis heute Nachfahren. Von einem derselben wurde mir im Sommer 2019 ein Foto geschenkt, das Johann Baptist seinem Bruder aus Inzersdorf – also zwischen 1879 und 1882 – übersandt hatte.
  4. Carlo Septimus Picht, ‹Aus der Schulzeit Rudolf Steiners›. In: Zur Pädagogik Rudolf Steiners, IV. Jg. 1930/31, S. 260.
  5. Die beiden älteren Schwestern wurden also nach den Großmüttern benannt.
  6. Archivmagazin 10. Dornach 2020, S. 22 f.
  7. ga 39, S. 172.
  8. rsa 089.
  9. Archivmagazin 10. Dornach 2020, S. 22 f.
  10. In meinem Buch ‹Rudolf Steiner. Kindheit und Jugend› (Dornach 2018) bin ich noch davon ausgegangen, dass es sich hierbei um Juliana Blie handeln muss, da von ihr zunächst keine Lebensspuren mehr aufzufinden waren.
  11. ga 46, S. 868 f.
  12. ga 250.
  13. ga 250, S. 626–628.
  14. Ebenda, S. 653.
  15. ga 108. Ähnlich im Vortrag vom 28. Okt. 1908, ga 58, wo er von einer «hervorragenden Persönlichkeit» spricht, von der «innerhalb der Familie […] alle mit Hingebung und Verehrung sprachen».
  16. ga 34, S. 330.
  17. Siehe nb 484 und 122, rsa.

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