Seit mehr als zehn Jahren bemüht sich START international, Kinder und Jugendlichen die von Krieg, Naturkatastrophen und Flucht betroffen sind, durch Praktizieren von Kunst zu unterstützen. Vor zwei Jahren begann eine Zusammenarbeit mit Aeham Ahmad, einem palästinensischen Pianisten aus Syrien, Träger des Internationalen Beethovenpreises für Menschenrechte, Frieden und Freiheit. Barbara Schiller, Leiterin von START international, berichtet.
«Migrations- oder Flüchtlingspolitik, 68,5 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht, humanitäre Katastrophen, Menschen, die im Mittelmeer ertrinken, Seenotretter, die an ihrer Arbeit gehindert werden, gesellschaftlicher Rechtsruck, Unsicherheit» – kaum vergeht ein Tag, an dem nicht zumindest marginal von Themen dieser oder ähnlicher Art berichtet wird. Es ist kaum zu ertragen – und es besteht die Gefahr, dass wir uns abwenden; innerlich so tun, als würde uns das alles nichts angehen. Und deshalb habe ich mich immer wieder gefragt, wie wir im Herzen warm bleiben und die Anbindung aushalten können an die Entwicklungen um uns herum.
Die Erfahrung zeigt: Im eigenen künstlerischen Tätigsein kann der von Leid belastete Mensch, dem das Schicksal sozusagen den Atem verschlagen hat, einen Raum betreten, in dem er wieder ausatmen, wieder den Anschluss des eigenen Gefühls an das Leben erlernen kann: in Freiheit, ohne Zwang, nicht als Opfer, sondern als selbst Gestaltender. Hier steht Schwarz neben Weiß, vermischt sich, grenzt sich ab, wird zur Farbe – oder auch nicht. Dies kann ein Tor in die Zukunft werden.
Durch die Begegnung mit Aeham Ahmad kam ein künstlerisches Programm zustande, das an vielen Schulen und Veranstaltungsorten in Europa gezeigt wurde. «Es beginnt mit einem großen Flügel, einer Einführung und mit einem Kurzfilm über Trümmer und Zerstörung in Syrien. Und dann tritt Aeham auf. Seine Musik erklingt hier in diesem Saal und nimmt uns mit in eine Welt zwischen den Ländern: das künstlerische Miterleben im Zuhören, im inneren Mitgehen zu einer Brücke, die dem eigenen Gefühl hilft, an das Leben anzuschließen; die einen trotz komplizierter Thematik, trotz schlimmster Dramatik Weiteratmen und einen Hoffnungsfaden ergreifen lässt», – erzählte eine Zuschauerin. Laut steht neben leise, Drama neben Spiel, scheinbar unvereinbare Gegensätze berühren sich, mischen sich, verschmelzen miteinander. Wir werden Teil von ihnen, sie Teil von uns.
Aeham Ahmad nimmt uns mit auf eine Reise, in der wir die Macht der Kunst, Getrenntes zusammenführen zu können, im Herzen erleben können – und in diesem Sinne schon auf dem Weg sind in eine gemeinsame Zukunft. Dies macht Mut, dies gibt Kraft und es erwärmt innerlich, um immer wieder einen gemeinsamen Weg zu suchen.
Mehr erfahren und unterstützen: b.schiller@start-international.org
Foto: Aeham Ahmad © Aeham Ahmad