Beim Gespräch über die Neuinszenierung von Goethes ‹Faust› am 19. Februar wurde deutlich, wie stark die beteiligten Kunstbereiche miteinander vernetzt sind.
«Wenn eine Szene in der Probe zum Leben erwacht, muss man gegebenenfalls fallen lassen, was man am Schreibtisch vorbereitet hat», so Regisseurin Andrea Pfaehler. Sie zeigte auf, dass die Inszenierung nicht zuletzt aus dem Tun der aktuell Mitwirkenden entsteht – im Anschluss an die Aufführungstradition am Goetheanum. Wie sehr die Mitwirkenden persönlich engagiert sind, machte die Freude einer Eurythmistin darüber deutlich, von morgens bis abends Eurythmie machen zu können.
Das Bühnenbild wird Orte der ‹realen› Welt mit Ausstattung (etwa Kronleuchter, Teppiche beim Kronsaal) und imaginäre Räume (etwa Walpurgisnacht, Ägäisches Meer) unterscheiden. Ein interessantes Detail zum Boden: Um die Schritte zu hören, werden Bodenplatten verwendet; deren Farbpigmentmischung kann verschiedene Farben aufnehmen. Die Beleuchtung prägt auch sonst die Atmosphäre, schafft oder unterstreicht emotionale Räume. Bei den Kostümen gibt es viel Bekanntes, in anderen Kontexten wirken sie wie neu. Die Musik wird eigenständig sein; die Euphorion-Szene wird gesungen.
Zur Kurzfassung ist Andrea Pfaehler deutlich geworden, dass das Stück nicht ‹kleiner›, nur kürzer geworden ist: «Ihr seht den ‹kürzeren› ‹Faust›, wir haben dieselbe Arbeit wie für den ungekürzten», denn alle Teile werden auf unterschiedliche Weise anwesend sein.
Die Aufführungen finden weitgehend an ‹Faust›-Wochenenden statt, die das Geschehen im ‹Faust› mit dem verbinden, was man in der Welt erlebt. Beispielsweise geht es bei der Medizinischen Sektion um das Eingreifen in die Schrift des Lebendigen, um Schwellen vom Vorgeburtlichen über Beziehungen bis zum Nachtodlichen. Bei der Sektion für Sozialwissenschaften geht es um Macht und Geld sowie die Frage, wie man in Politik und Wirtschaft heute aufbauend statt zerstörerisch gestalten kann.
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Titelbild: Gotthard Killian, Musik; Foto: Sebastian Jüngel