Unter einer ‹Performance› verstehen wir gemeinhin eine künstlerische Aktion, die etwas darstellen will, durch eine Idee führt und diese zur Aufführung bringt. Eine der bekanntesten Künstlerinnen dieser Kunstrichtung ist sicherlich Marina Abramović, deren wirkungsstarke Performances teilweise gar Selbstverstümmelungen beinhalteten.
Im Lateinischen bedeutet die Vorsilbe ‹per› so etwas wie ‹durch, hindurch, völlig, sehr›. ‹Performare› heißt wörtlich ‹völlig (aus)bilden›. Man könnte es auch verstehen als ‹Durchformung›, wenn also eine Idee eine bereits bestehende Form ergreift und verwandelt, sie ihrem Sinn gemäß ganz und gar ausbildet.
Ich wurde einmal angefragt, eine Trauerrede zu halten für eine junge Frau, die vom Schicksal recht früh aus ihrer Familie gerissen wurde. Mit und an dieser Aufgabe wurde mir klar, dass es ganz und gar nicht um mich gehen dürfe. Nicht darum, etwas gut zu machen in den Augen der ‹Zuschauenden›. Ich musste mit meinen Fähigkeiten ganz Dienende sein für die Verstorbene. Und gerade deshalb würde es eine ‹Performance› sein müssen, stellte ich fest. Aber nicht in einem aufführenden, darbietenden Sinne, der sich an Gelingen und Applaus erfreut. Sondern in der Durchformung meiner selbst, dem Finden, Ergreifen und Ausbilden der diesem Anlass gemäßen Form meiner geistig-seelisch-körperlichen Konstitution.
Seitdem frage ich mich, ob das viel zitierte ‹being yourself› eigentlich ‹performing yourself› heißen müsste. Ich durchforme mich. Ich ergreife mich in meinen Bedingtheiten und schiebe, drücke, plastiziere meine vorhandene Form so, dass sie sich verändern kann, wie mein Ich es einsehen und bestimmen will. Ich schicke einen Bewusstseinsstrom durch mich hindurch, der meine je situative Handhabung bewusst gestaltet.
Bild: Performance von Marina Abramović, ‹The Artist is Present›, 2010. Foto: Antonio Zugaldia/ Flickr (CC BY 2.0).