Just Stop Oil nennt sich eine Gruppe von Umweltaktivisten, die mit grell-orangenen Farben auftritt. Der Verbrauch von Erdöl wird als Todbringer thematisiert, aber was wäre, wenn, wie Charles Eisenstein in ‹Klima: eine neue Perspektive› vorschlägt, der Protest sich auf eine andere Substanz konzentrieren würde, eine Quelle des Lebens, das Wasser?
Wasserstellen sind heilig – überall auf der Erde. Sie sind Quellen des Lebens, liquider Boden der Zivilisation. Das gilt heute wie gestern. Im Gegensatz zu dem Zahlenspiel, das der Kampf gegen die globale Erwärmung zu sein scheint, entzieht sich die Komplexität und Verletzlichkeit des Wassers einer einfachen Charakterisierung und Quantifizierung. Wasser kann in so vielen verschiedenen Zuständen existieren und auf so viele verschiedene Arten wirken. Die extremen und außergewöhnlichen Brände, Dürren, Wirbelstürme und Überschwemmungen unserer Zeit machen darauf aufmerksam, dass der ‹Wasserkörper› der Erde seine Mitte verliert – mal ist es die Erstarrung, wenn eine Landschaft vertrocknet, zu Staub wird, mal ist es Auflösung, wenn Brände die wasserarmen Wälder veraschen. Wie gelingt es, das vertraute Gewässer in der Nähe, den Teich, See, Bachlauf von Neuem zu heiligen? Die Verfügbarkeit des Wassers aus dem Hahn ist trügerisch, lässt leicht vergessen, wie es um Regenwälder und Feuchtgebiete steht. Beim Händewaschen könnte es zum Ritual werden: Es ist das Wasser, das vom Dreck befreit – wie ein umgekehrtes Karma erfrischt und reinigt es. So wie da durch den Ausguss etwas Ungeliebtes von uns geht, könnten wir zugleich etwas Wasserverantwortung auf uns nehmen – gerade in diesem Moment des Händewaschens. Wasser zirkuliert durch die Welt. Was da über den Handrücken fließt, ist in Stunden im Fluss und in Tagen im Meer und vielleicht durch die Luft getragen, bald an fernen Orten. Händewaschen als Sekundenmeditation der eigenen globalen Wirkung und Verantwortung, vom Lokus zum Globus.
Bild Just Stop Oil Aktion in Juni 2023, Foto: Just Stop Oil Press Media