Die Gretchenfrage der anthroposophischen Medienarbeit ist: Wie hältst du es mit der Anthroposophie in der Kommunikation?
Wer mit geistigen, seelischen und vitalen Kräften rechnet, wer vom Wirken von Geistwesen ausgeht, soll doch davon auch sprechen. Ohne von persönlichem Erleben gedeckten Worten läuft man jedoch Gefahr, missionarisch zu sein. Nun ist Anthroposophie ein Fachgebiet wie Linguistik oder Ökonomie, dessen Fachsprache per se esoterisch oder abstrakt klingt. Aber hat nicht, wer ein Fachgebiet vertritt, die Aufgabe, zu unterscheiden, wer der Adressat ist: Fachkolleginnen und -kollegen oder andere? Eine Arbeitsmethode ist, die eigenen Worte von anderen einmal ‹gegenhören› zu lassen, um zu erfahren, wie das eigene Gesprochene auf andere wirkt. Erschwerend sind heute geringe Aufmerksamkeitsspannen, die einfache Ja-Nein-Entscheidungen und Auseinandersetzungen von maximal 90 Sekunden Dauer gewöhnt sind. Am wichtigsten ist letztlich das Interesse am Gegenüber, an seinen Fragen, Wünschen und Sehnsüchten.
Titelbild: Vortrag während der Landwirtschaftlicher Tagung 2020, Foto: Xue Li