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Neue Soiréenreihe

Am 10. Februar begann die Soiréenreihe der Sektion für Schöne Wissenschaften mit dem Programm ‹Dichter und Prinzessin› zum Briefwechsel zwischen Rainer Maria Rilke und Elya Maria Nevar.


«Wie gut, Elya, dass Du die Kraft, die Jugend, hast, auf den römischen Frühling einzugehen», schreibt Rainer Maria Rilke zu Ostern 1920 an Elya Maria Nevar. «In meinem Zimmer stehen rote Kamelien, und ich möchte, ich könnte sie in Deines stellen», antwortet die Freundin aus Rom. Diese Worte zeugen von der tiefen Freundschaft zwischen dem Dichter und der späteren Goetheanum-Schauspielerin. Der erstmals 1946 veröffentlichte und seither vergriffene Briefwechsel, von René Madeleyn wesentlich erweitert und demnächst im Verlag am Goetheanum neu herausgegeben, wurde von Andrea Pfaehler und Torsten Blanke in Szene gesetzt. Wenige Requisiten schafften ein Ambiente, das die Soiréengäste in einen intimen Raum versetzte, während die junge Elya und der reife Dichter durch die einfühlsame Rezitation in greifbare Nähe rückten. Wunderbar ergänzt wurde die Lesung durch René Madeleyns Ausführungen. Der Rilke-Liebhaber und Kenner berichtete von seinen Recherchen und erstaunlichen Trouvaillen, so fand er Briefe, worin sich von Elya Maria Nevar gepflückte und getrocknete Blüten verbargen.

1918 besuchen die beiden gemeinsam Rudolf Steiners Vortrag über das ‹Sinnlich-Übersinnliche in seiner Verwirklichung durch die Kunst›. Danach schlagen sie unterschiedliche Wege ein. Begeistert widmet Elya Maria Nevar ihr weiteres Leben als Schülerin Rudolf Steiners der Anthroposophie, sie ist in großen Rollen am Goetheanum zu sehen. Rainer Maria Rilke bleibt der Anthroposophie gegenüber skeptisch, wie er seinem Dichterkollegen Albert Steffen in einem späteren Gespräch gesteht.

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