Stephan Eisenhut ist Redakteur des anthroposophischen Magazins ‹Die Drei›, das 1921 gegründet wurde, um insbesondere die Idee der menschlichen und der sozialen Dreigliederung gedanklich zu vertiefen. Seit Kurzem produziert er in Zusammenarbeit mit dem D. N. Dunlop Institut eine Videoreihe über die Dreigliederung.
Was ist das Anliegen der Videoreihe? Meine Erfahrung ist, dass viele Menschen, die in anthroposophischen Einrichtungen arbeiten, sehr wenig von der Idee der Dreigliederung wissen und nicht die Zeit haben, regelmäßig Seminare zu diesem Thema zu besuchen. Mein Anliegen ist, gerade für diese Zielgruppe einen systematisch aufgebauten Grundkurs anzubieten, dessen Gedanken in weiteren Schritten in Seminaren vertieft werden können, wenn das Bedürfnis danach entsteht.
Von welcher Perspektive aus schauen Sie auf die Notwendigkeit der Dreigliederung? Durch die gedankliche Beschäftigung mit der Dreigliederung können wir uns in jene Kräfte einleben, die in unserer Leibbildung wirken und nicht unabhängig vom geistig-seelischen Leben sind. Die gleichen Kräfte sind auch im sozialen Zusammenleben wirksam. Indem ich sie empfinden und denken lerne, beginne ich auch, mein eigenes Wesen immer besser zu erkennen. Zugleich kann ich diese Kräftewirksamkeit bei der Gestaltung sozialer Einrichtungen beachten.
Welche Hilfe könnte die Dreigliederung in der heutigen politischen Situation entfalten? Wir sollten uns zunächst nicht so sehr auf das politisch-demokratische Glied fixieren. In allen drei Gliedern werden heute Lösungen gesucht, die auf technisch-organisatorischem Denken aufbauen. Die neuere Menschheit hat das Kopfdenken einseitig entwickelt, wo die gleichen Kräfte wie im wirtschaftlichen Glied des sozialen Organismus wirken. Unternehmende können zur Verwandlung beitragen, wenn sie ein Denken entwickeln, welches hinausreicht über das, was die eigenen betrieblichen Abläufe betrifft. Sie entwickeln dann ein Geistesleben, welches selbstlos wird und nicht durch Lobbyismus das Rechtsleben im Sinne der eigenen Interessen beeinflussen will. Ein solches Geistesleben erst bereitet das Feld, auf dem sich auch eigenständige Gemeinschaftsorgane des Wirtschaftsleben bilden können. Diese werden zu Wahrnehmungsorganen für die Wirtschaftsprozesse, die gerade nicht durch die Politik gestaltet werden können. In der Folge wird sich auch die Politik verändern. Gelingt das nicht, werden soziale Heilideen an die Stelle treten, wie sie derzeit im Rahmen der Vorbereitung des nächsten Weltwirtschaftsforums in Davos diskutiert werden. Das ‹Gute› kann nicht durch einseitig technische Ideen realisiert werden.