Natürlich bin ich unsicher beim Warten auf den Flixbus, nicht ich fahre ihn, bin Objekt. Beim anderen, Normalen, ist das kein Problem, das Objekt gewinnt eine Selbständigkeit. Bei mir, dem Schreib-Subjekt, dirigiert ein objektives inneres Subjekt. Sie sind so etwas wie Partner. Das innere scheint blind und taub. Das äußere wird von den Resultaten oft überrascht.
Aus: Elke Erb, Das Gedicht ist, was es tut. Berliner Rede zur Poesie 2018. Göttingen 2018, S. 43.
Was zeichnet das objektive innere Subjekt aus, worin ist es wirksam?
Auswahl und Kommentar von Johanna Lamprecht
Zeichnung von Philipp Tok
Das ist ein sehr anspruchsvoller Text und eine sehr schwere Aufgabe für diese Woche.
Wirksam ist das objektive innere Subjekt auf jeden Fall nicht beim „anderen, Normalen“. Das ist ein erschütternder Gedanke, an den ich mich erst einmal gewöhnen muss.
Man könnte davon ausgehen: In einem Flixbus herrscht eine gewisse Solidarität oder gar Intimität der Reisenden. Zumindest nach ein paar Stunden könnte man wohl von einer Leidensgenossenschaft ausgehen. Aber das ist offenbar nicht der Fall.
Nun könnte man sich fragen, woher das lyrische Ich seine Informationen über die innerweltlichen Zustände der „anderen, Normalen“ bezieht.
Also woher weiss man das? Immerhin ist man selber „unsicher“ (meint man), für die anderen ist es jedoch „kein Problem“ (glaubt man).
Ich werde noch einmal darüber nachdenken.
Herzlichen Dank für diesen schönen Text. Elke Erb hat ihre Rede „Das Gedicht ist, was es tut“ aufgrund schriftlicher Aufzeichnungen mündlich dargeboten und daraus ist dann die gleichnamige Publikation „Das Gedicht ist, was es tut“ entstanden.
Die Originalrede kann man sich auch anhören, falls man es erträgt, eine Dichterin von Weltrang vor Publikum sprechen zu hören. Das ist nämlich etwas ganz anderes als solch einen Text alleine für sich zu lesen.
Das Zitat basiert auf einer Notiz vom Montag, den 24. Juli 2017.
Zur Rede:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/georg-buechner-preis-fuer-elke-erb-das-gedicht-ist-was-es-100.html
Viele Texte der Antike basieren auch auf einem seltsamen Ineinandergreifen von Mündlichkeit und Schriftlichkeit. So ein bisschen liebäuge ich damit nach dem Sommer Archäologie und Philologie zu studieren, ansonsten Tiermedizin.
Kennt dieses Buch hier jemand, ist das wirklich so ein gutes Buch, das man gelesen haben muss? Denn das Buch ist ja ganz schön teuer.
https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-663-12074-2
Auf jeden Fall vielen lieben Dank für all die schöne Lyrik und all die guten Gedanken die ich vom Goetheanum bekomme.