Die Kunst, Angst zu transformieren.
Im Jahr 1918, zum Ende des Ersten Weltkriegs, gab Rudolf Steiner dem Musiker, Komponisten und Landschaftsarchitekten Jan Stuten eine Aufgabe: Er sollte eine neue Farbenkunst kreieren, aus einer Kombination von Klang, Farbbewegung sowie farbigem Licht und Schatten. Die Interpretation des Ergebnisses sollte dabei in den Augen der Betrachtenden liegen. Das Thema der ersten Arbeit von Stuten betitelte Steiner als ‹Metamorphosen der Angst› und schuf damit eine Verbindung zu den kollektiven und individuellen Erfahrungen der Menschen im Ersten Weltkrieg. Seine Intention war dabei, dass das Kunstwerk einen Beitrag zur Transformation des omnipräsenten Gefühls von Angst in der Nachkriegsgesellschaft leistet. Als Antwort auf Steiners Aufgabenstellung erstellte Stuten fünfzehn Kreideskizzen auf Packpapier als eine Art Drehbuch für ein farbiges Lichtspiel mit demselben Namen. Seine Grundidee war, dass sich Licht, Schatten und Farben in Beziehung zu Musik bewegten und veränderten. Angst als Reaktion auf die aktuelle Weltsituation ist auch heute relevant – und so wird ihre künstlerische Metamorphose als Thema erneut von einer Gruppe von Kunstschaffenden aufgegriffen. Sie versammeln sich an der Kunst- und Bildungsinitiative Free Columbia im US-Bundesstaat New York, um Steiners und Stutens Projekt mit neuem Leben zu erfüllen. Die multimediale Zusammenarbeit wird Malerei, farbiges Licht, Videoinstallation, Bewegung, Klang und Musik kombinieren. Beteiligt an der Kollaboration sind Frank Agrama, Soren Dietzel, Kai Noar, Sampsa Pirtola, Matt Sawaya, Laura Summer und Jen Zimberg. Als ersten Schritt hat Summer frei nach Stutens Skizzen drei Stadien der ‹Metamorphose von Angst› gemalt. Als nächstes werden die Bilder in Bewegung und Klang übersetzt. Eine Ausstellung und Reihe von Aufführungen ist für Ende des Jahres oder Anfang des kommenden Jahres geplant.
Mehr The Metamorphosis of Fear
Bilder ‹Metamorphosis of Fear› (Ausschnitt), Laura Summer, 2023